Sonntag, 5. Juli 2020

Motten

Mir tritt schon der Schweiß aus den Poren, als ich daheim die Haustür hinter mir schließe. Schwülwarme Waschküchenluft, und die Sonne scheint auch noch dazu. Doch es weht sehr kräftiger Wind, so dass ich dennoch nicht noch rasch auf ärmelfreies Top umsteige. Gute Entscheidung, denn kaum zieht der Himmel wieder zu, wird es zwar nicht kalt, aber der Wind entfaltet wunderbar erfrischende Wirkung.
Chris geht heute auf seinen 97. (siebenundneunzigsten) Streak in Folge. Animiert von den Böen rennt er mal eben die Syltlauf-Distanz von 33 km...
Ich für meinen Teil lasse es bei kürzerer Distanz, langsamerem Tempo und laufe nochmals auch einen Teil der Schlüsselverluststrecke. Weil ich sie erst neulich fand und sie mir gefällt.


Und weil es hier irgendwo eine Motte gab. Also in dem Fall nicht ein Insekt, sondern eine mittelalterliche einfache befestigte Wohnanlage. Man habe wohl sogar karolingische Scherben bei Ausgrabungen entdeckt. Doch durch Arbeiten am Flusslauf der Erft soll vieles davon abhanden gekommen sein. Irgendwo da hinten muss sie gewesen sein. Mangels Weg aber nur schwerlich zu erkunden.


Dafür sehe ich vom Feldweg aus erneut, wie auch schon am Dienstag, ein Reh. Erstaunlich, da hier nur ca. 1 km auseinander zwei dicht besiedelte Ortsteile liegen und zudem ca. 100 m hinter dem Grün die Autobahn verläuft (gäbe es Tonbilder, wäre dies hier deutlich zu hören).


Beim Weitertraben auf Feldwegen ein Anblick, wie er sich im Jahre 2020 erstmals bietet. Warum in Gottes Namen wirft man seine Gesichtsmaske mitten im Feld weg??? Ich krieg' die Motten! Wenn man sich so etwas geordnet beschaffen kann, kann man es doch auch geordnet entsorgen. 
Ich verstehe es nicht.


An der Erft in Bergheim ein schönerer Anblick, 5 Kanadagänse die sich nicht stören lassen.


An unserem Ortsrand fiel mir schon wiederholt auf, dass es einige Feldstreifen gibt, auf denen blühender Wildwuchs nach Belieben wachsen darf. Ein Imker hat seine Bienenvölker hier deponiert.

Etwas unzufrieden, weil doch etwas schlapp, kehre ich nach 20 km heim. Vielleicht wäre ein erfrischender Regenguss da noch ein Tuning gewesen? Aber der kommt erst viel später.

Gestern blätterte ich nochmals in meinen Lauf-Ordnern. Ich bewahre von jedem Lauf, an dem ich teilahm, Urkunde, Startnummer, Infounterlagen oder sonstiges Interessantes auf. Ja, da hat sich über die Jahre doch so einiges angesammelt und viele Erinnerungen werden wach!
Bei Hamburg 2013 bleibe ich hängen. Damals war kurz zuvor das Attentat auf den Boston-Marathon zu beklagen gewesen und so gibt es in Hamburg eine Schweigeminute kurz vor dem Start. Solch ein Gänsehautmoment bleibt unvergessen.
Was mir erst jetzt bewusst wird, wer da noch auf der Strecke war...
Aber die aufbewahrte Zeitung bezeugt es. Ein mir seinerzeit völlig unbekannter Kenianer läuft seinen allerersten Marathon an der Elbe. Mit 2:05:30 stellt der Debütant auch gleich einen neuen Streckenrekord auf.
Auf dem Zielfoto grinst er sich eins, wie man es danach noch öfter sah.
Eliud Kipchoge! Meine Zeit war, hüstel, nicht ganz so schnell. Aber ich hatte auch kurz vorher eine echte Virusgrippe überstanden und war daher froh, halbwegs akzeptabel dafür mit 5:15 durchzukommen. 
Eliud und ich, hüstelhüstel, liefen auch in Berlin 2017 und 2018 "zusammen", naja, auf der selben Strecke. Aber irgendwie komme ich zeitlich nicht ran an den Kerl... aber die Motten kriege ich deshalb dann doch nicht 😉. 


12 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    soso, also du und Eliud... ihr trefft euch also des öfteren bei Läufen? Ist ja interessant! ;)
    Nach diesen Enthüllungen wirken deine 20km bei drückenden Temperaturen schon fast nebensächlich. Aber eben nur fast!!! Gratuliere zu deinem langen bei diesen fordernden Bedingungen. Hut ab! :) Auf deinem ersten (wunderhübschen) Bild glaubt man die Schwüle zu spüren. Die blühenden Ränder sind etwas ganz wunderbares und auch hier immer öfter zu sehen. :D
    Und last but not least: Gratulation an Chris zu dem unglaublichen Durchhaltevermögen!

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    1. Liebe Doris,
      die Gratulation gebe ich gern weiter.
      Tja, der Eliud und ich, da laufen wir zusammen und sehen uns dennoch jedesmal nicht. Aber ich glaube, der trainiert auch mehr als ich. ;-) Ich müsste mal die Ergebnislisten aller anderen Läufe sichten, wer weiß, wen ich da noch finde...?
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke
    Und, hast du auf deiner Schlüsselverluststrecke nochmals nach dem Schlüssel gesucht? ;-) Immerhin hast du eine schöne Strecke gefunden.
    Solche schönen Blumenwiesen haben wir hier auch immer öfter. Das finde ich schön - es fördert die Biodiversität und tut den Bienen gut. Letzte Woche sah ich sogar Sonnenblumen, die einfach so auf der Wiese wachsen.

    Das ist cool mit Eliud Kipchoge! Er hätte die Strecke zweimal laufen sollen, dann wärt ihr zusammen über die Ziellinie gelaufen ;-) Ich finde es schön, dass du alles so säuberlich aufbewahrst und dokumentierst. Typisch Elke!

    Ich bin schrecklich in dieser Hinsicht. Ich werfe alles weg - nach ein paar Wochen sogar die Medaillen!

    Geniesse den Start in die neue Woche und liebe Grüsse aus dem bewölkten Zürich!

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    1. Liebe Catrina,
      ich habe zwar nochmal die Augen offen gehalten, vergeblich, aber das ist auch verdammt anstrengend. Dafür gefällt mir eben die Strecke, weil die überwiegend abseits von Autos und Radlern verläuft, und das in unserem dicht besiedelten Gebiet :-)
      Ich finde die "Wildwuchszonen" auch gut. Wie Du sagst, die Biodiversität braucht so etwas. Nicht umsonst hatten ja die Riesenfelder in der Ex-DDR große Probleme, weil solche Zonen fehlten und zuviel gleiches auf zu großer Fläche wuchs, weswegen sich Schädlinge und Krankheiten leicht verbreiteten.
      Hihi, das wäre es, wenn Kipchoge nochmal eine Runde dran gehangen hätte. Bis ich dann ins Ziel komme, wäre sogar noch genug Zeit zum Duschen gewesen ;-)
      Du wirfst selbst Medaillen weg? Also nicht dass der Eindruck entsteht, ich wäre Messi, aber so ein paar Souvenirs, die müssen sein!
      Dir auch einen schönen Start aus dem weiter windigen Rheinland!
      LG
      Elke

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  3. Liebe Elke,

    morgen rundet Chris! Da gratuliere ich schon mal vorab, kannst es ihm ja morgen ausrichten! ;-)

    Momentan war der Wind richtig angenehm und da ich eh wenig friere hab ich es doppelt genossen.

    Ah, schön, dass du Eliud gejagt hast. Ohne dich wäre es kein Streckenrekord geworden. ;-) Ich hab in Berlin mal Haile zum Weltrekord getrieben. LOL 2018 war es aber doch zu dritt schöner, als die Spitze zu treiben, oder?! ;-)

    Danke für das schöne Wiesenbild. Einfach mal ein bisschen "Spontanvegetation" zulassen. Inzwischen entwickeln wir ja wieder einen Sinn für Biodiversität!

    Machs gut und
    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      ja, die morgigen 100 werden speziell gewürdigt werden ;-)
      lol, stimmt, ohne unsere Jagd auf die Spitze wären die da vorne wohl eingeschlafen! Und noch positiv für uns: Wir haben viiiel länger was von der Strecke und der Stimmung und unserer munteren Gesellschaft gehabt!
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke,
    so da habe ich wieder was gelernt: eine Motte ist eine alte Wohnung - schade dass man sie nicht sieht. So Blumenstücke gibt es bei uns recht häufig auch mitten in der Stadt. Ich finde das immer grossartig.
    Kipchoge hat erst 2013 sein Debut gelaufen. Unglaublich. Gut dass du dabei warst, sonst hätte das ja nicht geklappt mit dem Streckenrekord ;).
    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Roni,
      also Motte war so eine Art befestigte Gebäudegruppe, ein früher Vorläufer der späteren Burgen. Neulich sah ich noch ein altes Foto der Stelle, wo ein Erdhügel sichtbar war. Aber unter dem ganzen Grün...?
      Mir fallen diese doch ziemlich großen Wildwuchsfelder in diesem Jahr besonders auf, keine Ahnung warum, ob das Zufall ist oder Planung?
      Ja, nicht wahr, den Kipchoge habe ich ordentlich vor mir hergescheucht ;-) lol!
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,
    also das mit der Geschwindigkeit ... der Kenianer macht keine Fotos unterwegs und betrachtet sich auch die Landschaft oder Stadt nicht so, das er es hinterher seiner Leserschaft beschreiben kann. Tsss ... also wenn du mich fragst, der rennt doch nur wie bekloppt durch die Gegend :-))))
    Dann doch lieber Lauferlebnis mit Elke :-)

    Die Masken liegen inzwischen überall rum. Unglaublich. Mir fällt dazu nix ein.

    Und zu Chris... auch nicht :-))) Das aber im positivem Sinne. Echt cool, das er jetzt schon so lange läuft. Also quasi pausenlos. Glückwunsch und weiter so!
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      das stimmt, dass die Eliteläufer wohl kaum ein Auge, geschweige denn eine Kamera für alles auf und neben der Strecke haben. Da verpassen sie doch viel Erlebenswertes!
      Tja, Chris ist da wie ein Hamster im Rad... aber heute ist Finale. Er will morgen mal ausruhen ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Moin Elke,

    ich als bekennender Maskenhasser könnte nun auch noch die damit einhergehnde Umweltverschmutzung ins Feld führen, aber ich bin gnädig, gehe ich doch in diesem Fall von einem Verlieren und nicht von einem Wegwerfen aus. Die Leute stecken sie ja sinniger Weise häufig in irgendwelche (Hosen-)Taschen. Da kann sie schon einmal rausfallen.

    Apropos Fallen: Wollte Chris nicht nach 90 Tagen wegen irgendwelcher körperlichen Zerfallssymtome mit dem Streak aufhören? Jetzt rennt er immer noch täglich und sogar mal eben 33 km. Was hat er sich den für den 100. Lauf ausgedacht?

    Ja, an diesen Hamburg-Marathon kann ich mich noch erinnern. Nicht wegen dem Sieger, deren Namen und Zeiten kenne ich traditionell nicht. Aber das das Boston-Attentat kurz vorgewesen ist und das ich damals darüber geschrieben habe, dass ich trotzdem in Hamburg laufen würde, wenn ich gemeldet gewesen wäre.

    Und ich glaube sogar, dass wir uns über diesen Post von mir erstmalig kennengelernt haben und Du kurze Zeit später mit dem Bloggen angefangen bist. Sieben Jahre ist das schon her, unglaublich!

    Liebe Grüße aus Berlin
    Volker

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    1. Moinsen,
      das mag vielleicht mal vorkommen, mit dem Rausfallen der Maske aus der Hosentasche, aber ich gehe da doch eher von Absicht aus, wie bei den Dosen, Flaschen, Verpackungen, Papier, Zigarettenstummeln und alle dem Müll, der an jedem Weg hier liegt. :-(
      Chris und seine 90 Tage? Männliche Püschologie ;-) Da muss man doch erstmal gucken, ob nicht doch was geht... Heute werden wir erst mit einem Teil der Syltgruppe zusammen laufen, und dann mit allen die verbrauchten Kalorien auffüllen ;-)
      Stimmt, etwa zu dem Hamburgmarathon sind wir uns blogtechnisch -ERFREULICHERWEISE- über den Weg gelaufen. Da habe ich überhaupt erstmals Blogs angeschaut... Ja, in der Tat, 7 Jahre, wow. Was wohl heute IN 7 Jahren sein wird...?
      Berlin...? Habe gerade eine Sehnsuchtsphase nach der Stadt und keine Dienstreise in Sicht. Müssen wir wohl selber was organisieren...
      Liebe Grüße an die Spree!
      Elke

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