Montag, 4. August 2014

Wettermächte


Heute nehme ich mir 15 km vor. Ein Blick gen Himmel:
Wolken, hell bis hellgrau, die Sonne verdeckend.
Passt.
Los gehts.
Herrlicher Wind, kühlend und belebend.
Nach gut 1,5 km ein paar Tropfen. Erfrischend, habe ich mir sogar erhofft. Ich tripple ungebremst weiter den leichten Anstieg unseres Plateaus hinauf.
Krach.
Der erste Donnergroll. Woher kommt DAS denn? Ein Blick nach hinten und Westen zeigt mir, dass sich an den Hügelketten hinter unserem Weiler nun doch bedrohlichere dunkle Wolken aufbauen. Das habe ich mir aber anders vorgestellt! Der Wind treibt das drohende Gewitter genau zwischen mich und unser "Heimätli". Tja, da heißt es kleine Brötchen backen und widerwillig dem Heimweg antreten.
Krach, Nummer 2.
Wenn das nicht Motivation für eine kleine Sprinteinlage ist.Wenigstens kann ich nun das Gefälle temposteigernd nutzen.
Krach, Nummer 3. Nicht mehr weit, die Beine fliegen.
Aber der Regen hört auf und wirklich näher kommt das Gewitter nicht. Auf dem Hügelkamm oberhalb unseres Hofs ist ein Landwirt munter auf seiner Weide zugange. Entweder ist der tollkühn, oder mit Petrus im Bunde. Mh. Ich entscheide mich, am Hof vorbeizulaufen und noch bis zur nächsten Siedlung ein wenig der Straße entlang zu traben. Im schlimmsten Falle bin ich dann rasch in Sicherheit. So laufe ich weiter bis ans Ende der Siedlung. Und als ich überlege, noch weiter zu laufen ... Krach, Nummer 4.
Ok, ich habe verstanden, zurück und Einkehrschwung.
Doch im Gegensatz zu vorgestern, als dann ein richtiges Unwetter losbrach, tut sich nun ... nichts! Sowasblödes! Aber ich bin fast sicher, wenn ich nun nochmals loslaufe, kommt Krach Nummer 5 :-(

Ok, dann gibts hier eben noch ein paar andere Wettermächtebilder.
Am Morgen sind wir über den nahen Schallenbergpass ins benachbarte Emmental gefahren. Mich  interessierte der Skulpturenweg im oberen Tal der noch jungen Emme.

Unsere Vermieter hatten uns schon berichtet, dass dort vor wenigen Tagen ein schlimmes Unwetter mit Überschwemmungen
gewütet habe.
Überall sehen wir schweres Gerät bei der Arbeit. Die sonst friedliche Emme und ihre kleinen Zuflüsse haben große Mengen an Geröll und Geschiebe auf die Weiden im Talboden gedrückt. Die Straße ist geräumt, doch türmen sich links und rechts frische Steinwälle auf.
Wo man auf den ersten Blick meint, ein Waldstück wüchse auf einer Geröllhalde, erkennt man bei genauerem Hinsehen, dass die Geröllhalde zum bestehende Wald hinzukam, und nun meterhoch die Stämme unten quasi "eingepackt" hat. Die meisten Höfe, die hier in die Landschaft eingestreut sind, wurden nicht beeinträchtigt, da sie -typisch für die Region- meist auf kleinen Hügeln und Anhöhen liegen. Doch die, die im Talboden sind, wurden von Wasser und Schlamm heimgesucht.


Der Skulpturenweg liegt leicht oberhalb am Flussufer und blieb überwiegend verschont. Doch an dieser Stelle hier lässt sich erkennen, wie hoch das Wasser stand.







Dieses Werk, das ursprünglich aus 5 übereinander geschichteten und mit Stahlstangen verbundenen großen Steinen bestand, wurde leider zerstört.

Doch ansonsten haben die meisten der liebevoll arrangierten Skulpturen überlebt.


Besonders witzig finde ich das Werk mit dem Titel "Schweizer Bankgeheimnis":





Worüber wohl die beiden so schmunzeln oder sinnend dreinblicken?









Überall ist erkennbar, dass hier tosende Wassermassen am Werk gewesen sein müssen.
Ein Baumstamm,
gesplittert wie ein Streichholz:





Der "Biospherenschelm" (Titel der Skulptur) mit seinem leicht an Mona Lisa erinnernden undefinierbaren Lächeln blieb verschont und schaut weiter weise auf die Emme.


Hoch über uns ragen die schroffen Felsen des Hohgant in den Himmel. Bei schönem Wetter kaum vorstellbar, welche Kräfte entfesselt werden können.

Für uns Urlauber ist schlechtes Wetter zwar nervig, aber letztendlich nur Anlass zu vielleicht anderer Freizeitgestaltung. Für die Menschen, die abhängig sind von der Natur, hat es weitaus drastischere Folgen. Durch den vielen Regen zusammen mit den warmen Temperaturen wächst und gedeiht zwar alles prächtig, doch Weiden, Felder und Hänge sind durch die ergiebigen Regenfälle hier vollgesogen wie ein Schwamm. Die Bauern können nicht auf ihre Felder, da die Maschinen den Boden schädigen würden. So kann das Getreide nicht geerntet werden und das Korn droht auf dem Halm auszutreiben. Damit wäre die Ernte verloren. Sorgen, die uns "Büromenschen" unbekannt sind und manchen vermeintlichen Ärger in einem anderen Licht erscheinen lassen.

22 Grad, mickerige 6,5 km, 41:22, (6:23), Puls 135

18 Kommentare:

  1. Schöne Gegend dort. Deine Impressionen mag ich sehr.
    Hach, so einen Run hatte ich auch schon mal und bin der festen Überzeugung diese Krach-Bumm.Zeichen Ernst zu nehmen. Besser mal ein mickriges Training als....

    LG von Birki

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    1. Hallo Birki,
      danke, und klar hast Du Recht: Vorsicht ist immer noch die Mutter der Porzellankiste.
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke,

    das Bankgeheimnis ist toll und überhaupt würd mir der Skulpturenpark echt gut gefallen. Da ich gebürtig vom Land komme, betrachte ich die Äcker immer wieder ein wenig durch die Augen der Landwirte. Zwar sind meine Eltern keine Landwirte aber trotzdem hat man jedes Jahr das Bangen um die Ernte mitbekommen. Und wenn eine ganze Ernte droht, vernichtet zu werden und man nichts dagegen machen kann, dann ist ein Job im Büro wirklich nervenschonend... oder nicht so existentiell. Manchmal auf jeden Fall. :-) Schönen Urlaub noch. Ich bin gespannt, was ich noch zu sehen bekomme.

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    1. Liebe Anja,
      ja, seit wir hier ein Standbein haben, bekommen wir viel intensiver das Landleben mit. Auch wenn ich wie Du vom Lande komme, war mir das früher nie so bewusst.
      Wenn es das Wetter zulässt, haben wir noch einiges vor, und laufen natürlich;-)
      Aber gerade sind wir wieder wolkenumhüllt und es regnet.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  3. hübsche Skulpturen ;) Wenn ich hier reinschaue, sehe ich so oft Urlaub ... da wird frau fast doch ein bisschen neidisch ...

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    1. Hallo Lizzy,
      also das mag täuschen. Ich habe auch nur die üblichen 30 Tage frei. Und wenn dann gelegentlich mal ein langes Wochenende dazu kommt, ist so etwas ja berichtenswerter als Fotos von der Hausarbeit...
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Manch einer wäre mit den 6,5 km mehr als zufrieden. Daher sind die alles nur nicht mickrig. Wobei wir natürlich schon andere Maßstäbe haben. Aber auch so ein kurzes Lauf kann was schönes und regeneratives haben!

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    1. Ok, Markus, überzeugt. Ist schon so ein wenig Vor-Spannung für den Herbstmarathon.
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Sehr, sehr schön, dein derzeitiges Lauf- und Wanderrevier. Der Skulpturenpark würde mir bestens gefallen. Die Gewitter weniger. Und das die Bauern angeht: :-( Hoffentlich kriegt das Wetter noch die Kurve, bevor das Korn verdirbt.

