Sonntag, 10. September 2023

Waldkreiseleien

Die vorletzte Trainingswoche muss unter erschwerten Bedingungen laufen. Es ist sehr warm, heute gar 31°.

Das bringt selbst mich dazu, morgens auf die Piste zu gehen. Vor dem Frühstück. Ich muss sagen, wenn man sich dann mal überwunden hat, sind es schöne Läufe in angenehm frischer Luft.

Aber für die heute anstehenden 32 km müsste ich dann allerdings schon arg früh aus den Federn. Nüchtern schaffe ich die nicht, und zwischen auch nur leichtestem Frühstück und Start müssen 2 Stunden liegen. Erschwerend kommt hinzu, dass ich auch noch einen kurzen Blick in die Live-Übertragung der Ironman-WM aus Nizza werfen möchte.

Schlussendlich komme ich gegen 8 Uhr aus dem Haus. Habe mir eine spezielle Vorgehendweise überlegt: Mit dem Auto in den Nachbarortsteil fahren, dort nur Runden im schattigen Wald an der Erft zu drehen und so das Auto alle 4 km als persönliches Verpflegungsdepot zu nutzen. Damit spare ich überdies die Laufweste, die ja auch nochmal Wärme am Körper hält, so leicht sie auch sein mag.

Gesagt getan. Es findet sich ein wunderbar schattiges Parkplätzlein und los gehts bei 18°. Als erstes eine Runde durch die sonntagsstillen Straßen. Mit Erstaunen nehme ich Veränderungen wahr. Wo doch viele Jahre ein Baubedarfshandel seine Waren feilbot, sind nun Mehrfamilienhäuser fast fertig gebaut.

Einige wenige Leute treffe ich an, letzte Nachhut der Nachtschwärmer oder Frühaufsteher? Wer weiß. Bäckereien sind jedenfalls die Hot-Spots des Morgens. 




Was ist den DAS?


Nach 6 km erster Stopp zur Wasseraufnahme. Ich lege das Shirt ab, das ich für den Anfang über meinem sehr dünnen Hochsommeroutfit trage und dann auf in den Wald. Zunächst geht es entlang der Erft südwärts, einer leichten angenehmen Brise entgegen - herrlich! Erste Herbststimmung mit zarten Frühnebelschleiern garniert den Morgen.




Meine Planung der Waldesnutzung wird allerdings bald jäh unterbrochen. Da ist doch wahrhaftig die Brücke verschwunden, die ich auf die andere Seite nehmen wollte! Skandal! Also gehts rechts statt links und ein wenig durch den dortigen Wald. Der ist zwar auch nett und schattig, aber er liegt abseits des Wassers, es fehlt diese Kühlungskomponente.



Flugs wieder zurück auf demselben Weg und die Erft anderweitig gequert. Denn auf der östlichen Seite sind die Bäume weniger hoch, dafür umso dichter und schattiger und kleine Nebenarme der Erft geben zusätzliche leichte Kühle. Der Effekt ist unglaublich. An den wenigen Stellen, an denen ich der Sonne ausgesetzt bin, steigt die Wärme sofort spürbar.
So drehe ich meine Runden, treffe zahlreiche Spaziergänger, Hunde mit Anhang, Läufer und Radler. Immer wieder witzig, wie manche Bellos aufeinander reagieren. Mal begrüßen sie sich wie alte Kumpels, mal beäugen sie sich misstrauisch, mal werfen sie sich zwecks Machtdemonstration in die Brust. 
Mir fällt ein schmächtiger Herr auf, der an seiner Leine einen sehr großen Hund führt. Bzw. umgekehrt, der Hund zerrt ihn nämlich dahin, wo er will. Da könnte man jetzt Studien treiben, wer warum welchen Hund hat...😎

Dummerweise werde ich bald an ein Versäumnis erinnert. Ich wollte mir noch die Fußnägel gekürzt haben, und nun habe ich deutlich das Gefühl, dass sich da ein Nagel in den Nachbarzeh bohrt. So was Blödes. Anfangs kann ich noch drüber hinweg laufen, aber das Geschehen im Schuh wird immer spürbarer, der Gedanke kreist, dass ich mir kein vermeidbares Problem vor dem Marathon einfangen sollte. Außerdem machen sich leider auch bald die nun herrschenden 28° selbst im schattigen Wald erschwerend bemerkbar, die dampfige Luft tut ein übriges.

