Donnerstag, 6. August 2015

New Generation

Ein richtiger Hitzelauf wird es heute. Dabei hätte ich die Chance gehabt, morgens um 7 bei noch verträglichen 20 Grad zu laufen. Aber ich unterlag im Kampf gegen die Schwerkraft. Und mein Magen zwang mir auch noch seinen Willen nach Nahrungszufuhr auf.
Also gebe ich dem da draußen die Zeit, auf 27 Grad hochzuheizen, bevor ich gegen 10 Uhr in meine neuen Puschen fahre.
Mein Schuhbestand brauchte Auffrischung, und so trug ich gestern schlussendlich einen Brooks Glycerin 13 heim. Doch daheim habe ich auch noch den Urgroßvater, die Version "10" im Gebrauch. Allerdings nur als Hausschuh, denn läuferisch gefiel er mir seinerzeit nicht, so dass er keinen Auslauf bekam. Umso überraschter war ich, dass der 13-er doch einen guten Eindruck im Laden hinterließ.
Daher bin ich so neugierig, dass ich den Urenkel-Urgroßvater-Test mache und an jedem Fuß ein Exemplar für ein paar Meter laufe. Das reicht auch, denn der Unterschied ist sehr deutlich. Der neue läuft sich deutlich besser (aus meiner Sicht) und rollt schön ab. Allerdings ist er etwas härter als mein sonst präferierter Asics Nimbus. Im Nachhinein bestätigt sich, dass der alte wirklich nichts für mich war.
Doch bevor mich die Nachbarn für hitzegeschädigt halten, kommt der zweite rote an den Fuß und ich starte zu einem kurzen, aber schweißtreibenden Lauf.

5 km in je 6  Minuten sind meine Vorgabe. Mustergültig laufe ich mich zuvor ein und nachher aus. Die Vorgabe ist zwar keine unerreichbare Aufgabe, bei der Hitze dennoch fordernd.
Nach einer knappen Stunde habe ich meine Aufgabe erledigt und darf ins kühle Haus zurück.
Wo dann auch die Schwerkraft wieder die Oberhand gewinnt und die Füße in korrekter Fußgewandung in Schonhaltung verfallen können.

27 Grad, 9,5 km, 58:44, (darin 5 km in 5:49 Min/km), HF 140 

Dienstag, 4. August 2015

Echotuning


Gewundert hatte ich mich schon ein wenig über das, was mein V800 mir nach dem letzten Lauf im Lauterbrunnental anzeigte. Sooo schnell (5:30 Min/km) war ich nach Gefühl eigentlich nicht. Aber mangels Verbindungskabel konnte ich die Daten erst daheim übertragen und überprüfen.
Und siehe da, der Beweis: Auch GPS hat wohl Echo!
Jedenfalls lief ich in Wahrheit vom obersten Punkt der roten Strecke auf dem Bild zum untersten und genau auf diesem Weg wieder zurück. Diese komische Schlaufe die da nach rechts "raushängt", die habe ich sicher nicht gelaufen! Um das zu schaffen, hätte ich dabei in diesem Tal mit seinen sehr steil aufragenden Felswänden noch mal eben 700 Höhenmeter rauf und wieder runter absolviert.

Nicht genug damit:  Kilometer 4 bin ich mit dem sagenhaften Tempo von 1:18 Min pro km gerannt - sagt jedenfalls die Polar.
Das wären etwa 46 km/h.
Hoppla, damit könnte ich Usain Bolt glatt überholen!

Da laufe ich dann doch heute lieber wieder auf dem Boden der Tasachen und in der echofreien rheinischen Ebene.
Der erste Lauf nach Plan der ersten Trainingswoche zum München-Marathon. Die vorgegebenen 6:30 Min/km fühlen sich sehr langweilig an. Es fällt schwer, so durch die Gegend zu schlappen. Aber was macht man nicht alles. Wenigstens darf ich in frischer Nach-Regen-Luft laufen. Den nächsten Lauf übermorgen werde ich dann wohl im Hochsommerklima hinbekommen müssen.

