Sonntag, 26. März 2017

Zu den Energien

Man muss sich Ziele setzen - vor allem bei den langen Trainingsläufen. Wohin also für 32 km?
Schon länger habe ich ein Motiv im Kopf, das eine solche Tour hergibt.
Die Wolkenfabriken des Rheinischen Braunkohlereviers...








Dazu laufe ich zunächst Richtung Nachbarstadt und quere dann den ehemaligen Tagebau Bergheim. Freundlicherweise gibt es Schautafeln mit Erklärungen.
Hier gab es also auch einmal Orte, die wurden abgerissen, das ganze Areal tief ausgehoben, die Kohle entnommen, alles wieder zugeschüttet und neu angelegt.
Doch bevor ich meinem Ziel weiter entgegenlaufen kann, fällt mir etwas ins Auge.
Auch ein Gassigänger interessiert sich. Er meint, das sei gestern noch nicht dort gewesen.








Wir sind beide fassungslos. Eine LKW-Ladung Müll. Der Hundehalter meint, Deutschland ginge vor die Hunde. Ohne den Vierbeinern damit zu nahe treten zu wollen (und woher kommt sowieso so ein blöder Vergleich?), aber wenn man so etwas Trauriges sieht, kann einem schon der Gedanke kommen.

Da laufe ich lieber mit stetem Blick auf mein Ziel, über ein still gelegtes ehemaliges Bundesstraßenstück und durch idyllische Winkel...



Eine weitere Tafel klärt auf, dass das hier kein simpler Radweg ist, sondern ein Teil der Erlebnisroute Nordwest: "Zu neuen Energien". Na wenn das mal kein Läuferomen ist!!
Energie kann ich immer gut gebrauchen.
Und ich bin auch schon ganz nah dran, wo die Energie der hiesigen Gegend gemacht wird...























Und jetzt, hier ist es endlich, das Bildmotiv, um das es mir ging:















Ist es nicht ... sehr speziell?
Nun ja, ich sehe immer nur die Türme und die Wolken von weit weit weg. In Wahrheit wohnen gleich daneben Menschen.
Aber good news: Wird nicht abgebaggert (wie andere Orte), darf bleiben.

Ausge- und überfüllt von diesem imposanten Anblick mache ich kehrt und trabe noch ein wenig im ehemaligen Tagebaugelände umher. Das ist dann doch etwas netter dort und wird zudem von emsigem Vogelzwitschern angereichert. Es gibt Trailpfade zu entdecken, die jedoch auch von einigen Downhill-Rasern auf ihren MTBs genutzt werden. Einer nietet mich fast um, ist aber leider so schnell weg, dass ich mit der Wahl und Artikulierung eines saftiges Fluches nicht schnell genug reagieren kann.































Die Aussicht ist gut. Ganz weit hinten am Horizont lassen sich sogar die Ausläufer der Eifel erahnen. Und weiter westlich die Sophienhöhe, der künstliche "Berg" aus Tagebauabraum.






























Noch ein letzter Blick auf die dampfenden Kolosse. Von rechts nach links: Niederaußem, Neurath, Frimmersorf. Sie qualmen alle im Dienste des gedeihlichen Fortschritts in unserem Land.

Der Rest ist schnell erzählt. Es läuft recht gut, wobei ich mir aber dank des wieder mal Schneckenschnittplansolls von 7:54 Min/km hier und da kleine Gehpäuschen gönne. Ich spüre zudem noch die 30 km mit der grünen Elli vom Freitag deutlichst in den Beinen. Das wahre Lauftempo liegt so um die 6:30 - 6:40 Min/km. Munter plätschert im Rucksack die Wegzehrung, Wasser und ein Maltodextrin-Gemisch (anstelle von Gel), beides bekommt gut bei diesem prächtigen Frühlingstag.
Und wie so oft: Je näher ich dem Zuhause komme, umso mehr manifestiert sich im Kopf der Appetit auf etwas ganz bestimmtes: Heute wieder ein kühles erfrischendes Radler, von dem ich dann auch eine erkleckliche Menge zu mir nehme.