Ich trete in harte Verhandlungen mit mir selber ein. Am Ende beschließe ich, die 30 km des letzten Wochenendes nochmals zu erfüllen, und die fehlenden 2 dann eben abzuschreiben. Der rechte Fuß ist dafür sehr dankbar. Daheim humpele ich erst einmal nur herum. Der Schaden scheint erfreulicherweise nicht so groß. Zudem kann ich die dritte Disziplin der Eisenmänner in Nizza mitverfolgen und auch körperlich richtig nachspüren. Besonders Frodo bei seinem allerletzten Wettkampf, den er nicht ganz wunschgemäß auf dem Treppchen beenden kann. Aber wie kommentiert Sebastian Kienle so schön: "Selbst wenn du oben alles reinsteckst, kann trotzdem unten Mist rauskommen."
Wie wahr. 
Immerhin bin ich 2 Minuten schneller auf den 30 km als eine Woche zuvor.

14 Kommentare:

  1. Habe den obigen Kommentar entfernt weil ich noch einen Schreibfehler entdeckt habe - hier der copy-paste Text hoffentlich fehlerfrei:

    Wunderbar, liebe Elke! Jetzt sind die Long Runs geschafft.
    Du wirst Berlin auch ohne die 2km schaffen. Und 2 Minuten schneller als die Woche zuvor ist ja auch sehr gut für das Selbstvertrauen.

    Für eine kurze Weile waren wir sogar zeitgleich unterwegs. Ich hatte einen mittel-langen Lauf (24km), bin aber vor 6 Uhr gestartet. Ich habe auch keine Weste getragen, sondern habe die Brunnen und öffentlichen WCs um den Zürichsee genutzt. Du hast Recht, obwohl die Weste leicht ist, macht es doch etwas aus, wenn man die zu Hause lassen kann.

    Eine gute Erholung und liebe Grüsse aus dem sonnig-warmen Zürich!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Catrina,
      ich beneide dich um öffentliche Brunnen. Oliver hat so etwas ja auch in Düsseldorf, hier müsste ich dazu wohl eine Runde von Friedhof zu Friedhof drehen, weil nur dort Wasser zugänglich wäre. Aber mit meiner Lösung war ich auch sehr zufrieden. 6 Uhr warst du unterwegs, tiptop! Ja, Berlin rückt näher....
      Liebe Grüße aus dem heute leicht gewittrigen Rheinland
      Elke

      Löschen
  2. Liebe Elke,
    die kühlende Wirkung des Waldes und des Bachs kenne ich selbst auch gut. Vielleicht kommen ja auch Städteplaner irgendwann mal drauf, dass Bäume gar nicht so verkehrt wären. ;)
    Super! Der letzte Lange ist geschafft und das trotz Hitze, fehlender Brücken und früher Stunde! Berlin kann kommen. :D

