Sonntag, 16. Januar 2022

Pustekuchen und Schöpfbunker

Freitagmorgen strahlt die Sonne durchs Fenster. Noch schnell bis Mittag Homeoffice erledigt und dann freue ich mich auf einen Lauf auf die im Dezember erstmals erkundete Fischbachhöhe, um die Aussicht von dort oben zu erleben.


Gesagt - getan. Doch schon nach 2 km ist die Sonne weg, Hochnebel schiebt sich heran und ich kann hinter mir die letzten Reste eines "Sonnenlochs" verschwinden sehen...:


Aber davon will ich mich nicht abbringen lassen. Wer weiß, vielleicht ist das hier wie in den Alpen, wo man nur hoch genug hinaus muss, um über dem Nebel zu stehen...? Aber was in den Alpen funktioniert, ist hier im Rheinland kein Naturgesetz.
Ich schnaufe mich die Direttissima mit knapp 100 Höhenmetern am Stück hinauf, und stehe in noch mehr Nebel als im Dezember... Pustekuchen!! 
Wenn ich hier gleich wieder umkehre, hätte ich eine nette 10-km-Runde und zudem sicherlich ein Matterhorn als Höhenprofil. Aber das wäre trivial, mich interessiert doch, wo hier der Römer-Radweg so weiterführt. Also folge ich dem Pfeil westwärts und trabe ein Stück auf dem wieder beeindruckend stillen Hochplateau. Bald folgt ein wenig Wald und einige umgesiedelte Höfe, vornehmlich anscheinend zur Pferdehaltung spezialisiert.



Wie vermutet, stoße ich auf eine mir dann wieder bekannte Landstraße. Schon gewohnheitsmäßig zücke ich den Apparat beim Anblick eines Wegekreuzes. Interessanterweise hat es einen profanen Anlass: Man gedenkt hier der Einweihung eines Weges im Jahr 1861, leider sind die verbundenen Orte unleserlich. Zudem wurde das Kreuz hierher versetzt, da der ursprüngliche Standort abgebaggert wurde.


Auch wenn mein Streckenprofil nicht ganz das Matterhorn ergibt, wirkt es nicht trotzdem eindrücklich? Die beiden kleinen Hügelchen am Anfang und Ende sind eine Autobahnbrücke. 13,5 nette km. Und "Matterhorn" mache ich die Tage noch bei einer kürzeren Runde, das will ich doch mal sehen :-)

Müll am Straßenrand

Die wenigen "römischen Meter" des Freitags lassen eine andere Idee wieder aufkeimen: Weitere Erforschung der römischen Via Belgica östlich der im Dezember erkundeten Heidenburg, also in Richtung Köln. Wegen der Schwierigkeit der Überquerung der RWE-Eisenbahnlinie, die quer durch den Wald läuft (bedeutet mehrere km Umweg zur nächsten Brücke) entscheide ich mich dazu, nicht ab der Heidenburg der Beschilderung zu folgen, sondern nach Königsdorf zu laufen, um mich dann von Ost nach West der Heidenburg zu nähern, also aus Kölner Richtung kommend.
Dabei unterschätze ich die Distanz der Route bis zum Einstieg.  Glatte 9 km muss ich mich zunächst auf dem Radweg der gut befahrenen Landstraße entlang arbeiten.  

Klimawandel - Palmen in rheinischen Gärten
Ein Wegekreuz an einer ehemaligen Klostermauer. Dahinter heute gehobene Wohnbebauung.

Endlich stehe ich am ersten relevanten Punkt, dem Tor zum Park einer großbürgerlichen Villa das 19. Jahrhunderts. Hat auf den ersten Blick nichts mit den Römern zu tun. Außer man weiß, dass es genau auf der alten römischen Straße steht. Im dahinterliegenden Park soll man den Straßenverlauf teils noch gut erkennen können.


Endlich bin ich auf der ausgeschilderten Via-Route, die mich später zur Heidenburg führen würde. Doch auch hier nochmals eine Ladung Pustekuchen, denn außer einzelnen bemalten Bäumen gibt es keine so guten Erklärungs-Tafeln, wie ich sie schon öfter vorfand. Laut Wanderführer zur Via Belgica, soll hier ein markanter von den Römern hergestellter Taleinschnitt zu sehen sein, der notwendig war, damit sie den Höhenzug queren konnten.  


