Sonntag, 22. August 2021

Zu Kreuz gelaufen

Wohin des Wegs? Vor allem beim langen Lauf der Woche. Oft überlege ich mir vorab eine Route, auf die ich Lust habe. Manchmal ergibt es sich aber auch spontan, so wie heute.

Etwa 16 km sollten es werden. Eine grobe Richtung hatte ich auch geplant.

Aber dann kam ich an dem Wegekreuz vorbei, bei dem ich schon vor Wochen ein Spielzeugfernglas hängen sah. Es baumelt dort immer noch.

Da wäre doch mal eine Variante, einfach alle an meiner Strecke liegenden Kreuze festhalten. Auf gehts:






In mir reift die Überlegung, doch nicht die an meiner Strecke liegenden Kreuze "abzuarbeiten", sondern meine Strecke gleich entsprechend zu wählen!

Tauchte hier im Blog schon vor einer Weile auf

Inschrift verwittert, wird aber besucht
Ab nun steuere ich gezielt ein abseits gelegenes ... "Häuschen" an. Wenn ich richtig fündig geworden bin, müsste dies unter der Bezeichnung "Bildstock" laufen. Ich bin neugierig. Das Schlüsselpaar, das rechts an einer alten Scharnierhalterung hängt, passt nicht auf das Vorhängeschloss. Fundsache?




In der Nähe habe sich Dutzende Möwen auf einem frisch gepflügten Acker mit fein zerkrümelter Erde niedergelassen. Den direkt daneben, ein nur grob gepflügtes Kornfeld, scheint ihnen nicht gut genug.


Am Rand eines Reiterhofs ein größeres Häuschen, fast schon luxuriös. Was wohl die Gänse auf dem Altar drinnen bedeuten sollen...?



Langsam gewinnt mein selbst gewähltes Thema mehr und mehr Eigendynamik. Längst scanne ich fast die Umgebung, krame in meinem Hirn, wo ich nicht schon überall Kreuze wahrgenommen habe. Im Nachbardorf werde ich fündig. Versteckt hinter einem Trafohäuschen und Altkleidercontainern eine etwas ungepflegte Ecke mit Kreuz.  Die Inschrift wie so oft unleserlich, aber das Prägeschild des Bildhauers ist gut erkennbar. Die angegebene Straße mit Bezug auf den "Kreisbahnhof" in einem anderen Ortsteil verrät, dass es mindestens 100 Jahre alt sein muss.


Auch theologische Geschmäcker können sich ändern. Diese Mini-Kapelle bei einem weiteren Reiterhof des Dorfes wurde laut Inschrift 1954 geweiht.


Bewacht wird sie von einem wunderschönen Collie. Als Kind wollte ich so einen immer schon als Spielgefährten haben. Als Erwachsene sorge ich mich eher um die vielen Haare, die er wohl um sich verteilt...


Zwei Zufallsfunde auf dem "kreuzweise" geplanten weiteren Weg:



Dieser Bildstock musste vor einigen Jahren neu gebaut werden. Einem Autofahrer gelang die völlige Demolierung.


Dieses Kreuz stand früher an einer Kreuzung am Rand unseres Ortsteils. Dann wurde die Kreuzung zum Kreisverkehr ausgebaut. Es blieb an Ort und Stelle, musste nur etwas höhergelegt werden und ist nun schwer zu erreichen.


Inzwischen werde ich immer verwegener. Mir fallen noch 3 weitere Kreuze ein, die ich noch eben "mitnehmen" könnte.
Ein moderneres aus Holz, zu dem derzeit diskutiert wird, ob es einem Hausneubau geopfert werden muss.


Nicht weit davon befindet sich eines, das inzwischen in die Hausfassade eines älteren Hauses integriert wurde. Im Haus ist unser Lieblingsgrieche. Aber genau vor dem Kreuz sitzt eine muntere Gästeschar, da möchte ich dann doch nicht stören...
Dafür aber präsentiert sich ein anderes mitten im Ort frisch geweißt. Im Sockel liest man eine Widmung von 1824. Doch die eiserne Tür trägt die Jahreszahl 1712. Ob es sich um ein "Upcycling" eines älteres Objekts handelt...?


Das letzte Objekt sehe ich immer auf meinem Heimweg, kurz vor daheim. 


