Sonntag, 9. Juni 2019

Endlich ausgerollt

Heute ist es endlich soweit, hinausrollen mit der grünen Elli! Bisher passte es nie so recht. Bei Regen sowieso nicht, und dann war immer was anderes.
Ziemlich ungewohnt ist anfangs das Gefühl der Bewegung. Doch bald bin ich im Rhythmus und genieße das Gleiten, bewege mich zügig mit dem typischen "Ritsch-Ratsch"-Geräusch durch die Landschaft. Spontan geht es nach Manheim.
Die mitten im Trümmerfeld grasende Schafherde, der rote Klatschmon, das könnte man fast noch romantisch nennen. Aber der überwiegende Anblick ist alles andere als das.









Wer weiß, wie lange die Zufahrt zum Dorf noch so aussieht. Inzwischen wurde auch die Kirche offiziell außer Dienst genommen, nicht ohne Protestaktion und Polizeieinsatz:


Über einen fast zugewachsenen Radweg rolle ich weiter zum Hambacher Forst.


Die Zufahrt zum Wald ist mittels einer Schranke für PKWs gesperrt. Gleich dahinter steht demonstrativ ein Wachposten in seinem Fahrzeug, Funkgerät zur Hand. Da ich aber weder Zwille, noch Baumaterial für ein Baumhaus mitführe, erweckt wohl eher mein Gefährt Neugier. Im Wald selber herrscht wunderbare Ruhe, wenn man von einem vielstimmigen Vogelkonzert absieht. Die alte Bundesstraße habe ich fast für mich allein. Abgesehen von einem weiteren Security-Auto und einer sicherlich nicht unbesetzten Kontrollstation an der äußersten Tagebaugrenze.


Dies war einmal die alte A4. Man wird sehen, wie das gerichtliche Verfahren endet, ob und wie es hier weitergeht.


Ich kehre hier um und sehe noch einen Wachposten mit 2 Schäferhunden seine Runde drehen. Ein einsamer Radfahrer kommt mir entgegen. Doch der sieht mit seinem großen Rucksack und seinem Äußeren wohl eher verdächtig aus, ihm folgt ein Wachfahrzeug.
Es ist schon seltsam, sich hier zu bewegen, obwohl kein Zutrittsverbot herrscht.
Ironie des Ganzen: Alle Posten tragen gelbe Warnwesten. Bei unseren französischen Nachbarn sind genau diese, die "Maillots jaunes", Zeichen des Widerstands gegen die Staatsgewalt...

Nach 28 km rolle ich glücklich, zufrieden und ermattet daheim vor.
Der Muskelkater wird gewaltig sein, aber Pfingstmontag ist ja frei 😅

14 Kommentare:

  1. Liebe Elke,

    im Sonnenlicht sieht Manheim, speziell auf den Bildern mit den Schafen irgendwie aus wie ein Kriegsgebiet im Nahen Osten.

    Warten wir mal ob wie das Gerichtsverfahren endet, jetzt so ganz ohne kirchlichen Beistand aus Manheim.

    Liebe Grüße
    Volker (der die Eli schon vermisst hatte)

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    1. Moin Volker,
      ja, die grasenden Schafe an einem halb zerstörten Haus erweckten bei mir genau den gleichen Eindruck.
      Man wird sehen, was weiter passiert.
      Liebe Grüße, auch von Elli :-)
      Elke

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  2. Liebe Elke,
    oh wie toll! Die Elli ist aus der Winterpause zurück. :D Eine schöne Einstandsrunde hast du da absolviert. Irgendwie wirken deine Bilder so menschenleer. Waren denn außer dir (und den vielen Wachposten) gar keine Radler oder Spaziergänger am Weg?
    Die friedlichen Schafe bieten wirklich einen eindrucksvollen Gegensatz zum sterbenden Dorf.
    Ich hoffe, der Muskelkater fällt nicht allzuschlimm aus! :)

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    1. Liebe Doris,
      der Muskelkater ist erstaunlicherweise doch eher bescheiden.
      Spaziergänger im Hambi? Nein, das gibt es nicht. Ist ja wie eine große Sackgasse, eine Zufahrt und am Ende Tagebau. Wer dorthin geht, will demonstrieren, Baumhäuser bauen oder ist neugierig. Ich sah nur noch 2 Radler weit entfernt.
      Die Schafe waren wirklich sogar idyllisch.
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke,
    mit der Elli ins Krisengebiet, oder so... die Fotos mit den Schafen sehen wirklich aus wie irgendwo im Kriegsgebiet nach Bombenangriff.
    Ich find die Bilder ja immer wieder sowohl surreal als auch erschreckend. Zum einsamen Kilometersammeln natürlich super geeignet, und auch klasse dass du damit ein wenig den Stand der Dinge dokumentierst. Es bleibt ja spannend wie es in der Gegend generell weiter geht.
    Die nächsten Wochen werden auf jeden Fall wieder "Elli-geeignet", viel Spaß auf deinen Runden!

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    1. Lieber Oliver,
      ja, ich habe da ein Laufgebiet, das bei jedem Besuch fast wie Neuland ist. Man kann wirklich gespannt sein!
      Ich freue mich schon auf weitere Elli-Touren.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  4. Es ist schon traurig, dass dieses Stück Wald bewacht werden muss. Aber aufgrund dieser Waldbewohner und ihre Sympathisanten ist dies zwingend erforderlich.

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    1. Liebe Heidrun,
      dank der Überwachung ist dies der einzige Wald, in den ich mich sogar mitten in der Nacht wagen würde. ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Mir kommt es so vor als ob der Mohn dieses Jahr noch mehr und intensiver blüht als die letzten Jahre. Aber vielleicht vergißt man die Schönheit auch nur viel zu schnell wieder

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    1. Vielleicht braucht Mohn nur das rechte Sonnenlicht? Und das haben wir ja.
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke,
    ich muss da einigen anderen Recht geben: So manches Bild erweckt den Eindruck, das du in einem Kriegsgebiet warst.
    Ziemlich schaurig.
    Man hört heraus, das es ein etwas merkwürdiges, seltsames Gefühl hervorruft, sich dort in der Ecke durch die Landschaft zu bewegen. Zum Glück haben die Streifen wohl erkannt, das du einfach nur dabei warst, das grüne Gefährt an der frischen Luft zu bewegen :-)
    Ich bin gespannt, wie es mit dem Ecken dort weiter geht.
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      es ist wirklich surreal dort. Aber dadurch dann auch wieder auf spezielle Art reizvoll. Solange es geht, werde ich das weiter verfolgen.
      Und wie es insgesamt weitergeht wird man ja sehen.
      Liebe Grüße
      Elke

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  7. Liebe Elke,
    diese riesigen, häßlichen Bagger sollten in Rente (Schrottplatz) gehen und dem Hambi sollten wir wieder die Chance geben echter Urwald zu werden. Dann bräuchte man die Security nur noch, um Waldfrevel zu verhindern.
    Aber die Straße scheint gut befahrbar zu sein für deine Elli.
    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      da bin ich bei Dir! Die Straße war ja mal Bundesstraße und ist daher von guter Qualität...
      Liebe Grüße
      Elke

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