Sonntag, 21. Februar 2021

Volle Ladung

Der Wetterbericht kündigte eine kleine Frühlingsexplosion an und sollte recht behalten.

Es setzte Südwind ein, der am Samstag den Durchzug der Kraniche begleitete. Welch ein Schauspiel! Über meinem Kopf zog eine Gruppe nach der anderen, mit ihren typischen Schreien. Leider sehr schwer zu fotografieren. Auf den Bildern sind sie als zarte Linien im Himmel erkennbar.

Ich frage mich jedesmal, wie sie das hinbekommen! Wer gibt da das Startsignal und die Richtung vor? Woher wissen sie, wann und wohin die Reise geht?

Ein wenig wird die Lauferei dadurch gefährlich, dauernd muss ich mich zwischen Himmel und Erde entscheiden.



Eigentlich wollte ich bis zum Grubenrand laufen. Entscheide mich dann aber um zugunsten eines längeren Streckenabschnitts Richtung Süden, um weitere ankommende Flugreisende besser ausmachen zu können. Aber wie es so ist, dann kommt keiner mehr und das Schauspiel ist vorüber.



Am Wegesrand gibt es noch diese faszinierenden "Kätzchen" festzuhalten. Da scheint der Temperatursprung nach oben einen kräftigen Schub gegeben zu haben.
Ich habe ihn wie immer unterschätzt, dünne Jacke über dünnem Shirt war immer noch zuviel.



Der lange Sonntagslauf wird von noch mehr "Naturexplosion" begleitet.
Ich hielt mich für klug und ließ gleich die Jacke weg, trug nur das Shirt vom Vortag. 
In Wahrheit war ich deshalb klug, weil ich mir in den Trinkrucksack gleich noch ein dünneres Ersatzshirt gepackt hatte, denn schon nach einem km ist klar - zu warm! Und dann heißt es, erst einmal eine stille Stelle zum Klamottenwechsel zu finden. Nach absolvierter Aktion fühlt es sich gleich besser an.  Bewusst meide ich die sicherlich von Spaziergänger*innen überfluteten ortsnahen Grünbereiche.
Doch selbst der einsame Radwanderweg zwischen A4 und Bahndamm ist bei solchem Wetter fast eine Rad-Autobahn.
Mein Ziel ist der Hambacher Forst, "Hambi". Der heute, wie so oft, viele anlockt.













Ja, es sind immer noch Waldbesetzer dort. Aber nicht entlang der stillgelegten Straße. Ich drehe eine kurze Runde, vorbei am Außen-Camp der Besetzer, das nun nur noch aus einem Wohnwagen besteht.

Danach gehts wieder zurück. Ich merke, dass der Wetterbericht in einer Sache falsch lag. Die "leichte Brise" würde jeden Surfer sehr erfreuen, und auf dem Rückweg habe ich die nun auch noch von schräg vorn. Ich suche Schutz erneut am Bahndamm und tuckele schwerfällig vor mich hin. Immer noch macht sich der rechte Rippenbogen, der mir eine Schneeschaufelaktion vor einer Weile übel nimmt, bemerkbar. Ich habs checken lassen, der Doc findet da nichts. Was an sich eine gute Botschaft ist, aber nervig ist die Lauferei damit dennoch. Also hilft wohl nur Geduld... Ommmmmmmm.

Und dann merke ich auch noch einen Zeh am rechten Fuß sehr deutlich. Daheim entpuppt sich das als formidable Blase zwischen dem großen und dem Nachbarzeh. Keine Ahnung, warum die sich ausgerechnet dort gebildet hat. Macht mir gerade das Gehen ein wenig leidig. Aber das wird morgen passé sein.

Jedenfalls habe ich 23 km auf dem Tacho. In wunderschöner frischer Frühjahrsluft mit Vogelgesang garniert. 

16 Kommentare:

  1. Liebe Elke

    Tatsächlich, ich habe deine Fotos angeklickt und sehe die Kraniche! Ein tolles Schauspiel.
    Du sagst es richtig - eine Naturexplosion. Mich erstaunen dabei immer die Kätzchen am meisten. Die scheinen innert ein paar Stunden plötzlich da zu sein.

    Du spürst deinen Rippenbogen immer noch?! Das muss eine ganz schöne Prellung sein. Immer schön geduldig sein, gäll?

    Mit deinen wöchentlichen langen Läufen bist du bald bereit für dein Sylter Lauf. Weisst du schon, wo und wie ihr den läuft?