Schlussendlich kommen 17,5 km zusammen, die mir durch die kurzweilige "Kreuzerei" gar nicht so lang vorkamen. 21° und ein erfrischender Wind unterstützten meine Mission. 
Auch wenn ich weder katholisch noch religiös bin, wäre es doch interessant zu wissen, was es mit den einzelnen Kreuzen auf sich hat. Warum sie an den Stellen stehen, wo sie stehen. Vielleicht stecken bestimmte Geschichten dahinter...? Als evangelisches Kind in einem stock-katholischen Ort beobachtete ich noch den Brauch von Prozessionen zu den Kreuzen unseres Dorfes. Am beeindruckendsten fand ich dabei allerdings die von den Frauen aus Blumen gelegten "Teppiche", über die der Pfarrer schritt.
Anfangs dachte ich, dass ich auf meiner Tour vielleicht auf 5 oder 6 Kreuze käme, am Ende sind es 16 (inklusive des nicht fotografierten).  Dabei habe ich Kirchen und Friedhöfe ausgespart. Und ich würde mich nicht wundern, wenn ich hier und da noch einzelne verpasst hätte...

16 Kommentare:

  1. Liebe Elke
    Was für eine gute Idee!
    Gerade wollte ich deine Kreuze zählen, da sehe ich, dass du uns das Resultat gleich selber lieferst. 16 herumgestreute Kreuze sind sehr viel! In Zürich würde ich aus historischen Gründen (Zwingli) wohl kaum so viele finden.
    Fast habe ich erwartet, dass deine GPS-Route ein Kreuz bildet...aber 16 Kreuze suchen UND ein Kreuz laufen ist schon ein bisschen viel verlangt.
    Du hast Recht, es wäre sehr spannend, die einzelnen Geschichten zu kennen. Wer weiss, vielleicht findest du noch das eine oder andere raus?

    Liebe Grüsse aus dem verregneten Zürich!

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    1. Liebe Catrina,
      die GPS-Route dürfte ein ziemliches Zickzack sein. Da das Rheinland sehr katholisch geprägt ist, gehören hier solche Kreuze und Bildstöcke einfach dazu. In eher protestantischen Regionen vermute ich sie auch kaum. Ja, welche Geschihcten mögen wohl dahinter stecken...?
      Liebe Grüße aus dem trüben Rheinland!
      Elke

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  2. Liebe Elke,
    Super Idee! Und lauftauglicher als Kirchen und Kapellen zu besichtigen. Ein kleines Gebet an jedem Kreuzhalt noch dazugepackt und den Hl. Sebastian als Schutzpatron der Athleten um eine Fürbitte nach oben angerufen ... schon kann vermutich nichts mehr schiefgehen ;)
    Mir fallen hier in der Gegend spontan nur zwei Wegkreuze auf meinen Laufstrecken ein .. vielleicht werden es mehr, wenn ich bewusst darauf achte. Danke für die geistliche Inspiration :)

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    1. Liebe Lizzy,
      der Sebastian ist der Schutzpatron der Athleten? Wäre ich gläubig würde ich mal den Dialog zu ihm suchen...
      Ich würde durchaus vermuten, dass Bayern doch mindestens genauso viele Kreuze am Wegesrand haben sollte... Das würde mich interessieren, ob du mehr findest, wenn du mal darauf achtest!
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Ein echter "Themenlauf", liebe Elke :-) Jetzt könnte man ja mal hochrechnen wieviele Kreuze es bei 25km, 35km usw werden, und sich dann in der Tat fragen weshalb soviele Kreuze überall rumstehen?! Hinter jedem Standort wird es eine Geschichte geben und irgendwas sagt mir dass es auch Menschen gibt die sowas irgendwo schriftlich festhalten. Aber Kreuze ablaufen hält fitter als "Kreuzbücher" zu lesen ;-) Liebe Grüße, Oliver

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    1. Komisch, meine eigene Antwort ist weg...
      Ja also ich hatte natürlich ein wenig dran gedreht, dass durch die Streckenwahl möglichst viele Kreuze zusammenkommen. Ich könnte sich auch (fast) ohne solche zu sehen, durch die Gegend laufen.
      Stimmt, Kreuze anzulaufen tut mehr für die Gesundheit, als darüber zu lesen. Wobei letzteres sicher nicht uninteressant wäre...
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Moin Elke,

    in meiner alten, gar nicht allzu weit entfernten Heimat hätte ich Dir mit so einem Lauf nacheifern können. Aber im evangelischen Oldenburg und Umland ist da für mich kein Blumentopf zu gewinnen. Kann ich aber mit leben ;-)

    Auf jeden Fall mal eine gute Idee damit einen langen Lauf zu konsturieren. Was könnte man denn alternativ noch so alles ansteuern?

