So viele Abkühlungswaldschattenbilder wie nötig wären, kann ich heute gar nicht posten. Es ist ein Backofen draußen vorm Haus.
Mir tut der arme Mensch leid, der bei solchem Klima auf unser Hausdach hinauf und die Solaranlage reparieren muss. Mit rotem Kopf kommt er nach einer Weile wieder herunter - und hält sich lange im kühlenden Keller auf, um den Wechselrichter zu kontrollieren.
Entsprechend brauche auch ich länger, bis ich in die Gänge komme. Aber ich komme, und zwar in die 8 Gänge der grünen Elli. Es ist windig und mit dem Fahrtwind zusammen ist es wider Erwarten erfrischend. Dennoch, nach 2-3 km fallen die ersten Tropfen. Nicht vom wolkenlosen Himmel, sondern sie rinnen mir vom Haupte, bahnen sich ihren Weg unter dem Helm entlang, der Schwerkraft folgend, benetzen Schultern und Arme. Dabei habe ich gar nicht den Eindruck, mich so zu verausgaben!
Aber die Natur hat das so vorgesehen mit der Schwitzerei im genetischen Programm.
Gottseidank hat sie auch vorgesehen, dass Entzündungsherde in Knien irgendwann abheilen.
Jedenfalls kann ich festhalten, dass während und nach dem Montelino und während und nach einem weiteren Trainingslauf keinerlei Kniemucksen zu verzeichnen war. Vorwärts immer, rückwärts nimmer, hieß das mal in einem längst abgewickelten Staat.
Was Natur sonst so den Menschen mitgibt, war beim olympischen Marathon letzten Sonntag zu sehen. Ich meine nicht die allen enteilenden Läufer an der Spitze. Denen hoffentlich Natur und Trainingsfleiß ihr Potenzial für den Lauf mitgaben, und nicht irgendwelche Herren im weißen Kittel.
Ich meine die Läufer, die man nicht mehr in der TV-Übertragung sieht, sondern nur im Live-Stream, weil sie fürs TV uninteressant, da Mittel- und hinteres Feld sind. Wobei ich liebend gern mal in diesem zeitlichen Bereich sein würde und nie werde sein können!
Da war der Läufer, der so kurz vor der Ziellinie in einer Pfütze ausglitt, dass er hinschlug, mit den Händen die Ziellinie berühte, aber eben leider nicht mit den Füßen und dem Chip. Er kommt nicht mehr hoch, schiebt sich, robbt, rollt Zentimeter um Zentimeter weiter, bringt am Ende der Kräfte doch noch den Fuß über die Linie.
Da war der Läufer, der ca. 200m vor dem Ziel stolperte, fiel, und endlose Mühe hat, wieder auf die Beine zu kommen, er plagt sich ab wie ein Kleinkind, das sich erstmals aufrichten will, die Muskeln wollen kaum gehorchen. Schlussendlich schafft er es und stakst ins Ziel.
Da war der argentinische Läufer, den ca. 1 km vor dem Ziel solch heftige Krämpfe ereilten, dass beide Bein stocksteif wurden. Er kann keinen Schritt mehr laufen, kaum noch gehen. Steht als Häuflein Elend, Bestürzung und Entsetzen ins Gesicht geschrieben, am Streckenrand. Mein Eindruck war, weniger die Krämpfe plagten ihn, als vielmehr die endlose Enttäuschung, so kurz vor dem Ende vor dem Aus zu stehen. Ein anderer Läufer bleibt stehen, geht zu ihm, versucht ihn zu motivieren, immer wieder.
Bis der Leidende die rettende Idee hat: Wer sagt denn, dass man vorwärts ins Ziel muss. Er entdeckt die Möglichkeit, mit 2 steifen Beinen einfach seitwärts zu hoppeln. Und das macht er, zieht es durch bis zum Ende, sich immer wieder abstoßend mit dem rechten Bein, das linke nachziehend, noch ein Sprung und noch einer und noch einer. Stolz mit einer Fahne in der Hand ansolviert er so seinen Lauf.
