Donnerstag, 20. Juni 2019

Fast so schnell wie der Blitz

Endlich Urlaub! Ich freue mich auf Läufe in schöner Umgebung. Auch wenn es heute zunächst so aussah, als müsse ich abwarten. Gewitter waren angesagt, sind aber ausgeblieben. Als es am Nachmittag schöner wird, mache ich mich auf die Laufsocken.
Herrlich, die Landluft, das Kuhglockenkonzert, die Aussicht. Heute vor allem am Himmel. Die Wolkenformationen haben einiges zu bieten!



Leider etwas zu weit weg für die Kameralinse kann ich beobachten, wie 3 Hütehunde auf vom Weiderand gerufene Anweisungen eine Schafherde perfekt als Trupp zum Schäfer treiben. Sehenswert, wie die drei als Team arbeiten.

Als ich etwa die Hälfte der geplanten Strecke erreicht habe, werden die Wolken doch etwas düsterer:


Das sieht nicht mehr ganz so malerisch aus... Als ich auf der Hügelkuppe bin, die die volle Aussicht verdeckt, keimen leichte Sorgen auf. Was da genau auf mich zukommt, sieht ungemütlich aus. Spontan beschließe ich, von gemütlichem Lauf auf Tempolauf umzudisponieren.
Ich muss ziemlich genau dem Kern des Wolkenbruchs entgegen:


Donnergrollen setzt ein. Ich renne erstmal, was geht. Etwa 3 km trennen mich vom Zuhause.
Das Gewitter kommt näher, vor mir zucken Blitze, erste Tropfen folgen. Mein Plan ist, von Gehöft zu Gehöft zu schauen, was geht. Den Regen nehme ich bei milden 19° ja gern in Kauf, aber das Gewitter behagt mir gar nicht.
Nach 2 km erreiche ich den Kreisverkehr, an dem die uns mit leckeren Backwaren versorgende Bäckerei. Es ist wohl klüger, erstmal abzuwarten, denn nun ist der Donner überall, die Blitze auch. Der Regen nimmt fast monsunartige Ausmaße an. Ich flüchte unter das Vordach das Ladens. Und da stehe ich dann eine ganze Weile, schaue dem prasselnden Regen zu und den Autofahrern, die schön im Trockenen ihre Wege nehmen können. Auch der Nachbarbauer kommt mit seinem Traktor vorbei, nachdem er seine Milchkannen abgeliefert hat. Der könnte mich gut mitnehmen - wenn er mich denn gesehen hätte.
Immer wieder meine ich, das Unwetter lässt nach, der Regen schwächelt und das Gewitter zieht ab. Aber flugs setzt alles wieder kräftig ein.
Eine alte Frau kommt mit Regenschirm vorbei und spricht mich freundlich an. Ich verstehe nur soviel, dass sie für morgen noch mehr solches Wetter erwartet. Na danke.
Langsam friere ich in meinen nassen Klamotten. Dieser letzte km müsste doch zu schaffen sein.
Ein Radfahrer sprintet vorbei, fährt in die Richtung, in die ich auch muss.
Also wenn der...
Nach guten 20 Minuten reicht es mir. Nass bin ich sowieso. Und das letzte Stück werde ich schon noch Glück haben. Obwohl es prasselt und platscht, renne ich los auf der schmalen Landstraße. Und bin nach wenigen Schritten nass bis auf die Knochen. Auf der Straße fließt mir ein Sturzbach entgegen. Dem ebenfalls von vorn nahenden Linienbus weiche ich lieber in eine Einfahrt aus.
Das Wasser läuft mir in die Augen. Ein Gefühl, wie unter der Dusche zu stehen.
Ich erreiche einen kleiner Weiler mit einem Haus, das einen typisch breiten Berner Dachüberstand hat. Dorthin flüchte ich mich. Der Radfahrer von vorhin steht auch schon dort.
Also nochmals warten. Doch Besserung ist weiterhin nicht in Sicht.
Nur noch ein knapper halber km! 2,5 Minuten, wenn ich sprinte. Mir reicht es und ich begebe mich nochmals in die Rundum-Dusche. Das Wasser auf der Straße nimmt kurzzeitig eine gelb-grüne Farbe an. Kein Wunder, es spült von einem Hof gerade die Hinterlassenschaften der Kuhherde weg.
Das letzte Stück geht nochmals leicht bergan. Der nächste Linienbus ist mir dann auch egal, ich bin ja schon reichtlich nass bis in die Schuhe.
Endlich erreiche ich unser Dörfli.
Ich biege ein auf unseren Hof.
Der Regen hört auf.

12 Kommentare:

  1. Liebe Elke,

    Gewitter in den Bergen sollen ja nicht ohne sein. Mir behagen Gewitter auch nicht, wenn ich mich unter freiem Himmel aufhalte. Der Monsun hingegen hört sich fast schon wieder reizvoll an. Insgesamt kann ich dieses Soll ich oder soll ich nicht vorm Bäckerladen gut nachvollziehen und die Boshaftigkeit, dass der Regen bei Ankunft aufhört ist ja schon fast wieder typisch.

    Ihr seid aber früh dran mit Eurem Urlaub.

    Gute Erholung und insgesamt besseres Wetter wünscht Euch
    Volker

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    1. Moin Volker,
      nur wegen des Regens hätte ich da nicht gezaudert, aber wenn direkt über einem Donner grollt und Blitze zucken, ist das nicht so ermutigend.
      Fast hätte ich das gedacht, dass es genau dann aufhört, wenn ich zurück bin! Aber egal, gut angeweicht für die Dusche ;-)!
      Früh dran mit Urlaub? Och, davon kann man nie genug haben! Nächste Woche soll es über 30° werden, puh...
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke,
    aber das ist doch der Klassiker, oder? Klatschnass den Lauf durchziehen, ankommen, Regen hört auf :-)
    Hab ich die letzten Wochen bestimmt dreimal erlebt (wenn auch nicht so heftig wie bei dir beschrieben). Aber stimmt schon, bei starkem Gewitter sollte die Vorsicht gewinnen, besonders in den Bergen.
    Euch einen schönen Urlaub!

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    1. Lieber Oliver,
      ja, mehr Slapstick ging nicht, klatschnass im (wieder) Trockenen ankommen...
      Es war schon ein Schauspiel der Naturgewalten, und hier in den Bergen nochmals beeindruckender - solange einem nichts passiert alles ok.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke,
    jetzt hast du also am eigenen Leib erlegt, wie es zu dem Ausdruck "blitzschnell" gekommen ist! ;)
    Also ich kann gut verstehen, dass du das Gewitter gescheut hast, das ginge mir vermutlich genau so. Und wenn es noch ein kleines bisschen mehr geregnet hätte, wärest du bergauf geschwommen - das kann man auch nicht überall! :D
    WEiterhin einen wunderbarlichen Urlaub euch beiden!

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    1. Liebe Doris,
      ja, in den Bergen kommt so etwas an Tagen wie diesen einfach ziemlich schnell. Hihi, bergauf geschwommen, stimmt, da fehlte nicht mehr viel :-)
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  4. So ein Guss hat ich neulich auf dem Rad durchgeweicht - zum Glück ohne Gewitter!
    Gratulation zum absolvierten Tempotraining mit integrierter Dusche!

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    1. Der Guss allein wäre harmlos gewesen, Elektrizität von oben war doch etwas störender...
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,
    oh oh, es ist wie immer: wenn man irgendwo untersteht und wartet, hört es nie auf. Wenn man zu Hause ist, ist es dann vorbei :-))))
    Naja, sie es mal so, rein theoretisch musst du weder duschen noch Klamotten waschen ;-)und Tempolauf hast du auch gleich gemacht.
    Ich drücke dir natürlich die Daumen, das du diese wunderschöne Gegend dort auch noch ohne Blitz und Donner genießen kannst.
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      es ist wie Du sagst, egal was man macht, man steht im Regen...hihi. Tempolauf war es zum Ende wirklich, zuletzt habe ich nur noch auf dem letzten Loch gepfiffen.
      Aber nun ist hier auch Kontrastwetter, zum schmelzen - im wahrsten Sinne des Wortes!
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  6. Na passend, liebe Elke,
    da hätte der Regen auch einen km früher aufhören können, oder? :-( ... und in Zukunft nimmste ein paar Franken mit, dann kannste beim Bäcker gleich ein Kaffee-Päuschen einlegen.
    Und Chris hat sich gewundert warum du im Trocknen so patschnass vor ihm stehst? LOL
    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      ach, der Regen war gar nicht so schlimm, da war ich für die Dusche schon gut angeweicht ;-) Chris brauchte sich nicht wundern, das war nur eine Regenpause und das Unwetter war ja unübersehbar.
      Stimmt, das wäre ein Grund, demnächst ein paar Franken dabei zu haben!
      Liebe Grüße
      Elke

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