    Liebe Grüße
    Anne

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    1. Liebe Anne,
      am Skulpturenpark war das Schöne seine Abgeschiedenheit, ganz am hinteren, wenig tourismusverseuchten Ende des Tals. Und natürlich, dass das Hochwasser kaum etwas zerstört hat, jedenfalls dort.
      Momentan prasselt aber schon wieder der Regen volle Kanne ;-(
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Unwetter haben in den Bergen wirklich eine ganz andere Qualität. Wenn dort Hänge und Wälder in Bewegung geraten und Geröll- und Wassermassen sich ihren Weg bahnen, hat der das eine ganz andere Bedrohung als wenn bei uns schlimmstenfalls mal ein paar Bäume umstürzen und Straßen unter Wasser stehen.

    Da ist es noch vom kleinsten Übel, einen Lauf wegen eines (denn doch nicht) aufziehenden Gewitters abbrechen zu müssen.

    Einen trotzdem weiterhin unbeschwerten Urlaub mit noch vielen spannenden Eindrücken wie denen des Skulpturenweges wünscht
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      Ja das stimmt, Wetter ist hier generell viel intensiver wahrnehmbar. Und vor allem das Ausgeliefertsein. Ich hoffe dann auch mal, dass durchaus noch ein paar schöne Läufe drin sind.
      Danke Dir und liebe Grüße
      Elke

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  7. Hallo Elke
    Eindrücklich, wie schnell sich der Himmel über eurem Paradies verdunkelt und das drohende Donnergrollen dich zurück unters schützende Dach getrieben hat. Hab ich dir schon mal den Wetterbericht von yr.no empfohlen? Da kann man praktisch für jeden Ort auf der Welt stündliche Prognosen abrufen. Und speziell mit der detaillierten Ansicht gelingt die Planung eines Trainings meist perfekt (möglichst wenig Wind, angenehme Temperaturen und lieber kein Gewitter ;-)
    Wie schön, dass trotz der Unwetter-Verwüstungen der Skulpturen-Weg fast heil geblieben ist! Die Holzschnitzereien sind wirklich fantastisch! Die wettergegerbten Gesichter mit ihrer Jahresringe-Struktur finde ich ganz besonders beeindruckend.
    Du kennst unsere Heimat wohl bald besser als wir ;-)
    Weiterhin schöne Urlaubstage und liebe Grüsse
    Marianne

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    1. Hallo Marianne,
      ein norwegischer Wetterdienst, der das Wetter in Thun kennt... das Internet ist schon verrückt! Danke für den Tipp, wenn wir Netz haben (so wie gerade) werden wir sicher dort reinschauen! Ja mir scheint, die Schweiz hat viel mehr schöne Winkel, als dass sie jeder kennen könnte. Und es ist ja auch oft so, dass man im Urlaub mehr Zeit hat, ein Land anzuschauen, als wenn man dort lebt...
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  8. Liebe Elke,
    das Wetter richtig einzuschätzen ist in diesen Tagen aber wirklich nicht einfach. Bei uns ist die Luft so labil geschichtet, heute hat es mir doch wirklich und wahrhaftig 2x in den Salat geregnet, weil ich nicht mehr so schnell reinlaufen konnte, wie es angefangen hat zu gießen!
    Der Skulpturenpark ist ja schön! Ich liebe diese Holzschnitzereien und der Schelm hat es mir besonders angetan!

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    1. Liebe Doris,
      oh, verwässerter Salat wäre auch nicht mein Fall! Man muss halt aus dem Wetter machen, was geht. Ja, der Schelm (Maßstablich mehr als überlebensgroß) hat wirklich einen sehr versonnen Gesichtsausdruck. Und dieser kleine "Park" ist in einer so schönen stillen Ecke, hat wirklich Spaß gemacht.
      Liebe Grüße
      Elke

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  9. Wunderschön habt ihr's da, und den Skulpturenpark würde ich auch gerne mal besuchen. Bei uns ist das Wetter ähnlich, und im Garten will das Gemüse deshalb auch nicht so recht. Das ist zwar doof, aber auch nicht existenziell. Ich drücke den Bauern, und Dir natürlich auch die Daumen!

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    1. Ja, ich mag auch nicht klagen. Unser Standort ist für unsere Wünsche perfekt. Man ist schnell im Hochgebirge, aber auch im eher lieblichen Emmental oder in der schönen Stadt Bern.
      Danke Dir und liebe Grüße
      Elke

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