17 Grad, 9,3 km, 1:00:05, (6:26 Min/km), HF 131

Samstag, 1. August 2015

Ohne Cocktailkleid kein 007

Aus dem ursprünglich geplanten August-Sommerurlaub wurde nun doch nur ein verlängertes Wochenende. Und das schon mit Vorboten der dann im September anstehenden Ferien. Denn da mein eidgenössischer Ehegatte im September am Jungfrau-Marathon teilnehmen wird, legen wir erstens nun unseren Sommerurlaub um dieses Ereignis herum und gehen zweitens dann heute schon im Laufgebiet trainieren.
Allerdings so, dass mein Mann das ziemlich steile Teilstück Lauterbrunnen-Wengen in Angriff nimmt, während ich mich gemütlicher auf dem Talboden tummeln will.
Lauterbrunnen, sonst immer schon ein Flaggenmeer zur Freude der zahlreichen Touristen, hat heute nochmals eins draufgelegt: Es ist der 1. August, der schweizerische Nationalfeiertag. Und so flattern überall das weiße Kreuz auf rotem Grund und genauso oft der Berner Bär. Zudem erreichen einzelne Alphornklänge unsere Ohren!

Doch das Gewimmel im Ort lassen wir rasch hinter uns, mein Mann auf der JMT-Strecke und ich direkt vom Staubbachfall aus in Richtung Talende.
Wir haben Wetterglück. Während es noch am Morgen regnete, bleibt es nun trocken. Aber auch ein wenig feucht ist die Luft.

Ich wähle den asphaltierten Weg Richtung Stechelberg, der sich als autofreie Zone in Sichtweite der Weißen Lütschine dem Talende entgegenschlängelt.
Anfangs noch kann man den Eindruck haben, es sei internationaler Volkswandertag. Käme ein Marsbewohner her, müsste er den Eindruck gewinnen, die Schweizer tragen entweder Burka, oder sind eng mit Indern verwandt, und wenn beides nicht, dann haben sie kurze glatte schwarze Haare und Schlitzaugen. Immer aber tragen sie Fotoapparate oder Smartphones spazieren, letztere gern an Stangen... Die paar Amerikaner, Engländer oder Holländer sind exotische Tüpfel und bestätigen die Regel.

Doch je weiter ich ins hintere Tal laufe, je ruhiger wird es.
Die Strecke wandelt sich zum Naturweg. In sanften Wellen geht es mal auf und mal ab.
Eigentlich kein Thema, doch mein Puls geht relativ hoch und ich habe das Gefühl einer harten Tour. Eventuell Nachwirkungen der 2. FSME-Impfdosis von vor 2 Tagen? Schon am Vortag legten mich wieder Kopfschmerzen lahm, wie nach der ersten Impfung. Und da diese ja dem Körper eine kleine Infektion vorgaukelt, scheint er sich ihr auch widmen zu wollen.

Wenigstens aber kein Kopfweh heute und ich will den Lauf genießen, so gut es geht. Bald stoße ich auf Steinmännli an einer seichten Stelle der Lütschine.
Da ich wenig im deutschen Alpenraum unterwegs bin, weiß ich nicht, ob das dort inzwischen auch Usus ist, hier in der Schweiz jedenfalls sieht man sie immer wieder.






An dieser Stelle stehen sie gleich zu Dutzenden, bis zum nächsten Hochwasser.












Die Wolken schieben sich inzwischen von den Gipfeln leicht ins Tal hinunter. Doch es gibt auch immer wieder sonnige Momente. Das Wasser gluckert und gurgelt und rauscht. Herrlich!
Dazu piepst die Polar munter ihr "Gänseblümchenorakel":
Ich habe keinen Satelliten.
Satellit gefunden.
Ich habe keinen Satelliten.
Satellit gefunden.
...



Bald laufe ich an der Seilstation Stechelberg vorbei. Im Bild links sieht man oben gerade noch den ersten Bergmast der Bahn. Heute gibts ein besonderes Event: Der erste 007-Walk-of-Fame wird eröffnet.
Shit, hätte ich DAS geahnt, ich hätte doch mein schickstes Cocktailkleid dabei gehabt!

Warum 007 im Lauterbrunnental? Weil dort auf dem Schilthorn markante Szenen aus "Im Geheimdienst ihrer Majestät" gedreht wurden.
Wofür dem Berg extra ein Sixties-stylisches Gebäude auf den Gipfel gesetzt wurde, das bis heute als Drehrestaurant genutzt wird.

Da ich also eben den Dresscode leider in keinster Weise erfüllen kann, laufe ich eben weiter.





Ist auch schöner, die Natur hier zu genießen, als in einer wahrscheinlich proppenvollen Gondel ziemlich lange bergauf zu schweben. Einmal umsteigen muss man bis oben auch noch.