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Doris,
      ja, bei solchem Wetter ist ein schattiger Wald Gold wert! Hier kommt man meiste leider auf Ideen, wie man auch letzte Grünflächen in den Städten noch zupflastert und leider ist der große Trend der Schottervorgärten immer noch ungebrochen... Das merkt man deutlich bei Hitze.
      Ein gutes Gefühl, den letzten Langen geschafft zu haben :-)
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  3. Tapfer das Training durchgezogen, der Hitze getrotzt, gute Entscheidung den letzten langen Lauf als Runden im Grünen mit PKW als VP zu laufen, bestens vorbereitet, was soll da noch schief gehen?! Vermutlich profitierst du in Berlin sogar noch vom Training in diesen heißen Tagen, die Energie die sonst in der Sonne verballert wäre, hast du jetzt auf Vorrat :-) Und du bist ja vertraut mit der Marathon Strecke, das wird eine sichere Kiste. Ich drücke die Daumen!!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Oliver,
      danke! Ich freue mich auf Berlin. Und wie wir hier so sagen: Et kütt wie et kütt. Habe mein Training durchgezogen und ja auch immerhin noch ein paar Hitze-aushalten-Einheiten auf der Grabung absolviert ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  4. Liebe Elke,
    also ich denke die Entscheidung, 2 km weniger zu laufen und dadurch zu verhindern, dass du dich verletzt, war eine gute Entscheidung.
    Ich hoffe, der zu lange Zehennagel hat keinen zu dollen "Eindruck" hinterlassen.
    Das mit der fehlenden Brücke hatte ich letztens auch im Drohntal. Da stand ich mit meinem MTB und .... ja, die Brücke war weg.
    Du hast ja eine Alternative genommen. Und das Maximum an Schatten genutzt.
    Jetzt darfst du tapern. Genieß es, erhol dich gut und dann mit viel Vergnügen einen ganz langen Lauf in Berlin :-)
    Liebe Grüße
    Helge

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Helge,
      tapern darf ich nach meinem Plan noch nicht so doll, diese Woche folgen noch 2 kräftigere Einheiten, aber ich fühle mich bestens. Das Zehenproblem war wohl eher von der Socke ausgelöst, die den Zehen durch zuviel Straffheit zu wenig Raum gaben. Alles wieder im Lot.
      Danke dir und viele Grüße
      Elke

      Löschen
  5. Liebe Elke,

    wieder super gut durchgezogen! Toll, noch einmal ein Langer! - Jetzt aber bitte ans Tapern denken, du willst ja in Berlin frisch sen! ;-)

    Danke für die bildhaften Eindrücke, bei manchen kann man ja fast den kühlenden Effekt nachempfinden! :-)

    Bleib gesund und verletzungsfrei! Wir sehen uns!
    Liebe Grüße Manfred

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Manfred,
      danke! Dieser letzte Lange war nochmal gut für die Motivation, auch wenn er anstrengend war. Montag waren die Beine total frisch und heute lief es völlig locker - gutes Gefühl! Mein Plan lässt mich noch nicht ganz tapern, 2 etwas umfangreichere Einheiten folgen noch. Ich will ja auch nicht Rost ansetzen... ;-)
      Wir sehen uns, bis dann!
      Elke

      Löschen
  6. Also so wird das nix mit dem Marathon, liebe Elke, einfach zwei Kilometer schwänzen, tze tze tze :-)))

    Heißes Sommertraining ist das Übel des Berlin Marathons, aber nu is es ja so gut wie geschafft.

    Das Auto als VP ist eine praktische Sache, hab ich in vergangenen Jahren auch ab und zu mal so gemacht. Macht vieles leichter, nicht nur wegen der fehlenden Laufweste :-)

    Liebe Grüße
    Volker

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Volker,
      jetzt streu' auch noch Salz in die Wunde meiner kleinen Schwänzerei... Aber genau, ich sage mir, nun bin ich durch und freue mich auf Berlin! Und Pasta!
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  7. Liebe Elke,
    Respekt. Ich kann mir momentan gar nicht vorstellen soweit zu laufen, mal von den Temperaturen abgesehen. Berlin kann kommen.
    Noch ein paar letzte Einheiten und dann geht es gut vorbereitet los. Falls es warm wird in Berlin, bist du bestens gerüstet. Sch... auf die 2km ;-). Lieber den Zeh retten und eine Nagelschere im Auto deponieren :-).
    Liebe Grüße
    Karina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Karina,
      Danke, ja, Berlin WIRD kommen, ganz bald... Einerseits freue ich mich, aber langsam steigt auch ein wenig die Nervosität.
      Hinterher wurde mir klar, dass eigentlich die Socken die Hauptschuldigen waren. Die engen die Zehen stärker ein als andere Modelle, weswegen es dann bei 2 Zehen zu Scheuern kam. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. :-)
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen