Montag, 16. Januar 2023

Langwierige Pläne

Manchmal muss man seine Laufstrecke nach dem Wetter richten. Der durchaus -aus rheinischer Sicht- stürmische  Südwestwind (Böen bis 70 km/h) lässt mich eine Runde wählen, bei der die Gegenwindrichtung möglichst geschützt im Gelände verläuft, gegen Ende aber Rückenwind das Läuferherz erfreut.
So nutze ich u.a. den Schutz der Bäume des Auenwalds im Kerpener Parrig und der Ortslage, um dem Wind nicht ganz ausgesetzt zu sein. Wobei, ein klein wenig windgestütztes Krafttraining darf ja sein.

An der Erft wollte ich immer schon einmal die dortige Flusskreuzung fotografisch festhalten. Hier wird die Erft von der Kleinen Erft gekreuzt, aber das dürfen die beiden nicht einfach so machen. Nein, die Kleine Erft wird dort ÜBER die Erft geleitet. Das hat Gründe, denn die Konstruktion ist recht aufwändig.
Zudem ist der Kreuzung vorgeschaltet ein Segmentwehr, ich würde es mal "Schaufeln" nennen. Der Auenwald dient dem Hochwasserschutz, wie eine Informationstafel erläutert. Bei Bedarf kann der Wald, aber auch das umliegende offene Gelände, wie ein Schwamm große Wassermengen aufnehmen. Der Bedarf war im Sommer 2021 ja bekanntermaßen arg gegeben.
Wie die Tafel auch verrät, kann das Gebiet nicht zuletzt deshalb viel Wasser schlucken, weil der Grundwasserspiegel wegen des Tagebaus Hambach stark abgesenkt wurde, und erst in ca. 100 Jahren wieder früheres Niveau erreichen soll.
Es gibt sogar einen Google Maps-Eintrag: Link.




Segmentwehr


Der Auenwald ist Schutzgebiet. Anscheinend ist ein Schild erforderlich, ....


...aber manchmal hilft sich die Natur selber. Der Baum gleich dahinter scheint jedenfalls nicht gefällt, wie sein noch vorhandener Wurzelballen zeigt, sondern hat sich selbst zur Schranke gemacht.


Gerade als ich die Kamera wieder verstaut habe, kommen 3 Radler mit Tempo um die Kurve und bleiben ratlos vor dem Stamm stehen. Dann heben sie mühsam ihre Räder über das Hindernis. Obwohl das ein putziges Motiv wäre, lasse ich die Kamera stecken, das wäre doch zu gemein, ihre Mühe auch noch festzuhalten, finde ich.

Zu den 100 Jahren der Grundwasserwiederauffüllung passen die jüngst publizierten weiteren Pläne mit dem Tagebau Hambach. Der soll zum See werden: Link.  Ein See, der hinsichtlich des Wasservolumens nach dem Bodensee der zweitgrößte der Republik würde. Er fasst soviel Wasser, wie die 18 Millionen Nordrhein-Westfalen und -Westfälinnen in 4 Jahren verbrauchen, 3.600.000.000 Kubikmeter Wasser. Da die Füllung nur mit Regenwasser zu lange dauert und ja auch das Grundwasser noch 100 Jahre braucht, soll der Rhein angezapft werden. In 40 Jahren wäre laut RWE der See fertig. Start frei fürs Anschwimmen!
Bis dahin können die Düsseldorfer und andere rheinabwärts dann vielleicht ein paar Jahre lang zu Fuß durch den Fluss von Ufer zu Ufer.
2030 soll die Flutung beginnen. Wenn mir nichts dazwischen kommt, werde ich dann mal gucken gehen -oder laufen. Denn es gibt ja durchaus zweifelnde Stimmen, und da ist man/frau naturgegeben neugierig.

11 Kommentare:

  1. Liebe Elke,

    mal vorweg: wollen sie mit der 'Schaffung' eines See evtl. ihr schlechtes Gewissen bzgl. ihrer Umweltsünden beruhigen? - Und dann den Rhein anzapfen ... hat wenig Zweck, wenn er öfters mal im Sommer nur ca. 30 cm Wasserhöhe hat!

    Du warst im Auenwald unterwegs, nicht im Auenland in Mittelerde? - Nicht dass ich da was verwechsel? - LOL

    Flußkreuzung: da stelle ich mir definitiv einen dunklen Wald mit interessanten Winkeln und verzwickten und verzweigten Wegen vor, aber ich liege wohl verkehrt, denn so richtig dunkel kommt der Wald dort nicht rüber! ;-)

    Deine Laufrunde scheint aber abwechslungsreich und interessant gewesen zu sein, zumal sich euer Wald sehr kreativ zu helfen weiß. Wäre schön, wenn es häufiger passieren würde!

    Auch wenn es bis zur Flutung (2030) noch ne Weile hin ist, bleib bitte dran! Wir hoffen ja alle bis dahin durchhalten zu können, um dann zu beobachten, was dort passiert!

