Mittwoch, 18. Januar 2023

Nachhaltig 2000jährige Duftnote

Da ich noch bis Ende des Monats "rippen(=büro)frei" habe, nutze ich die Zeit für die eine oder andere längst geplante Unternehmung. 

Eine rührt von einem Lauf im Mai 2020 her, den wir auf der römischen Agrippastraße, von Köln nach Trier führend, tätigten: Link

In Tolbiacum, neudeutsch Zülpich, gibt es ein Museum zur Badekultur mit Schwerpunkt einer der am besten erhaltenen Ruinen einer römischen Thermenanlage nördlich der Alpen.

Nichts wie hin!

Aber zuerst noch rasch ein Abstecher in die jüngere Geschichte. Nach den Römern kamen die Wikinger kurz vorbei, eher beuterisch als aufbauend tätig. Im 14./15. Jh. erbauten dann die Kurkölner eine wirklich imposante Burganlage, die heute noch steht:



Was mag da wohl drinnen sein...? Nun, ähm, nicht mehr ganz 14. Jh.. Nachdem lange Jahre Schnaps in den Burgmauern gebrannt wurde, sind nun Büros und Wohnungen dort.


Gleich daneben stößt man auf das Museum: Link. Eine moderne Überbauung der alten Ausgrabung. Sehr interessant wird erläutert, wie man sich so eine Therme vorstellen muss und was dort alles geboten wurde. Es wurde nicht nur gebadet, offeriert wurden auch Sauna, Massage, kosmetische Behandlungen, Friseur. Seife gab es allerdings noch keine, man rieb sich mit Öl ein und schabte dieses mit einem sichelartigen Instrument zusammen mit Schmutz und Schweiß ab, bevor man ins warme Wasser stieg. Nachhaltiges Vorbild: Das abgelassene gebrauchte Wasser wurde gleich noch zur Spülung der Latrinenanlage verwendet.



Modell der Anlage, wie sie ausgesehen haben soll

Ein besonders "nachhaltiges" Ausstellungsstück, eine Dufttafel mit Lieblingsdüften der Römer. Man hält die Nase dran, drückt auf den Knopf, und dann .... "Ah" bis "Oh".
Lavendel und Rose, sehr schöne Düfte. 
Zedernholz, ok. 
Basilikum, nun ja.
Und dann eine Dosis eines Parfums nach Originalrezept... Zu spät höre ich im Audio Guide die Warnung, da ist es schon passiert. "Puhhh-uff" wäre der verbalisierte Eindruck. Man stelle sich eine alte Ledertasche vor, jahrelang in einem modrigen Keller vergessen und mit Küchenkräutern gefüllt.
DAS fanden die wohlriechend...? Der Dufteindruck hält noch Stunden an, erst nachdem ich das Gesicht wasche, ist er endlich weg.


Das Museum ist sehr neu. Das umfasst dann auch neue Präsentationsformen. Jedenfalls wäre meine Lehrerin zu Grundschulzeiten wohl krebsrot angelaufen, hätte sie mit uns hierhin einen Klassenausflug gemacht.
Auf Videowänden wird das Benutzen des Bades demonstriert. Man kannte damals keine Badekleidung, nur Handtücher VORHER und NACHHER als Lendenschurz. Also nicht WÄHREND. Die männlichen Schauspieler handhaben das genauso, teils eben hüllenlos.



Noch ein putziges Beispiel:


Ergänzend zum römischen Thema wird auch die weitere Entwicklung im Badewesen über Mittelalter und Neuzeit bis heute gestreift. Die jüngste Vergangenheit bringt einen doch arg zum Schmunzeln:


Zum Thema Baden gibt es auch Bademode der letzten 100 Jahre zu sehen.



Links ein Turboschwimmanzug von Sandra Völker:


Das Museum gehört mir quasi allein, wer geht schon vormittags in ein Museum im Voreifelraum? Man machte nur für mich das Licht an und eher kühl war es auch. Was ja dann wieder nachhaltig beispielhaft ist.
Im Museumsshop finde ich noch spannende weiterführende Lektüre zu den römischen Straßen in meiner Region. Der Besuch hat sich also sehr gelohnt!

10 Kommentare:

  1. Hochinteressant, liebe Elke!
    Auf den modrigen Ledertaschen-Geruch bin ich sehr neugierig, das muss ja ekelhaft gewesen sein.
    Ich finde es super, dass du deine extra Rippen-Freizeit so nutzen kannst. So lernen wir auch noch etwas dazu!
    Ich merke gerade, dass ich schon lange nicht mehr in einem Museum war...die sind ja viel moderner, als ich es noch in Erinnerung habe.
    Ich hoffe, dass deine Rippe bald geheilt ist - die macht ja fast der Lady A Konkurrenz! :-)
    Liebe Grüsse vom Flughafen Zürich!

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    1. Liebe Catrina,
      ich würde den Geruch nicht wirklich als ekelhaft bezeichnen, eher als sehr speziell, aufdringlich und so seltsam, dass die Nase nachhaltig irritiert war.
      Das war wirklich ein sehr schöner Ausflug, auch bei traumhaftem Winterwetter, dank Rippe ;-) Aber so etwas habe ich mir ab Sommer öfter vorgenommen, dann habe ich ja auch die Zeit.
      Es gibt durchaus inzwischen sehr viele sehr spannende Museen, gar nicht mehr die alten Vitrinenbunker von früher.
      Den Rippen geht es schon wieder ganz gut, das jetzt ist die Phase, die dafür soregn soll, dass das auch gut verheilt.
      Ich hoffe, ihr seid gut angekommen?
      Liebe Grüße aus dem leicht schneeweißen Rheinland
      Elke