    Liebe Grüsse aus dem abendlichen Cape Town!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Catrina,
      der Rippenbogen war sogar zwischenzeitlich schonmal friedlich, wird aber nun beim laufen wieder meckerig :-(
      Für den Syltlauf ist die Motivation ein wenig gesunken, zumal die anderen nicht dabeisein wollen. Chris ist die Distanz gestern mal eben im Training gelaufen, hat ihn damit eigentlich schon "in der Tasche". Wir werden uns wohl spontan etwas überlegen, je nach Wetter.
      Liebe Grüße aus dem frühlingshaften Rheinland
      Elke

      Löschen
  2. Liebe Elke,
    da kann ich dich gut verstehen, dass du als Frau-guck-in-die-Luft durch die Gegend getrabt bist, das hätte ich wohl genau so gemacht. Was für ein grandioses Schauspiel! :D
    Grauliere zu deinem Langen - auch wenn er dir mit ungewohnten Temperaturen, Menschenmassen und Gegenwind nicht leicht gemacht wurde - du hast durchgezogen. Damit hättest du dir die Blase aber wirklich nicht verdient. :(
    Wie lange ist denn die Zerrung (?) am Rippenbogen schon her? Könntest du dir was eingeklemmt haben? Ich wünsche dir jedenfalls baldige und vollständige Besserung. :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Doris,
      ich freue mich jedesmal im Herbst und Frühjahr, wenn ich die Vögelzüge erwische. Einmal wars beim einkaufen, als ein riesengroßer Schwarm kam. Da blieben viele Leute stehen mit dem Kopf nach oben. Ein toller Anblick.
      Mein Malheur beim Schneeräumen ist nun 4 Wochen her und zwischenzeitlich war der Rippenbogen schon ruhiger. Warum er sich jetzt wieder meldet? Keine Ahnung.
      Die Blase hat mich wirklich geärgert. Wenigstens ist sie nicht aufgescheuert, das wäre dann an der Stelle sehr blöd geworden. Aber wenigstens war der Lauf in schönstem Frühlingswetter, hat man ja auch nicht immer.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  3. Boohhhaaa! Das sind ja richtig viele Vögel! Das würde ich auch gerne mal sehen und hören.

    Dir, liebe Elke und deinem irgendwie verspannten Brustkorb-Rippengerüst sowie der Zehenblase wünsche ich gute und schnelle Heilung!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Lizzy,
      es ist wirklich ein ganz beeindruckendes Schauspiel! Dann scheint München nicht auf der Route zu liegen...?
      Danke, die Blase ist schon so gut wie passé, am Rest arbeite ich.
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  4. Liebe Elke,

    Vogelzug ist immer wieder faszinierend. Ich habe mal mitten im Wald gedacht, dass ich gleich von einer Maschine überrollt werde, dabei waren das "nur" über mich hinweg ziehende Vögel. Relativ niedrig zog da eine riesige Menge an Vögeln über den Waldabschnitt. Damals dachte ich an Wildgänse, ohne an Kraniche zu denken. Leider hatte ich keine Bilder gemacht. - DANKE für deine Bilder. Man kann doch ganz gut was erkennen!

    Bei Kranichen weiß ich nur, dass es genetisch bedingt ist und es interessante Ergebnisse gibt, wenn man Vögel mit unterschiedlichem Zugverhalten miteinander paart ... und in Aufzuchtstationen bekommen sie, wohl ohne Kontakt zu Artgenossen, eine Flugunruhe ... "kribbeln in den Beinen"! ;-) - Bei den Graugänsen ist das wohl etwas anders gelagert.

    Mal sehen, wie lange die letzten Wege-, bzw. Waldlagerer durchhalten.

    Die Kätzchen sehen toll aus, rufen bei mir aber gleich Assoziationen bzgl. meiner Allergie hervor. Ich bin in einer 1. Hauptjuckphase (Augen, Kopfhaut). Tabletten darf ich nicht mal nehmen, da es die Hyposensibilisierung irgendwie stören würde! *cry* Egal geht auch vorüber! :-)

    LG Manfred

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Manfred,
      stimmt, ich habe auch mal zu Störchen gelesen, dass es da wohl die West- und die Ostrouten-Störche gibt... Aber die kommen bei uns nicht durch. Sonst sehen wir hier auch Gänse, aber am Wochenende, das schienen mir Kraniche, habe nochmals nachgegoogelt. Es ist immer wieder ein kleiner Gänsehautmoment.
      Ich glaube, wer im Hambi schon Winter überlebt hat und einige Räumaktionen, der sitzt das jetzt locker aus. Derzeit ist ziemlicher Waldfriede dort.
      Oh je, ich wollte dich nicht mit den Kätzchenbildern an deine Allergie erinnern! Stelle ich mir sehr schlimm vor, wenn einem da die Natur immer solche Beschwerden macht. Umso mehr hoffe ich für dich, dass die Behandlung anschlägt.
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  5. Liebe Elke,
    ich finde du hast das mit den Fotos doch gut hinbekommen :-)
    Also ich kann darauf 1 A die fliegenden Rückkehrer aus dem Süden sehen. Und ich glaube vorher kamen die alle bei uns vorbei :-))))
    Es war echt wunderbar am Wochenende. Ich wollte gar nicht mehr rein ins Haus. Herrlich diese milde Luft und diese Sonne.
    Davon kann gern mehr kommen :-)
    Liebe Grüße
    Helge