Ein inzwischen je nach Sichtweise leidiges Thema in Lauterbrunnen, die auf den Wiesen herniederkommenden Menschen. Denn der Ort ist fest in der Hand von Basejumpern und Paraglidern. Zur Freude der Hotelerie und Gastronomie und zum Leid der Bauern, deren Felder so immer wieder in Mitleidenschaft gezogen werden. Was noch die geringere Auswirkung ist. Die schlimmere sind die Todesfälle. 16% aller tödlichen Sprünge weltweit passieren im Lauterbrunnental, 2014 waren das über 40.
Es ist also hier nicht verkehrt, den Blick immer wieder einmal nach oben zu lenken um sicherzugehen, dass da nicht gerade einer im Landeanflug auf die Wiese neben dem Weg ist.

Ansonsten fällt auf, dass die Bewohner das Motto "Legt Dir das Schicksal Steine in den Weg, baue eine Brücke daraus" umgemünzt haben in "Wirft Dir der Berg seine Brocken vor die Füße, baue eine Mauer daraus".
Sieht auf alle Fälle schöner aus als Maschendraht.

Je mehr ich mich dem Ort nähere, umso mehr Wanderer und Spaziergänger kommen mir wieder entgegen.

Und als Krönung ertönen, als ich beim Auto ankomme, wieder die Alphörner.
Fast wie bestellt.
Aber nur fast, denn dann hätte ich sie mir lauter gewünscht!







17 Grad, 12,6 km, 1:09:12, (5:30 Min/km), 100 Höhenmeter, HF 141 lt. Anzeige V800, doch km sind falsch

Mittwoch, 29. Juli 2015

Katergefühle

Mein Lebensgefühl am Samstag Abend nach dem Nürburgring-Lauf:

Müüüüüde.

Ein gemeiner, zwickender, quälender Muskelkater baut sich auf.
Wer massiert mir die jaulenden und hämmernden Beine?
Ich schleppe mich zum Essen. Und danach hinlegen, nach rechts wälzen, nach links wälzen, keine Position halte ich lange aus.
In den Oberschenkeln hämmert es wie in einem Bergwerk.
Ich will nur noch schlafen und brauche dennoch lange, bis ich endlich einschlummere.






Tag 1 nach dem Lauf.
Gemeiner, zwickender, quälender Muskelkater.
Gottseidank ist Sonntag und ich kann in einer stillen Ecke liegen bleiben und warten, bis der Kater wech is.




Tag 2 nach dem Lauf.
Gemeiner, zwickender, quälender Muskelkater.
Ich plage mich im Büro ab, verlasse meinen Schreibtisch möglichst nicht und wenn, dann nur für den Heimweg.
Treppensteigen ist immer noch nicht das pure Vergnügen.
Immer gaaanz laaangsam,
eine Stufe,
und noch eine Stufe,
und noch eine...



Tag 3.
Der Muskelkater lässt ein wenig nach. Ich darf ein paar hundert km im Zug absitzen und mich an einem exzellenten Hotelbuffet laben.



Heute gehts endlich wieder. Für eine kleine gemütliche Runde reicht es

Ob Katzen eigentlich auch Muskelkater bekommen können?







18 Grad, 5 km, 30:45, (6:11 Min/km), HF 132

Samstag, 25. Juli 2015

Nürburgring-Lauf 2015 (24,4 km)


Unsere vierte Teilnahme am Nürburgring-Lauf.
In diesem Jahr unter ganz besonderen Wettervorzeichen, und ich überlege mir schon einmal alternative Posttitel:
 "Wind in den Weiden"
 "Der Sturm"
 "Und ewig singenrauschen die Wälder"
 "Im Auge des Hurrican"
 "Vom Winde verweht"


Irgendwo dazwischen wird sich unser Lauf bewegen, denn der Wetterbericht ist noch am Vorabend unerfreulich:

Laufen bei Windstärke 8 bis 9?
Na herrlich!
Heute am frühen Morgen stellt sich zunächst alles friedlich dar. Die Sonne lacht, sanft säuselt der Wind. Und da soll ein Sturm draus werden?

Doch auf der Fahrt Richtung Eifel und Nürburgring frischt es kräftig auf, die Wolken bilden atemberaubende Gebilde, immer noch von der Sonne angestrahlt.





Am Ring angekommen, bleiben wir erst einmal im Auto sitzen. Es schüttet.
Als wir uns zum Startbereich aufmachen, haben wir Glück. Die Schleusen werden geschlossen. Obligatorisches Gruppenbild, nur Paula möchte heute nicht in die Kamera lächeln.











Knapp über 1000 Unverdrossene sammeln sich im Startbereich zum 24,4 km-Lauf über den Grand-Prix-Kurs und die komplette Nordschleife. Es gibt noch weitere, kürzere Distanzen und nach den Läufern werden sich die Radfahrer auf ihre 24-Stunden und andere Wettbewerbe machen. Wie immer campieren sie direkt am Asphalt des Rings.