Da waren die beiden letzten Läufer, die vor dem olympischen Besenwagen. Als sie ins Sambodromo einlaufen, sieht man, wie hinter ihnen das Tor geschlossen wird, gleich Feierabend für das Personal... Der vordere der beiden verbissen, sich immer wieder umschauend, ob nicht sein Verfolger gar noch zu einem Endspurt ansetzt. Die letzte Kraft zusammennehmend, mit aufeinandergepressten Zähnen rennt er ins Ziel.
Hätte er nur genauer geschaut. Der Allerletzte im Feld hat keinen Spurt im Sinn, je näher er dem Ziel kommt, umso entspannter wird er, am Ende lächelt er sogar, als er mit knapp unter 3 Stunden finisht. Glücklich kommt er an. Als letzter.
All diese Läufer werden von den Medien vielleicht noch unter "lustige Missgeschicke" präsentiert, aber kaum ein Reporter nimmt sie darüber hinaus wahr.
Doch gerade sie finde ich bewundernswert.
Einen solch unbändigen Willen zu haben, solchen Kampfgeist, aber auch solche Emotionen.
Auch das ist für mich Olympia, das ist Sport.
Nicht nur Medaillen und Siegertreppchen oder grünes Nass im Becken der Wasserspringer.
33 Grad, ElliptiGo 19,4 km, 1:07:42, (17,2 km/h), HF 133
Olympia ist - bis auf die Hahner-Medienaufregung - komplett an mir vorbei gegangen. Danke für die Zusammenfassung!
AntwortenLöschenNun ja, ein wenig mehr war schon noch in Rio, und wenn es die leidige und immer noch nicht fruchtende Doping-Diskussion war.
LöschenWarum es neuerdings ein Aufreger ist, wenn Geschwister zusammen und freudig im Ziel ankommen, erschließt sich mir nicht. Oder sollte da implziert werden, die seien absichtlich zu langsam gelaufen...? Das kann nur von Schreiberlingen kommen, die selber noch keinen Marathon gefinisht haben.
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschendanke für diesen tollen Beitrag! Mein Herz schlägt auch immer für die "hinteren" Läufer. Auch wenn man bei Olympia ja wirklich nicht von langsamen Läufern sprechen kann. Ich frag mich auch immer, was sich die Journalisten dabei denken, wenn sie bei hinteren Rängen von Mißerfolgen oder Versagen der Athleten sprechen??? Hallo? Immerhin matchen sich da die besten der Welt, alleine das ist eine Wahnsinnsleistung die honoriert gehört!
Ich habe vom Marathon der Männer nur knapp eine Stunde angesehen und mich dann selbst auf eine weitaus kürzere Strecke gemacht, immer in Gedanken an die Läufer in Rio. :)
Dein Knie scheint sich gut erholt zu haben - das freut mich sehr für dich! Und die grüne Eli lässt dich auch die Sommerhitze gut überstehen - das hat was! :D
Liebe Doris,
Löschennein, langsam waren die weiß Gott nicht. Aber Nicht-Läufer nehmen das wohl anders wahr.
Und wir als Läufer sind ja viel mehr "mit dabei", wenn wir so etwas anschauen.
Ja, das Knie macht Fortschritte. Weswegen ich aber noch weiter vorsichtig bleiben möchte um keinen Rückfall zu provozieren.
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenOlympia? War da was? Ich habe nichts davon gesehen. Mir geht das ganze Drumherum mit Doping und Korruption restlos auf den Pinsel. Ich weiß, dass das den Athleten gegenüber nicht fair ist, aber darüberhinaus interessieren die meisten Sportarten auch nicht.
Hätte ich mir diesen Marathon angeschaut, hätte mein Herz aber auch für die von Dir beschriebenen Läufer geschlagen. Das ist Kampf, das ist Dramatik, das hätte mir gefallen.
