Mittwoch, 8. September 2021

Navigieren mit Irrungen

Manchmal sind die ungeplanten Touren die interessantesten.
Ich möchte eine Abendrunde mit Elli drehen, dabei eine ausgeliehene Zeitschrift zurückbringen und dann mal sehen. Das "mal sehen" bringt mich weiter an der Erft, zum Dorf, wo ich 2 Jahre die Grundschule besuchte. Lustig, es ist das Nachbardorf meines damaligen Wohnortes und als Kind kam mir das seeehr weit vor. Wir wurden sogar extra mittels Schulbus befördert. In Wahrheit sind es 1,5 km, heute für mich überhaupt keine Distanz!
Da kann ich doch, passend zum "Kreuz"-Motto, gleich nochmals in meinem Kindheitswohnort etwas nachschauen...
Dort gab es das Hagelkreuz.
In einer Baumgruppe abseits des Dorfes stand es.

Eine Baumgruppe gibt es immer noch ... aber die Bäume sind jünger.




Das Kreuz, das dort heute steht, scheint eher neu. Ich vermute, der Sockel davor trug das alte Kreuz, das ich wohl als Kind sah. Aber das war für uns damals in den 1960'ern nicht so interessant. Die Hauptattraktion war ein uralter Baum neben dem Kreuz, in dessen sehr ausladendem Stamm oben eine große nestartige Aushöhlung entstanden war, in der wir zu dritt oder viert hocken konnten. Unter dem immer noch dichten grünen Blätterdach dieses Baums. Ich vermute, er ist dann später abgestorben oder wurde mangels Standfestigkeit gefällt.


Früher stand das Kreuz und seine Baumfreunde zudem im freien Ackergelände, an einem Feldweg. Heute braust der Verkehr vorbei und ein Gewerbegebiet hat sich herangeschoben. So ändern sich die Zeiten


Ich rolle noch ein wenig durch mein altes Dorf. Richtig, an dieser Ecke stand ja auch noch was...


Dann verlässt mich das Navigationsglück ein wenig. Ich möchte die Bahnlinie queren (immerhin ca. 1x stündlich eine Bimmelbahn), doch die Überwege in meiner Nähe sind nur für Fußgänger und mit diesen speziellen versetzten Sperren so gesichert, dass Elli nicht durchpasst. Schlussendlich entdecke ich die alte Landstraße zu einem anderen Nachbarort wieder. Finde mich dann aber in einem mir völlig unbekannten Gewerbegebiet wieder (ich erwähnte schon, da war früher alles nur Ackerland)), muss gefühlt endlosen Schleifen folgen, vermute mich schon im angepeilten Nachbarort, nur um zu merken, dass ich nach Himmelsrichtung völlig abwegig rolle. Ich versuche einen anderen Ausweg, habe nur eine viel befahrene Straße ohne Radweg oder ein radwegähnliches Asphaltband zur Wahl. Wähle letzteres, doch was ein Radweg hätte sein können, wird erst zum Feldweg, dann fast zum Trail. Oh, die arme Elli schüttelt es! Dann stößt diese Strecke auch noch an die Autobahn und ohne weitere Absperrung rolle ich plötzlich auf ca. 3m neben dem brausenden Verkehr. Immerhin, der Trail wird wieder zum Feldweg - und ich finde mich auf wenige Meter beim Hagelkreuz wieder. Nun ja, immerhin habe ich ein Gewerbegebiet kennenlernen dürfen.
Eigentlich dachte ich immer, ich sei gut im Navigieren... meine Irrungen sehen später so aus:😂


Ich rolle Richtung Tagebaurand und bin erst positiv überrascht, dass man dort eine Radstraße gebaut hat. Nein, nicht einfach nur einen Radweg, gleiche eine Straße!
Doch zu früh gefreut, nach wenigen 100m ist Ende Gelände. Ab auf die Werkstraße, auf der der eine oder die andere Motorisierte flott an Radlern vorbeipreschen.


Am :terra nova-Aussichtspunkt gönne ich mir eine kleine Verschnaufpause mit Blick auf eine schöne Abendstimmung. 


Langsam werden die Beine müde. Kurz vor daheim, die Sonne steht tief, erste Herbststimmung auf dem Stoppelfeld.


Ich werde erwartet. Auf dem Garagendach sitzt unsere nun verwitwete Katze Sofia und schimpft mich aus, dass ich ihre Abendfressenszeit deutlich überzogen habe. Ja das Fellnasenpersonal ist auch nicht immer zuverlässig...



37,5 km in leicht über 2 Stunden. Schön wars.

10 Kommentare:

  1. Liebe Elke
    Die gute Elli wird ja richtig gefordert! Gut so!
    Ungeplante Touren sind immer die coolsten. Zwei Kreuze mitgenommen und dabei noch schöne Fotos gemacht, insbesondere das mit den Heuballen auf dem Feld gefällt mir.

    Ich habe gar nicht daran gedacht, dass Feldwege für Elli schwierig sind - das macht das ganze Navigieren noch etwas anspruchsvoller. Aber dafür hast du eine schöne GPS Grafik bekommen. :-)

    Was ist das für ein Berg auf eurem Garagentor? Es könnte eine etwas andere Perspektive des Matterhorns sein. Oder ein ganz anderer Berg?

    Liebe Grüsse aus dem bedeckten Zürich!

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    1. Liebe Ctraina,
      ja das Feld mit den Heuballen war auch real ein sehr schöner Eindruck, dazu sanfter Wind, nnicht mehr heiß, sondern nur noch milde Abendluft.
      Da die Räder eher klein sind und es keine Dämpfung gibt, ist Elli eher ein Asphaltjunkie ;-) Rumpeligen Untergrund versuche ich zu vermeiden.
      Auf dem Garagentor das ist ein Phantasieberg. Irgendein Bild aus dem Netz, das wir als Malvorlage genommen haben.
      Liebe Grüße aus dem heute gewittrigen rheinland
      Elke

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  2. Oder auch: Elli auf Abwegen in die Vergangenheit :-)
    Ich mag diese ungeplanten Touren, liebe Elke, einfach mal nach zb links laufen/fahren, mal schauen wo es dort hin geht. Später über den Rückweg Gedanken machen (was in diesem Fall bei Sofia schlecht angekommen ist).
    Die "Abendstimmung" über dem Tagebau als Kontrastprogramm zu den anderen sommerlich schönen Bildern ... und diesen Punkt dort "Terra Nova" zu nennen ist ja schon fast Sarkasmus von RWE.
    Liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      stimmt, wenn man ganz woanders landet oder entlangläuft, als ursprünglich geplant, das ist meist sehr reizvoll.
      Leider bekommt man nie den Tagebau ganz auf ein Bild, es ist eine ziemlich Mondlandschaft. Übrigens soll später an der gezeigten Ecke des Tagebaus später ein Strandbad zum See entstehen. Man diskutiert schon verschiedene Lösungen. Auch vom Rhein soll bei Dormagen Wasser dorthin umgeleitet werden, damit das Lock mal voll wird. Aber das werde ich eher als Greis, wenn überhaupt, erleben. Wahrscheinlich heißt der See dann Mare Novum (oder so ähnlich, bin keine Lateinerin). Ein Stück weiter wird aus dem Tagebau Inden der "Indesche Ozean"...
      https://de.wikipedia.org/wiki/Indescher_See
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke,
    im Gegensatz zu dir passieren mir ja des öfteren Irrungen bei meiner Orientierung, aber solange ich nicht zu einer bestimmten Zeit zurück sein muss (ich habe ja keine Katze, die mich rügt), finde ich das Entdecken neuer Wege immer sehr reizvoll. Bis auf die Autobahn müsste ich zwar nicht kommen, aber ich sehe schon, nach der Distanz gehst du jetzt voll aufs Tempo! :D
    Mir ging es übrigens mal ganz ähnlich in Dornbirn, als ich Strecken von früher mal abgelaufen bin. Als Jugendliche waren das sogar mit dem Rad hohe Distanzen und ich lief sie einfach so zu einer Nachmittagsrunde. ;)

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    1. Liebe Doris,
      das ist ja interessant, dass du Distanzen aus der Kindheit heute auch anders beurteilst. Ob es an der Lauferei liegt? Oder einfach, weil wir heute längere Beine haben...?
      Stimmt, wenn man keinen Zeitdruck hat, kann man so eine ungeplante Tour auch mit Genuß und Spannung angehen.
      Aber Gottseidank war ich nicht AUF der Autobahn, sondern nur ca. 3 m daneben. Doch wenn da nur ein Grünstreifen und keine Leitplanke ist, gibt das ein mulmiges Gefühl.
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke,

    ein witziges GPS-Bild ist bei deiner Tour entstanden und viele Erinnerungen wurden wachgerufen. Da ist es ja gar nicht schlimm, wenn sie durch Umwege hervorgerufen wurden. - Eigentlich würde mich in Anlehnung daran interessieren, wie weit und steil ich den "Berg" heute empfinden würde, den ich als Volksschüler hochgehen musste. Er war schätzungsweise nicht mal 1000 m lang, ging aber "nur hoch", heißt immerhin heute noch 'Glockenberg'! Da ich wohl aber der Einzige von uns Fünfen war, der fröhlich Pfeifend morgens aus dem Haus ging, mache ich mir (im Nachhinein) keine Sorgen! - LOL

    Eure Katze muss wirklich schon sehr sehnsüchtig auf dich gewartet haben, wenn sie dafür einen so hohen Berg erklommen hat. ... dass auch wirklich kein Verlass mehr auf das Personal ist! ;-)

    Schade, dass euer alter "Kletterbaum" nicht mehr existiert, unsere Rotbuche scheint laut Satellitenbild noch zu stehen!

    Immer schön auf Radwegen und lieber fernhalten von den Rasern! :-)
    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      ja, es ist wirklich spannend, einen frischen Blick auf die alten Eindrücke zu werfen! Vielleicht kommt dir dein "Berg" dann heute auch eher als Hügelchen vor...?
      Seit unsere Katze "ihren" Kater verloren hat, legt sie umso größeren Wert auf das zweibeinige Personal. Aber falls es nichts gäbe, würde sie sich sicher am Nachbarsteich mit frischem Fisch versorgen, oder einen Vogel fangen (leider, die dunkle Seiten der Fellnasen).
      Natürlich, die Raser meide ich, wo es geht!
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,
    die Übergangssperren an der Bahn waren sicher für Mopeds gedacht. Blöd, dass sie deine Tour umgeleitet haben.
    Ja die Abstände zur Schule. Zu meinem Gymnasium waren es 3km und wenn ich das ab und an im Winter laufen musste (wegen Busausfall bei Schnee und Eis) kam mir das auch sehr weit vor. Allerdings muss man sagen, dass es durchaus als laufbar gesehen wurde, denn die Strecke war zu kurz, um eine Busfahrkarte von der Stadt zu bekommen. Netterweise haben meine Eltern mir die Karte gesponsort - es ist aber auch niemand aus meiner Siedlung täglich hin- und zurück gelaufen.
    Eine interessante Tour - ungeplant ist immer interessant.
    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Roni,
      auch du hast heute andere Maßstäbe für Distanzen wie in Kindertagen, interessant! Ob es an den damals kürzeren Beinen liegt? Interessant, dass du für 3 km keine Schülerfahrkarte bekamst? Bei uns gab es die, es wurde teils sogar extra ein Bus gechartert, wenn der Linienbus zeitlich nicht passte.
      Du hast ja auch öfter mal Unbekanntes beim Laufen, ja das kann wirklich spannend sein :-)
      Liebe Grüße
      Elke

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