Römischer Taleinschnitt...?
Immerhin lerne ich wenige Meter weiter, was ein Schöpfbunker ist.


Schöpfbunker
Dafür läuft es sich auf dem weichen Weg durch den Buchenwald sehr gut. 


Dennoch ist es ein wenig schade, dass ich entweder den Wanderführer (plus Lesebrille) hätte einstecken oder ihn auswendig lernen müssen, um den Bezug zum römischen Straßenwesen herstellen zu können.

Was wollen mir diese Bäume sagen...?

Da ich aber ohnehin die Route hier nicht weiter erkunden kann (ich muss ja noch den Rückweg einkalkulieren), beobachte ich laufend ein wenig das ansonsten muntere Treiben im Wald mit Reitern, Kutsche, Radlern, Fußgängern - viel los hier!

Auf dem Rückweg entdecke ich immerhin noch eine Karte am Wegesrand, die den Verlauf der römischen Straße darstellt. Der Knick in der roten Linie war, so wird vermutet, notwendig, um ein sumpfiges Quellgebiet zu umgehen.


Nach 21,1 km stehe ich wieder vor der Haustür. 
Lustig, weil heute ansonsten die Pulheimer Winterstaffel stattgefunden hätte und ich die Absage bedauerte. Da habe ich dann noch noch einen Halbmarathon hingelegt. Immerhin waren entgegen der sehr eintönigen Winterstaffel-Strecke wenigstens ein paar interessante Passagen dabei. 2:15 ist ok, war ja nur Training. 130 Höhenmeter darf ich mir auch zugute halten.
Beim Kaffee daheim (Marmorkuchen statt noch mehr Pustekuchen) plane ich schon einen neuen "Angriff" auf die immer noch unvollendete römische Streckenstudie: Shuttle zum Einstieg in Königsdorf und von dort durchgängige Routenerkundung, wäre doch gelacht!
Ich werde berichten!

11 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    ach wie gemein, da ist es dir mit deinem Freitagslauf so ergangen, wie mir gestern bei meiner kurzen Radausfahrt - noch bevor ich den ersten Hügel hochgeradelt war, kam der Nebeldunst... :O
    Pustekuchen statt Alpenaussicht aufs Nebelmeer - wie unfair! Aber du lässt dich nicht entmutigen und sogar das Matterhorn links liegen! ;)
    Mir gefällt besonders gut, dass du da speziell ruhige Wege gefunden hast. Und dann noch ein römischer Halbmarathon mit sprechenden Bäumen hintennach - wow, das Wochenende hast du perfekt ausgenutzt!

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    1. Liebe Doris,
      auch du ein Nebelopfer...? Ach, gemein! Aber weißt du was, irgendwann scheint auch für uns wieder die Sonne, versprochen!
      Da oben auf der Fischbachhöhe scheint es wirklich ein sehr stilles Eckchen zu sein, ich werde mich weiter dort tummeln, das "Matterhorn" wartet ja noch ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke
    Was für ein cooles Projekt du da hast mit den römischen Strassen!
    Ich glaube, das nächste Mal musst du einen kleinen Rucksack mitnehmen. Nebst Proviant nimmst du deinen Wanderführer plus Lesebrille mit.:-)
    Diese Villa, die auf der römischen Strasse steht, ist ja ein wunderschönes Plätzchen! Und dieser verträumte Buchenwald - einfach herrlich.
    Yep, da musst du unbedingt nochmal los - den Taleinschnitt wirst du schon noch identifizieren können. Auf alle Fälle zwei sehr schöne Läufe, die du da gemacht hast, und erst noch einer in HM Länge!
    Hat Chris den Marmorkuchen gemacht? Und du hast uns ein Bild vorenthalten, liebe Elke? :-)

    Erhole dich gut und liebe Grüsse aus dem sonnigen Cape Town!

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    1. Liebe Catrina,
      ich finde diese Art der Erkundung der näheren Umgebung total spannend. Klar werde ich weiter forschen! Der Wald ist sicher im Sommer auch sehr malerisch und erfrischend kühlend. Ich freue mich schon, den am Stück zu durchqueren.
      Den Marmorkuchen habe ich gemacht, fand den aber nicht spektakulkär genug für ein Foto...
      Liebe Grüße aus dem weiter trüben Rheinland!
      Elke

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  3. Liebe Elke,

    ich würde gerne mitlaufen und auf historischen Spuren (mit)wandeln! :-) Ist schon sehr interessant, was du da alles entdeckst! - Leider kann man sich aus der Ferne nicht alles so gut merken, oder ich vergesse doch wieder einiges. Schade!