Wohl wegen des Sturms gibt es in diesem Jahr keinen Start-/Ziel-Bogen. Irgendwie ein trostloser Anblick, man wünscht sich doch irgendein markantes Zeichen.

Bevor es losgeht, fallen mir 3 junge Männer mit Flaum-Bärten auf. Sie machen stolz mit ihrer GoPro auf Teleskop Erinnerungsbilder, doch je näher es auf den Start zugeht, umso ängstlicher werden sie. Kurz vorher umarmen sich alle 3 und raunen sich respektvoll zu "Nun gibt's kein Zurück mehr". Ach welch wunderbare Augenblicke vor einem ersten großen Erlebnis...

Wie immer geht es zunächst durch das Camp der Radsportler, die die Läufer mit Applaus und Worten anfeuern.
Neben mir rennen 2 Männer in den Vierzigern und diskutieren, wie man wohl den Lauf hier im Verhältnis zu einem Marathon sehen kann. Ist man Marathon-reif, wenn man das hier schafft...? Sie laufen auf eine Frau im Nürburgringshirt von 2011 auf und überfallen sie mit ihrer dringlichen Frage. Doch sie kann nicht helfen, sie hat noch keinen Marathon absolviert.
Ich kann nicht an mich halten und rufe den beiden zu, dass man klar einen Marathon schafft, wenn man das hier finishen kann. Schließlich bedeuten die Höhenmeter und das Profil eine deutlich kräftigere Belastung als 24,4 km im Flachen. Ich ernte strahlende Gesichter und ein erfreutes "Ach das baut mich auf!"

Dummerweise verpasse ich durch den Plausch die erste Wasserstelle bei km 3. Gerade noch erhasche ich einen Blick auf das Ende des Tischs und schlage einen abrupten Haken. Ich will hier jedesmal Wasser fassen, meinen Trinkrucksack habe ich bewusst nicht dabei. Das sollte heute ohne gehen.

Ach ja, mit diesem Foto kann ich kurz auf das käuflich erwerbbare Finisher-Shirt des Rings eingehen.


Zuvor wurden den Läufern 3 Varianten zur Abstimmung angeboten.
Wenn ich mich recht erinnere, in Langarmversion.


Im Programmheft wird dann wie zuvor schon im Netz stolz das Gewinnershirt präsentiert:
And the Winner is.... das Exemplar, das ich gern erworben hätte.

Wer erkennt die 3 Fehler zwischen Ankündigung und tatsächlich verkauften Shirt 2015 auf dem Bild zuvor?

Ernsthaft: Ich habe nach dem Gewinnershirt am Stand gefragt. Reaktion: "Äääähhhh. Hammwernich".

Naja, aber wir wollen ja auch laufen und nicht shoppen.


Und das macht heute Riesenspaß! Es bleibt noch trocken und die Wälder der Eifel schützen bestens vor dem kräftigen Wind. Nur manchmal kommen Böen durch.

Und hier haben wir zudem noch Wind von hinten! Rückenwind und bergab - klasse!
An die Döttinger Höhe gegen Ende, die genau gegen den Wind und exponiert liegt, mag ich lieber nicht denken... bergauf und Gegenwind droht.

Das Schöne am Ring sind die wunderbaren Perspektiven auf die Eifel und die Ruhe in den Waldpassagen. Im Gegensatz zu den rasenden Boliden können wir Läufer das auch bewusst wahrnehmen.
Das ist es auch, was den Ring immer wieder für die Teilnahme empfiehlt!
Langsam nähere ich mich Breitscheid, dem tiefsten Punkt. Hier habe ich auch den schnellsten km auf dem Konto, kein Wunder, es geht kräftig abwärts. Ich gönne mir ein Gel und nehme am V-Stand ein Wasser dazu. Nun gehts stramm bergauf. Das erledige ich lieber kräftesparend flott gehend. Zudem kommen von hinten Notarzt und Rettungswagen angerauscht, alles macht Platz.

Die nun bis zur Hohen Acht anstehenden Aufwärtspassagen nehme ich an den steilsten Stellen immer wieder gehend. Denn nach der Acht erwartet uns ja immer noch weiteres Auf und Ab. Am Ring gilt es, die Körner gut einzuteilen. Erfreulicherweise kann ich bergab jeweils Gas geben, es macht Freude, die Beine fliegen zu lassen!