14°, 31,1 km, 3:38:42, (7:02 Min/km), HF 153 (scheint mir falsch gemessen)

12 Kommentare:

  1. Liebe Elke, Danke für das Bild - ich seh sie ja nun auch immer, wenn ich laufe. Jetzt weiß ich, wo sie entspringen. :-)

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    1. Liebe Anja,
      ja, nun weisst Du, in welchen Fabriken wir hier die Wölkchen in den Himmel setzen ;-)
      Liebe Grüsse
      Elke

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  2. Liebe ELke,
    ein Themenlauf zum Gipfelkreuz! Hihi - was es nicht alles gibt! :)
    Zu dem Mülldesaster sage ich gar nichts, da bekomme ich nur Magenschmerzen. :/ Wo sind denn die Hilfssherrifs in den weißen Autos wenn sowas passiert?
    Du liegst ja super in der Vorbereitung - wie gefällt dir der neue Trainingsplan?

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    1. Liebe Doris,
      ja, man versucht, die Leute hier zu bespaßen, wo es doch so viel Beeinträchtigungen durch die Stromindustrie gibt, und sei es durch ein "Gipfel"kreuz.
      Da der Tagebau längst fertig, und das Gelände der Allgemeinheit zurückgegeben wurde, wird leider nichts mehr bewacht. In diesem Fall wirklich "leider", solch ein jämmerlicher Müllwilderer!
      Der neue Plan ist anders, teils fordernder, aber bei den langen Läufen dann eher weniger. Und insgesamt mehr Trainingswochen. Ich bin selber neugierig, wie das Resultat sein wird.
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke,

    das "wahre Lauftempo", das gefällt mir :-)))

    Schön, dass Du es auf Deinem Lauf nur mit künstlichen und nicht mit wahren Wolken zu tun hattest. Unter blauem Himmel ist eigentlich alles schön, von wilden Müllkippen mal abgesehen.

    Danke für die Inaugenscheinnahme der Wolkentürme, dass mal zu ergründen war die lange Laufreise wert!

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      ja, ich laufe dann doch lieber mein übliches Langlauftempo und streue Päuschen ein, als so -für mich extrem- zu verlangsamen.
      Klar ist blauer himmel schöner, da erträgt man auch die künstlichen Wolken. Aber nur von Weitem. Wohnt man näher dran und in der falschen Himmelsrichtung, hat man quasi immer Wolke.
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Wer will denn da freiwillig wohnen??! Verrückt.
    Eigentlich noch verrückter wie das Gipfelkreuz :D

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    1. Lieber Markus,
      der Ort war zumindest früher einmal sehr beliebt und hat viele Neubauten.
      Das Gipfelkreuz ist eigentlich ein Gipfelchenkreuz: 130 m ü.M., damit gute 30 m über dem Niveau des Geländes drum herum.
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Die Gegend wirkt so flach, da fragt man sich, woher der Hill für den Downhill kommt?
    Der böse Radler am Downhill, das gute Radler daheim!

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    1. Haha, die Gegend ist auch flach, und so muss man hier eben auch Anhöhen mit Kreuzen verzieren ;-)
      Genau, nichts ist überflüssiger als rasende Radler auf hügeligen Trails!
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke,
    ich bin ganz fassungslos wegen des abgekippten Mülls.
    Idioten gibt es, das glaubt man gar nicht.
    Schlimm.
    Wohnen neben diesen riesigen qualmenden Schornsteinen könnte ich auch nicht, aber es kann wohl nicht jeder auf dem idylischen Land wohnen.
    Den ersten 32iger haste jetzt geschafft und es klingt auch ganz locker. Dann kann der Marathon ja kommen :-)
    Bleib schön gesund und freue dich daran, das du diese Schornsteine immer nur von der Ferne siehst
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      an dem Müllhaufen blieb gestern jeder stehen, der dort vorbeikam.
      Viele Menschen hier in der Region waren früher eng mit dem Braunkohleabbau verbunden, da nahm man die Gruben und Werke vielleicht anders wahr, als wir heute.
      Nun ja, 31,1 habe ich geschaft, dann hat mich der Mann im Ohr geschaftt und überredet, doch gleich die Haustür anzusteuern, anstatt noch eine kleine Runde dranzuhängen. Aber stimmt, das Pensum kann ich abhaken. Nächsten Sonntag nochmal gleiche Distanz. Und ich bin täglich gespannter auf Prag!
      (Und bin froh, ein wenig weiter weg von den Kraftwerken zu wohnen).
      Liebe Grüße
      Elke

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