    Da wäre eine anschauliche Studie vor Ort, so als Mitläufer, deutlich prägender, prägnanter und eindrucksvoller. Ich werde aber gespannt verfolgen, wie es für dich weitergeht ... und ... ob du das Matterhorn noch realistischer in einem Profil abbilden kannst! ;-)

    Den Vorschlag, mit Rucksack zu laufen, würde ich sofort umsetzen, da mir ein Auswendiglernen des Wanderführers viel zu aufwendig wäre. Eine Lesebrille habe ich eh immer dabei, will doch auch im Halbdunklen alle 'Meldungen' auf meiner Uhr erkennen.

    Danke noch für die Fotos, und die Infos, weiß ich doch jetzt auch, was ein Schöpfbunker ist. :-) ... aber ein Kuchen, auch ein unspektakulärer Marmorkuchen, ist immer abbildenswert!

    Ins Rheinland
    liebe Grüße Manfred

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    1. Genau! Egal ob unspektakulär oder nicht: wir wollen Kuchen-Fotos! ;-)

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    2. Lieber Manfred (und Catrina),
      ok ok, nästes Mal gibt es dann ein Beweis-Kuchenfoto.
      Ich finde es total spannend, seine Heimatregion so erkunden zu können. Da ich nun ein etwas besseres Bild vom Wald dort habe, konnte ich auch anschließend einige Angaben des Wanderführers besser zuordnen und bin für weitere Erkundungen gewappnet. Den plus Brille mitzunehmen, wäre mir doch zu viel.
      Ja, ist schon doof, wenn man ohne Lesebrille kaum noch klein geschriebenes entziffern kann. Daher wähle ich eine Laufuhr in erster Linie nach dem Display aus. Das kann ich auch weiterhin (noch) ohne Hilfe erkennen.
      Inzwischen weiß ich auch, warum es im Wald keine Infotafeln zur römischen Straße gab: Das war ein gefördertes Projekt und die Städte mussten jeweils auch einen Anteil beisteuern. In anderen Städten tat man das, in Frechen leider nicht.
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Schon wieder geschichtlich/geografisch lehrreiche Laufrunden :-) Alleine dafür lohnt es sich Dein Blog zu lesen, hier gibt es was über die historische Nachbarschaft zu lernen, find ich richtig gut! Ich vermute bei euch gibts aber auch viel mehr zu entdecken als in meiner Gegend, die Römer sind ja beizeiten auf leichte Gegenwehr gestossen und konnten sich am Niederrhein nicht so ausbreiten wie geplant. Mehr davon :-) Liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      danke! Nun ja, der Rhein war schon so eine beständige Grenze für die Römer, auch wenn sie immer wieder mal Vorstöße nach weiter östlich unternahmen. Aber die Gegend ausgeprägter infrastrukturell erschließen, das war dann wohl eher linksrheinisch. Aber dann doch bis Xanten hoch, da gibt es ja den archäologischen Park mit ganz viel sehenswertem Römischen. Dort habe ich mal vor über 30 Jahren (uff) live BAP im Amphitheater erlebt, war auch toll.
      Und dann wurde eben das Thema hier in meiner Ecke ganz gut aufgearbeitet: https://www.erlebnisraum-roemerstrasse.de/. Gibt also schon noch was zu entdecken und zu erlaufen ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Satte Höhenmeter, Taleinschnitte, dazu noch so viel Wald... bist Du umgezogen, liebe Elke? :-)

    Die Römer laufen Dir nicht weg, so bleiben Dir noch einige Erkundungen. Mal eben einen Halbmarathon, dass wäre mal wieder was *hach*

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      haha, nicht umgezogen, mit der Lupe gesucht und solches Gelände gefunden.... ;-)
      Ja, und es kommen doch immer wieder neue Projekte zu den Römern. Ich freue mich, dass es momentan so gut läuft und bei dem Halben am Sonntag wirklich nur die letzten 2 km ein wenig anstrengend wurden. Neues Jahr - neue Motivation, wer weiß. Jedenfalls hoffe ich, der Schwung hält an.
      Und bei dir kommts auch wieder, da bin ich sicher!
      Liebe Grüße
      Elke

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