Von hinten quäkt sich plötzlich Techno heran. Nanu, da hat aber einer seine Ohrstöpsel aufgedreht... Fehlanzeige, es ist eine kleine, junge, in eine Art zu knapper Wurstpelle aus neonfarbenen Komponenten gewandete junge Frau. Im voluminösen Dekolleté klemmt ihr Smartphone, mit dem sie ohne Stöpsel ihr komplettes Umfeld bedudelt. Mit ihrem nicht unfülligen Körper stampft sie an mir vorbei. Doch bald muss sie der Steigung Tribut zollen und geht ebenfalls. Dreht sich nach ihren Begleitern um, ruft ihnen demonstrativ ein "Wo bleibt ihr denn?" zu. Kurz vor der Hohen Acht sitzt einer der vielen Streckenfotografen. Man einigt sich, hier keine Blöße zuzulassen, stellt sich mit verschiedenen Gesten in Positur - und nimmt hinter dem Fotografen erschöpft auf der Leitplanke Platz. Ob sie gesehen haben, dass dahinter noch ein weiterer Fotograf vor Regen geschützt in einem Zelt sitzt und die Szene vielleicht im Kasten hat...?

Bisher war es immer noch trocken, obwohl ich mich dauernd von dunklen Wolken verfolgt fühlte. Mein leichter Windbreaker ist mir fast zu warm. Doch dann geht kräftiger Regen nieder und ich bin froh über die Jacke, die zwar kein Wasser, dafür aber auskühlenden Wind abhält.





Nach 2 Stunden will ich mir fürs letzte Stück ein Dextro-Energen-Täfelchen gönnen. Lange in meine Rückentasche ... und finde nichts. Ja hei wie dumm, liegen die doch im Auto!
Ok, nehme ich eben am nächsten Verpflegungspunkt einen Energy-Drink. Bisher habe ich zwar immer zu Wasser gegriffen, doch da es nur solches mit Kohlensäure gibt, möchte der Magen sowieso etwas anderes. Doch nichts da, am nächsten Stand nur Wasser...
Mist.
Muss ich eben so weiter.

Aber wenn man den Kurs kennt, weiß man ja, es wird nun überschaubar und ist nicht mehr weit. Bis auf die heute besonders zu fürchtende, elende, auszehrende, vermalledeite Döttinger Höhe...
Dort prangt seit diesem Jahr ein ziemlich seltenes Geschwindigkeitsbegrenzungsschild, das bundesweit nicht so oft zu sehen sein dürfte.
Und auch irgendwie davon ablenkt, dass der Wind nun von ziemlich genau vorne kommt. Alles hält sich links, da scheint es noch am ehesten erträglich.
Endlich noch ein letzter Verpflegungsstand rd. 3 km vor Ziel, MIT Energy-Drink. In der Not trinke ich auch dieses süßliche Zeug.
Ich laufe auf einen Herrn auf, dessen Trikot mich zum Augenwischen bringt. Auf seinem Rücken prangt ein Logo des Vogtland-Marathons mit Datum September 2016! Er absolviert gerade eine Regenerations-Geh-Pause, so spreche ich ihn an mit den Worten, dass er aber seiner Zeit weit voraus sei, mit dem Datum auf dem Rücken. Es erheitert ihn ein wenig in seiner Qual. Er meint, soooo hügelig wie das hier sei es aber im Vogtland bei Weitem nicht, aber man müsse ja wohl einmal den Ring gelaufen sein. Finde ich auch!

Der Zieleinlauf ist ein wenig "nackig". Die Musik kann ich nicht erkennen, vom Winde verweht sind die Töne der Lautsprecher. Es gilt, gegen die Böen zu kämpfen. Ohne Bogen lässt sich das Ziel aus der Ferne kaum erahnen. Erst die roten Matten zeigen es an. Ich kann noch wenige Läufer in einem matten Schlussspurt einsammeln, bin aber nun auch ziemlich ausgelaugt.
Mit meiner Zeit bin ich in Anbetracht des "schmalen" Trainings der letzten Wochen sehr zufrieden. Mein eidgenössischer Ehemann war fast genau eine halbe Stunde schneller als ich und hat eine neue PB am Ring erzielt.
Ich will noch rasch ein Bild vom sparsamen Zielambiente mache  und sehe erst hinterher, dass ich den Einlauf von Läuferfreundin Heidrun erwischt habe!

Glücklich und zufrieden mit dem Lauf gehts Richtung Heimat. Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!

15 Grad, 24,4 km, 530 Höhenmeter, 2:38:17, (6:31 Min/km), HF 151, 7. meiner AK
Link zum Nacherleben mit Polar