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Helge,
      ah, bei euch sind die auch lang geflogen? Ja, ein beeindruckendes Schauspiel!
      Das Frühlingswetter war auch eine Wohltat, tat richtig gut. Soll ja noch ein paar Tage so bleiben. Aber dann darf es wegen mir auch gern wieder regnen, dass die Natur ihr immer noch vorhandenes Wasserdefizit in den Böden weiter auffüllen kann.
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  6. Liebe Elke, mir kommt es so vor als seien die Kraniche eben erst Richtung Süden geflogen. Und jetzt kommen sie schon wieder zurück?! Verquirltes Zeitgefühl irgendwie...
    Aber dafür haben wir hier so richtig schöne Frühlingstage, inklusive zu viel Klamotte am Leib :-) So ähnlich wie dir ging es mir auch am ersten warmen Tag, hab ein Shirt einfach vorübergehend auf einer Mauer deponiert und beim Rückweg wieder eingesammelt. Und auch der "leichte Wind" hat sich hier als etwas mächtiger herausgestellt, diesmal macht das Wetter keinen Unterschied zwischen unseren Regionen.
    Liebe Grüße, Oliver

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Oliver,
      zufällig stolperte ich über einen Post vom letzten Jahr, da waren die Vogelzüge 2 Wochen später. Klimawandel wohl...
      Oha, auch dir hats entgegen gepustet? Nun ja, nehmen wir es als Training. Dir macht das ja sowieso nichts, wenn ich deine Zeiten lese ;-)
      Bei der Kleidungswahl müssen wir uns wieder rantasten, ich jedenfalls. Man meint, nur weil Februar ist, müsse es doch noch etwas wärmer sein. Da müssen wir unsere Gene überlisten...
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  7. Liebe Elke,

    die Klamottenwahl ist bei meinem einzigen Lauf in Berlin auch schiefgegangen und ich durfte schwitzend büßen. Aber auch heute in kurz/kurz war mir mächtig warm. 18 ° im Februar muß man ersteinmal wegstecken können, zumal es ja erst vor ein paar Tagen noch eiskalt war.

    Der Kranichzug erinnert mich natürlich an die Gänseschwärme in den Bornhoster Wiesen. Jedes Mal ein Riesenspektabel, allerdings habe ich das Gefühl, dass es dieses Jahr nicht so viele sind.

    Ich freue mich immer noch, dass der Hambi überlebt und irgendwann können hoffentlich auch die Waldbesetzer dem Frieden trauen :-)

    Liebe Grüße
    Volker

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Volker,
      hihi, das scheint dann ein verbreitetes Läuferproblem zu sein, mit dem Overdressed...;-) Die Gene wollen das wohl nicht wahrhaben und lassen die Finger zu wärmeren Sachen greifen.
      An deine Zuggänsebilder musste ich auch denken, weil ich mich jedesmal fragen, wo die Kraniche denn rasten.
      Zumindest wird wohl der Rest-Hambi nicht von den Baggern gefressen, aber ob das Gleichgewicht, insbesondere Wasserkreislauf, dort noch funktioniert, ist die Frage. Denn an einer Seite gähnt ja der offene Abgrund und da verliert der Boden seine Feuchtigkeit.
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  8. Liebe Elke,
    soso da kommen wir wieder hinterher mit eurem Wetter. Seit gestern laufe ich auch wieder ärmellos durch die Gegend. Wie warm war es denn?
    Zugvögel finde ich auch immer sehr faszinierend - wobei ich denke ich noch nie Kraniche gesehen habe.
    Liebe Grüße!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Roni,
      heute wars nochmals 19 Grad, aber ab morgen soll es wieder kühler werden, jedoch keine Frostgrade.
      Ich bin mir bei Zugvögeln immer unsicher, ob es gerade Kraniche oder Gänse sind, besonders, wenn sie hoch fliegen. Aber es gibt diverse Seiten im Netz, die die Unterschiede erläutern.
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen