Sonntag, 7. Mai 2023

Rund ums Miuchchäschtli

Der längste Lauf der Marathonvorbereitung, 32 km,  erfordert aus Gründen einen speziellen Zuschnitt. 

Denn die Blutblase, die ich mir am Wochenende zuvor erlief, erweist sich als hartnäckig. Mit vorsichtiger Punktion und mit Blasenpflaster versorgt, dachte ich letzten Sonntag, der Spuk sei vorüber. Wie man sich täuschen kann. Bei den Läufen der Woche füllte sie sich erneut, wenigstens nur mit Wasser. Also nochmals punktiert und neues Blasenpflaster drauf, aber kann man so 32 km laufen...?

Normalerweise absolviere ich lange Läufe im Selbstüberlistungsmodus: Einfach die erste Hälfte immer mit dem Rücken zur Haustür, möglichst weit weg von dort. Dann kann man auf der zweiten Hälfte nicht abkürzen und muss zwangsweise die ganze Strecke zurück.

Doch was ist, wenn diese böse Blase sich reinhängt, dann könnte meine übliche Taktik in dieser Hinsicht zu Problemen führen und heilt das dann noch rechtzeitig ab?! Also beschließe ich, so ums traute Heim zu kreisen, dass ich bei Problemen schnell nach Hause kann. Wenn schon, denn schon, dann nutze ich auch den Heimvorteil, genauer, das "Miuchchäschtli". Man kann auch auf deutsch "Briefkasten" sagen, trifft es aber nicht ganz. In der Schweiz brachte früher der Milchmann morgens die Milchflaschen vorbei, und damit sie nicht einfach so herumstanden, waren an den Häusern Milchkästlein angebracht. Oben Briefschlitz, unten ein Fach für Größeres. Das Prinzip ist bis heute sehr hilfreich, Paket- und Zeitungsboten freuen sich. So haben wir einen solchen speziellen schweizer Briefkasten am Haus. Übrigens ein deutscher Hersteller, der das Modell aber nur in CH anbietet. Unser langjähriger Paketpostbote war jedenfalls hell begeistert. Heute nutze ich also das Zusatzfach läuferisch und deponiere dort Wasser, Gel, Salz, Reservekappe für Regen...



Zunächst geht es auf eine 11-km-Runde in den Nachbarortsteil, Zwischenstopp am "Chäschtli", dann diverse teils unterschiedliche Runden mit jeweils 4 - 5 km, die immer wieder an meinem persönlichen VP entlang führen. Das Prinzip bewährt sich besser als gedacht. Denn habe ich sonst lange Strecken vor mir, so erweisen sich die kleinen Abschnitte als motivierend: 
... und noch ein vierer - geht doch, 
dann klappt auch ein fünfer.... 
Eine Gefahr, gleich verfrüht den Einkehrschwung anzusetzen, ist definitiv nicht gegeben. 
Natürlich laufe ich so einigen Spazierenden und Gassigängern mehrfach über den Weg. Eine Frau erklärt ihrem putzigen Pekinesen beim zweiten Aufeinandertreffen "Ja schau, da ist die Frau schon wieder, und wir beiden haben so viel weniger Strecke geschafft!" Ja was soll der Hund auch sagen, mit seinen kurzen Beinchen und dem gewichtigen Frauchen an der Leine...
Eine andere ist mit 3 Hunden zugleich im Grünstreifen meines Viertels unterwegs. Die zwei größeren sind nicht angeleint und springen munter umher. Ich müsste auf dem Weg durch diese Gruppe hindurch, leicht mulmige Aussicht. Doch Frauchen hat ihren Trupp im Griff, kurze knappe Kommandos und die beiden größeren hocken sich sofort brav an den rechten Wegesrand, der angeleinte macht linkerhand Sitz. Wow, das ist perfekte Erziehung, Chapeau.

Die letzten 4, 5 km setzt der versprochene Regen ein. Bei 20° angenehm, hätte wegen mir auch gern mehr sein dürfen. Der letzte Abschnitt wird nochmal 7 km am Stück, eine Runde durch unsere Neubaugebiete, und dann zeigt meine Uhr die 32 km genau vor der Haustür an. Wie bestellt.
Chris ist unterdessen anderweitig unterwegs. Er hat sich kurzentschossen der Wings-for-Life-Community angeschlossen und hält das virtuelle Catcher Car 17 km auf Distanz. Das wäre heute nichts für meinen Trainingsplan gewesen, die munteren Buschi-Sprüche hätte ich allerdings gern mitgenommen.

Die Zeitvorgabe von 6:40 Min/km kann ich zwar nicht bieten, aber ich habe ihn geschafft, den dicksten Brocken des Trainings. In zwei Wochen wären es jetzt nur noch 10 km.
Und die blöde Blase? Dummerweise wieder leicht gefüllt. Mit dem heutigen Lauf wüsste ich ja, dass sie notfalls mit Blasenpflaster wohl 42 km halbwegs überstehen könnte. Hoffe aber, dass diese Notlage nicht so eintritt und das dumme Ding nun friedlich ist...

16 Kommentare:

  1. Und ich dachte, der Milchkasten wäre universell, zumindest in Kontinentaleuropa... wieder was gelernt!
    Ich habe oft unseren Milchkasten missbraucht, aber eher, um den Hausschlüssel für Kai zu deponieren. :-) Deine VP-Idee ist genial.

    Super gemacht, liebe Elke! Jetzt hast du deine Kilometer-Schäfchen im Trockenen. Hoffen, wir, das die blöde Blase schnell heilt!!

    Liebe Grüsse aus dem dunklen Cape Town!

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    1. Liebe Catrina,
      also zumindest in Deutschland habe ich so etwas noch nie gesehen. Leider verstehen auch manche Post-/Zeitungsboten das nicht und quetschen doch immer noch volumige Sachen oben hinein. Warum diese Erfindung noch nicht den gleichen Bekanntheitsgrad hat, wie Schoggi oder Uhren...?
      Danke und liebe Grüße aus dem frühlingshaften Rheinland
      Elke

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  2. Liebe Elke,
    da habe ich also etwas gelernt Miuchchästli! So gross sieht die untere Klappe gar nicht aus. Da passen ganze Milchflaschen hinein?
    Gut gemacht den langen trotz Blase hinter dir zu haben. Schon sehr merkwürdig das Ganze. Vielleicht doch nochmal andere Schuhe?
    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Roni,
      in die untere Klappe passt gut ein Schuhkarton hinein. Ob die Milchfläschlein früher kleiner waren oder diese Fächer größer, weiß ich nicht. Aber auch ohne Milch ist es eine sehr praktische Erfindung.
      Ich war seit Entstehen der Blase mit mehreren Schuhen (alle eingelaufen) und Socken unterwegs. Ich fürchte, es hängt mit meinem Hallux Valgus zusammen, der sich dort langsam bildet.
      :-(
      Liebe Grüße
      Elke

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    2. Liebe Roni,
      das Fach für die Milch war früher, als diese noch angeliefert wurde, deutlich größer - vor allem höher. Abends hat man damals das leere Milchkännchen, meist Alu-Behältnisse für 1-2 Liter Milch, ins Fach gestellt und am Morgen des nächsten Tages stand es dann gefüllt da. Abgerechnet wurde dann gelegentlich in der Molkerei... Glücklicherweise hat sich das Fach in der Schweiz in Verbindung mit dem Briefkasten gehalten, es ist nur aufgrund der veränderten Bedürfnisse geschrumpft.
      Liebe Grüße
      Chris

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    3. Vielen Dank für die Erklärung - genau so 1-2l Flaschen hatte ich mir auch vorgestellt!