    Liebe Grüße Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      es gibt schon richtig tolle Simulationsbilder von der angedachten späteren Seenlandschaft. Wäre die Alternative mit Erde zuschütten stellt sich die Frage, woher diese Massen kommen sollten. Klar, man könnte die Sophienhöhe, die ja der ursprüngliche Abraum war, wieder reinschütten, aber das wäre wohl kostenmäßig extrem und dauert auch lange.
      Hihi, ja, Auenwald, weil das Areal früher regelmäßig überschwemmt wurde. Hobbits habe ich allerdings keine gesehen. Der Wald ist auch nicht düster, wohl aber alt und weitgehend naturbelassen.
      Am späteren Geschehen, ob Flutung oder nicht, bleibe ich dran, reine Neugier. ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke,
    hmmm... also so ganz habe ich die verkomplizierte Zusammenführung der beiden Erften noch nicht verstanden. Aber wichtig ist, dass die beiden zusammenkommen! Wie gut, dass die Wichtigkeit von Wäldern für den Hochwasserschutz erkannt und gewürdigt wird! So können sie dir auch als Windschutz dienen und bieten der Tierwelt Lebensraum! :D
    Auf die Seeentstehung bin ich ja mal gespannt - aber ich glaube, schwimmen werde ich darin nicht mehr. ;D

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    1. Lieber Doris,
      also die Erft kommt aus Süden, die Kleine Erft (ein mäanderndes Nebenflüsslein) an dieser Stelle aus Ost. Sie dürfen aber nicht ineinander fließen, sondern werden durch das Kreuzungsbauwerk jede für sich in ihrem Bett weitergeleitet.
      Genau, 2021 hat sich gezeigt, wie wertvoll solche Flächen sind!
      Schwimmen werden wir beide sicher nicht mehr im neuen See.
      Liebe Grüße
      Elke

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    2. Danke! Jetzt hab ich es kapiert - ich dachte, sie würden nach der Überführung doch zusammenlaufen. :o

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  3. Schon krass, wieso der Mensch denkt, dass er überall die Natur korrigieren muss. Nur um dann zu erkennen, dass die Natur es eigentlich ganz gut im Griff hat und die menschliche Einmischung meist keine gute Idee ist.
    Aber immerhin erkennt man jetzt den Wert der Auenlandschaft und schützt sie. Und für dich, liebe Elke, ein idealer Windschutz!
    Wie lange bist du denn gelaufen?
    Liebe Grüsse aus dem bedeckten Zürich!

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    1. Liebe Catrina,
      ja, Mensch und Natur sollte ja eher ein Miteinander sein. Leider aber ist es oft anders. Aber wo wir die Natur schädigen, schädigen wir uns letztendlich selber.
      Ich habe 16 km absolviert und war damit sehr zufrieden. :-)
      Liebe Grüße aus dem sonnigen aber kalten Rheinland!
      Elke

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  4. Liebe Elke,
    verstehe es, wer will mit dem See. Man könnte den folgenden Generationen einfach nur wünschen, dass man endlich mal kapiert, dass der Mensch sich einfach nicht einmischen sollte.
    Aber egal.
    Es war die letzten Tage bei uns auch echt stürmig. Im Wald ist es dann immer angenehm. Der bietet Schutz. Bei euch scheinen die Bäume verstanden zu haben, dass sich nur einer quer legen muss um den Weg zu sperren :-))))
    Die Radfahrer hätte ich aber doch gern gesehen ;-)
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      tja der See... Dummerwesie brauchen die Menschen ja auch viel Energie und sind da kaum bereit, zurückzufahren. Und umgedreht wurde versäumt, früher alternative Wege zu erforschen...
      Dieser eine Baum hat sich auch an genau der richtigen Stelle quer gelegt. Und das so gründlich, dass ein Umfahren unmöglich war. Aber die 3 Jungs haben es sportlich genommen, nachdem der erste Moment ziemlicher Irritation überwunden war. Für dich wäre das doch genau die richtige Herausforderung gewesen, und du wärst lachend drüber gestiegen, oder...?
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,

    was ist denn so gemein an so einem Foto? Du hättest es ja unauffällig aus der Hüfte schießen können :-)))

    Dann weißt Du ja, dass Du noch etwas durchhalten mußt. Den riesigen See wollen wir hier sehen und natürlich auch, dass Du den Grundwasserspiegel noch einmal nachmisst, ob er wirklich wieder normales Niveau erreicht hat :-D

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      ich habs nicht über mich gebracht. Wenn mich einer in einer doofen Situation fotografieren würde, könnte was passieren. Ich weiß ja nicht, wie humorvoll die drei Jungs waren...
      Ok, dann schaue ich beim See vielleicht noch nach. Wenn es SUV-Rollatoren gibt... ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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