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  2. Liebe Elke,
    du weißt deine Rippenzeit wirklich gut zu nutzen! :D
    Toll, dass du dich an dieses Museum erinnert hast. Das ist ja eine Goldgrube. Noch besser, dass du ganz ungestört durch die Räume streifen und die "Düfte" aus alter Zeit schnuppern konntest. :)
    Ich beschäftigte mich momentan leider eher mit der sehr alltäglichen Badezimmerausstattung mit Hilfe eines Installateurs! ;)

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    1. Liebe Doris,
      dieses Museum stand schon seit 2020 ganz oben auf meiner Liste, zumal es nur 30 Autominuten entfernt ist. Und es hat Lust auf mehr gemacht, zumal, wenn man es ganz für sich allein ohne nervende quasselnde Mitmenschen genießen kann. ;-)
      Badezimmereinrichtung!? Spannend, wenn man dann alles überlegt und entschieden hat. Ich möchte nun auch endlich die Renovierung des Gäste-WCs angehen... Erfolgreiche Planung und Umsetzung wünsche ich dir!
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Hmmmm, liebe Elke, was fällt mir zu Deinem Museumsbesuch Gescheites ein, das ich hier zum Besten geben kann?

    Eigentlich nur das, dass die männlichen Schauspieler auf den Video-Wänden hoffentlich halbwegs ansehnliche Exemplare ihrer Gattung waren.

    Ein Hoch auf die Erfindung der Seife und liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      jetzt kann ich bei google schon nicht mehr unter eigenem Namen antworten....
      Hihi, die (durchweg) männlichen Darsteller der Badeszenen waren wie im wahren Leben ein Querschnitt durch die Gesellschaft. ;-)
      Genau erfreuen wir uns den Segnungen der Seife, alles andere hatten die Römer wohl.
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke,

    sorry, war ich nicht aufmerksam? Rippen, noch oder wieder? Oder hab ich einfach angenommen, dass alles auf einem guten Weg ist, weil es schon eine Weile her ist? Oder ist eine bürostuhlsitzende Tätigkeit noch nicht gut machbar? Bessere dich? - LOL *hihi*

    Toll ist aber, dass du diese Zeit so gut nutzen kannst und in einem interessanten Museum modernster Prägung warst. Mir geht es ähnlich wie Catrina, war ewig nicht in einem Museum, muss es aber unbedingt mal angehen, da ich von Exkursionen anderer Kollegen weiß, dass es heutzutage viele sehr interessante Sachen gibt. Zwecks der Möglichkeit von Nachgesprächen über Eindrücke etc. kann ich mir Museumsbesuche auch mit anderen gut vorstellen. Verstehe dich aber auch gut, dass man alleine vieles in Ruhe aufnehmen kann! Das ginge vor allem mit jungen Leuten, oder Schulklassen gar nicht! 🙈

    Die Reinigungsmethoden anderer Völker, auch früherer Zeiten, sind schon interessant, aber nicht nachahmenswert! 😋

    Ich wusste nur, dass es vor ca. 4.000 Jahren in Ur in Chaldäa schon zweigeschossige Häuser mit 'Zentralheizung' gab. (Doppelte Wände durch die heiße Luft vom offenen Feuer aus dem Keller strömte! 🙊) Pfiffig, pfiffig!

    Alles Gute, genieße deine Zeit, soweit es geht! In diesem Sinne
    liebe Grüße Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      "Rippen noch", genau richtig vermutet, langes Sitzen in leicht dem PC entgegengebeugter Haltung war noch ein Problem. Am besten geht abwechselnde Haltung und Bewegung.
      Der Museumsbesuch hat mich bestärkt, mich demnächst öfter auf solche Pfade zu begeben. Mit Gleichgesinnten solche Besuche zu erleben und sich nachher auszutauschen ist natürlich prima, aber bei lärmenden Schülergruppen sage ich eher "nein danke".
      Schon vor 4000 Jahren Zentralheizung? Wow. Auch bei den hiesigen Römerhinterlassenschaft (Körperhygiene, Kanalisation, Wasserleitungen, Staatswesen) muss man sich fragen, warum die nach deren Rückzug erst einmal überwiegend in Vergessenheit gerieten. Aber das ist wohl das Los aller Kulturen, nach einem Hoch folgt ein Tief.
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. schlimmer als die aktuell hippen Parfums kann die gammelige Ledertasche für meine etwas duftempfindliche Nase auch nicht gerochen haben. Vermutlich sogar erträglicher weil nicht chemisch zusammengemixt ;)
    Dass die ansonsten doch wirklich hoch zivilisierten Römer keine Seife kannten, erstaunt mich allerdings wirklich. Vielleicht hatten sie neben Öl und Abschabern ja auch die Wascherde Nordafrikas schon entdeckt - die macht Seife auch weitgehend überflüssig.

    Dir, liebe Elke, weiterhin spannende kulturelle Entdeckungen - mögen sie den Rippen Beine machen!

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    1. Liebe Lizzy,
      jetzt kann ich selber nicht unter eigenem Namen antworten - Google ist grotesk!
      Oh je, duftempfindliche Nase? Da wäre ich auf dein Urteil zum Römerparfum dennoch neugierig. Es gab übrigens noch eine andere Duftstation zum Mittelalter: Düfte einer Brug, eines Bauernhofes, eines Klosters. Alle eigenartig, aber nicht so schlimm wie das Römerparfum. Ich vermute dennoch, dass sie statt Seife etwas anderes hatten, wer solche Thermen baut, nutzt sie nicht um dort zu müffeln...
      Danke dir, geht immer besser und endet dann wieder in Büroarbeit ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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