Die Journalisten interessieren sich natürgemäß für die Top-Athleten. Das ist auch in Ordnung, so lange sie sich gegenüber den anderen nicht abfällig oder arrogant benehmen, was leider doch immer wieder vorkommt.
Liebe Grüße
Volker
Lieber Volker,
Löschenfür mich war das die Erfahrung, dass man eher oder zusätzlich solch einen Live-Stream schauen sollte, und nicht (nur) die Vor-Auswahl der TV-Sender.
Aber leider liegt eben der Fokus der Medien viel zu sehr auf den üblichen Helden. Vielleicht auch deswegen neigt man nachher dazu, diese dann bei nicht erfüllten Erwartungen niederzumachen.
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenfinde ich eine tolle Sache, das du dich den Sportlern widmest, die nicht um Gold, Silber und Bronze gelaufen sind :-)
Es ist schon wahr, es wird immer nur von den Erfolgen berichtet. Von den ganz großen Momenten, den Gewinnern.
Was ich bei diesen Olympischen Spielen ganz ganz furchtbar fand, waren die Moderatoren. Wie deren Enthusiasmus sich in Resignation gewandelt hat, wenn irgendein deutscher Sportler nicht in die Medaillenränge kam.
So blöde Fragen wie "Woran lag es?" oder "Vielleicht doch die falsche Taktik gewählt?" würde ich verbieten.
Ich musste oft an eine Situation denken vor ein paar Jahren, als der Rennradfahrer Jan Ulrich nach der Tour de France (er war zum 3.mal Zweiter geworden) zum Interview im deutschen Fernsehen war. Die erste Frage, die man ihm stelle war: "Woran hat es denn diesmal gelegen?"
Da wirste zweiter beim größten Radrennen der Welt und musst die dafür rechtfertigen, das du nicht gewonnen hast :-|
Da könnte man fast Verständnis dafür entwickeln, das die Fahrer gedopt waren. Es scheint ja nur noch der Sieg zu zählen.
Unverschämt diese Reporter.
LIebe Grüße
Helge
Liebe Helge,
LöschenDu sprichst mir aus der Seele, manchen Reporter klann man nur an die Wand klatschen. Oder ihn verdonnern, genau den Wettbewerb, den er gerade verbesserwissert, mal selber zu absolvieren. Da kann man manche Reaktion der "Geschlagenen" verstehen. Die Hahners sind sicher auch nicht absichtlich langsamer gelaufen...
Aber wir sehen das anders und wissen die Leistung zu würdigen. Das mit dem Doping, tja, das ist dann eine andere Baustelle. Kürzlich war auf arte eine gute Reportage über Spitzensportler und ihr Leben nach dem Karriereende, da spielte das Thema auch eine Rolle. Und es wurde deutlich, wie sehr auch die Sportler unter Druck sind. Epo oder nicht mache 10% Leistungsunterschied aus bei der Tour de France. Das sei Platz 1 oder Platz 100... Und wenn man nicht alles gäbe, wäre der Sponsor auch rasch weg. Man hätte ja bei Olympia ein Zeichen setzen können, wenn man gewollt hätte.
Liebe Grüße aus dem Land der infernalischen Berge...
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenOlympia ist an mir vorbeigezogen, als ob es nicht stattgefunden hätte. Um so schöner, hier etwas zu lesen, das mich total berührt. Deine Beschreibungen lassen so viel Emotionen vermuten. Großartig... wie war noch der olympische Gedanke?
Gruß und schönes sonniges Wochenende
Anja
Liebe Anja,
Löschendie Sieger bei Olympia ist ja das eine, das andere aber finde ich gerade dort auch wichtig, eben die vielen Geschichten neben den Scheinwerfern. Wobei - früher gab es mal die Diskussion um den Amateurstatus, dass es ungerecht sei, Amateure gegen Profis antreten zu lassen. Der Gedanke ist wohl zu Ende gedacht.
Dir auch ein schönes Wochenende, mit erträglicher Temperatur!
Liebe Grüße
Elke