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Moin Volker,
      das vermute ich auch, dass in einer evangelischen Region der Lauf für 16 Kreuze mehr als Ultra würde ;-)
      Weitere Alternativen...? Mir kam schon der Gedanke an Gartenzwerge, aber die sind hier outer als Wegekreuze...
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,

    ja, ein interessanter Themenlauf mit eindrücklichen Bildern! Da steckt viel "Kopfarbeit" drin, eine gute Recherche ... und dann muss alles in einen Lauf gepackt werden. Ich weiß nicht, ob ich das so gut hinbekommen hätte! ;-)

    Danke für die Bilder! ��

    Kruzifixe ziehen mich nicht so an, eher die Geschichten dahinter! - (Als gläubiger Protestant sehe ich in leeren Kreuzen den Kern des Christentums mit Kreuzigung und Auferstehung besser wiedergegeben. Kruzifixe sind zeitgeschichtlich interessant und Kulturgut!)

    Mich hat noch der Vergleich der Konfessionsstatistiken interessiert. Bei uns gibt es nicht nur, wie erwartet, deutlich mehr Protestanten, sondern auch mehr Konfessionslose, bzw. mehr Menschen, die keine Angaben machen (wollen). Im städtischen Durchschnitt bekannte sich bei euch fast jeder 2. zur römisch-katholischen Konfession.

    Und doch finde ich, dass 16 Darstellungen dieser Art sehr viel sind. Ich wüsste in unserer Umgebung nicht mal von einem einzigen Kreuz … vielleicht innenstädtisch in der Nähe einer katholischen Kirche???

    Aber jetzt muss ich doch mal die Augen offenhalten! Danke für die Anregung!

    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      da ich die meisten der Kreuze schon immer am Wegesrand wahrgenommen hatte, konnte ich meine Route dann unterwegs rechts spontan konstruieren. (Vorteil, wenn man langsam läuft - mehr Zeit zum Nachdenken...) Ich habe dazu keinen religiösen Bezug. Außer einem heimatkundlichen, sie gehören halt irgendwie dazu. Als Kind (evangelisch getauft) nahm mich meine katholische Großmutter oft mit in die Kirche und ich empfand das immer als sehr spannend bis geheimnisvoll. Umgekehrt war ich oft auch mal ausgeschlossen aus der katholischen Dorfgemeinschaft. Interessant, was du statistisch recherchiert hast. Dann scheint es sich arg gewandelt zu haben, früher war hier im Erzbistum Köln der Katholizismus klar vorn.
      Ah, stimmt, bei den Katholischen sieht man immer Jesus am Kreuz, bei den Evangelischen nur das Kreuz, war mir noch gar nicht so bewusst. Dafür trinkt der Pfarrer den Messwein allein, sein evangelischer Kollege teilt christlich. ;-)
      Kreuzfotos an den Dorfkirchen waren mir doch zu profan, da stehen sie ja ohnehin.
      Vielleicht findest du ja doch mehr als eines...?
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke,
    huch, beim Titel war ich zuerst schon erschrocken, weil ich Kreuz mit Rückenschmerzen assoziiert hatte.. (ich arbeite wohl schon zu lange in der Neurochirurgie ;) ). Da sind mir deine Kreuze aber weitaus lieber - das ist ja mal eine super Idee! Von wievielen wußtest du denn, wo sie stehen und wieviele waren "Zufallsfunde"? Ich bin mir sicher, ein Kreuzlauf wäre auch hier in der Gegend sehr gut umsetzbar. Da werde ich in nächster Zeit mal vermehrt darauf achten. :D

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    1. Liebe Doris,
      oh je, ich wollte nicht irritieren! Und zumal diese Kreuze schmerzfrei sind, ziehe ich sie auch vor.
      Es waren nur 3, die ich dann zufällig noch sah, alle anderen hatte ich schon bei früheren Läufen öfter oder gelegentlich gestreift. Beim Grübeln, wo denn noch eines sei,spukte mir auch die eine oder andere Ecke im Hirn herum, wo dann doch kein Kreuz stand, sondern "nur" ein Baum oder ein Kriegerdenkmal. Ich könnte mir auch sehr gut vorstellen, dass du fündig wirst. Ist Österreich nicht überwiegend katholisch geprägt?
      Liebe Grüße
      Elke

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    2. Stimmt - durch und durch katholisch! :)

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    3. Dann bitte ich um Kreuz-Vergleichsobjekte ;-)!

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  7. Liebe Elke,
    ich finde das eine gute Idee. Ich könnte das vielleicht mit Marienbildern schaffen, wobei ich mich immer nicht erinnern kann wo die stehen. Da finde ich dein Gedächtnis schon sehr bemerkenswert. Kreuze hingegen gibt es bei mir kaum.
    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Roni,
      danke. Komisch, nach den Kommentaren scheint die Kreuz- und Bildstockdichte hier im Rheinland wohl wirklich hoch.
      Liebe Grüße
      Elke

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