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  3. War gestern der große "Rundenlauftag"? :-) Ob von der Blase geplagt oder nicht, der dicke Brocken ist geschafft, so geht vernünftige Marathonvorbereitung. Und du hattest für deine flexiblen Runden eine pfiffige Lösung mit dem Briefkasten im XL-Format (kannte ich tatsächlich auch noch nicht) als VP. Irgendwie gehts halt immer. In 14 Tagen ist das Ding abgeheilt, keine Sorge.
    Jetzt erstmal ein paar Tage die Beine entspannen, liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      Ja, anscheinend sind Runden gerade angesagt...
      Diesen VP habe ich erstmals getestet und bin damit sehr zufrieden. Etwas irgendwo in der Landschaft zu platzieren, dazu fiel mir kein gescheiter Punkt ein. Ein schönes Gefühl, beim Training nun nur noch locker laufen zu müssen...
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke,
    ach gut, jetzt weiß ich was ein Miuchchäschtli ist.
    Es scheint mir tatsächlich eine gute Erfindung zu sein und praktisch auch für kleinere Pakete und so.
    Erstmal Gratulation an Chris für seine Wings for Life Km. Und natürlich an dich für deine 32 km. Ich nutze oft die gleiche Technik wie du: einfach kleinere Runden um meine drapierte Verpflegung, ich finde auch, dass das gar nicht so schlecht ist und mich auch eher zu mehr motiviert.
    Ich hoffe deine Blase ist bald ganz verschwunden.
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      dieses Kästchen ist wirklich sehr praktisch. Halt beim nächsten Besuch in Mürren mal die Augen offen, da wirst du sie überall entdecken.
      Solche "Kreiselläufe" werde ich sicher bei langen Distanzen nun öfter mal nutzen. Schon allein im Sommer ist es praktisch, weil man kein "Gepäck" mitnehmen muss.
      Die Blase scheint nun endlich auf dem Rückzug...
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,
    oh, bei dieser Überschrift wähnte ich dich schon in der Schweiz. Aber klar, eine Schweizer Erfindung kann ja gut auch in NRW Anwendung finden. Und deine VP-Anwendung ist ja grandios! Dass sich das noch niemand hat patentieren lassen, für Rundenläuferinnen aller Art! :D
    Gratuliere zu deiner langen Kante, die du trotz Blasenerschwernis super gemeistert hast! :D
    Auch an Chris Gratulation zu seinen Worldrun-Kilometern!

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    1. Liebe Doris,
      danke! Hihi, ein ausgewandertes Miuchchäschtli, das sich als sehr nützlich erweist. Ich verstehe ja nicht, warum man das bei uns noch nicht sieht, schon allein beim zunehmenden Versandhandel würde das den Paketdiensten einiges erleichtern.
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke,

    gleich mal vorweg: wäre ein Handel mit diesen Miuchchäschtlis nicht eine alternative Beschäftigung ab Sommer? - Ich sag ja immer, es ist durchaus lohnenswert immer wieder mal über den Tellerrand, sprich über die Landesgrenze zu gucken! - LOL

    Super Lösung für deinen Longrun und der Reiz aufzuhören ist gar nicht mal so groß. Wenn dich ein Reiz es zu beenden gepackt hätte, dann wäre halt die Gelegenheit ein zusätzlich mentales Training draufzuschalten da gewesen!

    Gratulation an Chris! - Ab und an mal eine längere Tempospritze tut doch ganz gut!

    Zur Blase (interessehalber): waren deine Blasenpflaster hydrokolloid? Oder war die Blase zu groß für die handelsüblichen, hydrokolloiden Pflaster?

    Erhol dich gut vom Longrun ... und dass die Blase schnell abheilen möge!

    Liebe Grüße Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      tja, eine echte Marktlücke, diese Art von Briefkasten. Aber das soll dann der Hersteller mal selbst anegehen, ich habe demnächst endlosen Uuuuurlaub ;-).
      Die Blase war sehr groß, das knapp passende Pflaster hydrokolloid (musste ich jetzt erstmal googlen...). Es ging mir erstmal darum, den Druck bei den weiteren Läufen zu reduzieren. Gottseidank war die äußere Haut der Blase noch nicht aufgescheuert. Inzwischen sieht es gut aus und ein kurzer Lauf gestern war auch ohne Blasenpflaster folgenlos.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  7. Alles Gute für den Endspurt der Marathonvorbereitung. Immer eine spannende Zeit voller Vorfreude und Restschliffbemühen.

    Möge die Blase austrocknen und eine perfekte Schutzschicht hinterlassen für mehaschnelle Füße!

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    1. Liebe Lizzy,
      danke dir! Ja, "Restschliffbemühungen" trifft es ganz gut. ;al sehen, wie es dann wird ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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