Sonntag, 15. September 2024

Die Wundertüte füllt sich

Die zweite -und damit letzte- ganz harte Trainingswoche ist erledigt. Nochmal 80 km, ganz schön Holz für mich.

Dienstag: 14 km, darin 3x3000m in 6:20 Min/km. Die Intervalle laufe ich deutlich zu schnell (um die 6:05), einfach weil die Beine so wollen. Oder ist es mein persönliches Sicherheitsdenken? Lieber eins schneller, als hintenraus zu schwächeln...?

Donnerstag: 23 km, davon 20 in 6:25 Min/km. Schon beim Einlaufen zu schnell. Dabei laufe ich ganz locker im Wohlfühlmodus  im Gefühl, das sei viel langsamer. Die 20 flotten km gelingen mühelos. Woher das wohl kommt? Ok, ich habe zu den Carbon-Turbo-Schuhen gegriffen, die ich vor einer Weile in einem Lagerverkauf ergattert hatte. 20 EUR für das Top-Modell mit den drei Streifen und das nur, weil vorher jemand anderes sie schon an den Füßen und mit ein wenig Schmutz versehen hatte. Das ist mir das Ausprobieren wert. Und auch wenn ich nicht die Zielgruppe (nach Tempo) bin, vielleicht bringen sie ja auch in meiner "Leistungsklasse" etwas. Nach etwas Eingewöhnung komme ich jedenfalls ganz gut mit ihnen klar.

Freitag: Obwohl die Beine vom Vortag noch schwer sind, sollen es 10 km sein, aber in sehr gemütlichen 7 Min/km, kein Problem, tut sogar ganz gut.

Sonntagspensum: 33 km, in 7:30 Min/km. Ich entscheide mich gegen meine sonstige Praxis, halbe Distanz stur geradeaus und dann gleiche Strecke zurück. Diesmal wieder zunächst eine 10 km-Runde, an der Haustür Verpflegung und ggf. Wechselklamotten nutzen können und dann mal sehen. Die Option Wechselkleidung denke ich an, da es beim Start noch 13° sind, gegen Laufende aber 18° anstehen sollen.

Anna und Flocke, wärmen sich an der Backsteinmauer

Nanu, was mag da drin sein?

In der Tüte Körnerbrötchenmischung, nicht zu fassen
Schon während der ersten 10 km wird mir die dünne Überjacke zu warm, allerdings friere ich dann ohne sie wiederum. Ok, also bleibt die Jacke aus, und nach dem Zwischenstopp wird nur in der Sonne gelaufen.
Ich entscheide mich für nochmals eine 12-km-Runde, Haustürstopp mit Verpflegung und dann Schlussrunde. Auf dieser stimmt dann endlich für mich die Temperatur. Ich bin froh, dass die Sonne nun gut gegen den ziemlich kühlen Wind wärmt.
Die 7:30 unterbiete ich dann doch mit 7:15, sooo langsam kann ich einfach nicht, auch mit einigen eingestreuten Gehpausen. Der Puls gerät dennoch wieder phasenweise zu hoch. Erfreuliche Perspektive: Demnächst fehlen ja dann nur noch 9 km bis zum Ziel.... Auch wenn die hart sein werden.


Zusätzliche erfreuliche Aussicht: Die letzten beiden Wochen werden sehr gemütlich. Was mich ein wenig unruhig macht. Bisher kannte ich Trainingspläne im 3:1-Modus: 3 Wochen stramm, dann 1 Woche ruhiger. Dafür aber bis fast zum Marathon durchlaufen. Mit Wochenumfängen mit maximal 61 km. Mein derzeitiger Plan ist ganz anders, die Wochensteigerungen:
1. Woche: 49 km,
2. 56 km,
3. 66 km,
4. 63 km,
5. 68 km
6. 68 km,
7. 74 km,
8. 72 km,
9. 80 km,
10. 80 km,
11. 44 km,
12. 18 km (zzgl. Marathon)
Die jeweils 4. Woche ist in diesem Plan eben einfach knapp auf dem Level der vorherigen Woche gehalten, bevor weiter gesteigert wird.

Ich bin sehr gespannt, ob und wie das bei mir wirkt. Einzelne arge Hänger waren drin, ansonsten habe ich aber öfter das Gefühl, dass mein Körper gerade solch eine Forderung braucht. Vielleicht waren die Hänger Zeichen der Anpassung des Organismus, der das Pensum ja auch erstmal verarbeiten muss? Aber hoffentlich geht die mühsam erlaufene Fitness nicht in den letzten 2 Taperingwochen verloren...

Wie dem auch sei, die Wundertüte ist fast gefüllt, in 2 Wochen wird sie geöffnet.😊

Sonntag, 8. September 2024

Einstieg in den Endspurt

Käse aus dem Emmental
Der größte Teil meines Trainings dieser Woche findet in der Schweiz statt. Streng genommen ist natürlich mein Heimatdorf in D, aber nach nun 16 Jahren hat Fahrni bei Thun doch auch eine Art Zweitheimatcharakter bekommen. Auch am Leben auf dem Bauernhof nehmen wir immer gern Anteil. Diesmal traurigen, eine Kuh war ernsthaft erkrankt, der Tierarzt versuchte alles. Doch nach der Geburt ihres Kälbchens brach sie endgültig zusammen. Nun steht das süße kleine Wesen nachts unter Rotlicht, damit es nicht friert.

Allerdings diente meine kleine Tour diesmal im Wesentlichen einem Arbeitseinsatz. Teppichreinigung nach Regenwasserschaden. Und wenn man schon ran muss, kann man auch gleich den Teppichboden so weit es geht (ohne Verrücken schwerer Möbel) gründlich shampoonieren. Es war ein ordentliches Stück Arbeit, aber es blieb auch Zeit fürs Laufen oder einen Abstecher im Lieblingslädeli dem "Leseglück" in Steffisburg oder einen Besuch im Museum und Gelände von Aventicum (heute Avanches), der einst mit ca. 20.000 Einwohnern größten Stadt in Helvetien zu römischer Zeit.

Ehemaliges Osttor von Aventicum






Läuferisch entwickelte sich die Woche ... durchwachsen.

Dienstag Intervalle. Ich sehe die Pace wegen des profilierten Geländes etwas gelockert, versuche, die Tempoabschnitte möglichst auf ebene Abschnitte zu legen und werte Bergaufanstrengung, wenn auch langsamer, so doch auch als schnell (da ja auch fordernd). Aber irgendwie ist immer jemand gegen mich. Beim ersten Intervall muss ich auf dem schmalen Weg einem Liefer-LKW Platz machen. Wenn auch kurz, so eine Unterbrechung ist doof. Bei den nächsten beiden kommt mir jeweils ein Landwirt mit überbreitem schweren Gerät entgegen, wieder seitlich raustreten. Aber man bedankt sich hier immer freundlich. Nur der Porschefahrer, der seinen froschgrünen SUV unbedingt auf Nebenwegen bewegen will, hätte gut vorbeigekonnt, hat die Sache aber doch nicht so im Griff, also wieder rechts draus. Ohne Dank.

Donnerstag komme ich verspätet weg, da eine nette Videoplauderei mit einem früheren Kollegen von gut 3 Stunden mich länger als geplant daheim festhält. Also Mittagswärmelauf. Doch die moderate Tempovorgabe lässt sich über die 15 km dennoch umsetzen.

Freitag entwickelt sich schlichtweg zum  Desaster. Plansoll: 20 km, davon 18 km in 6:25 Min/km. Normalerweise leicht machbar. Es ist noch nicht einmal zu warm, es gibt angenehm kühlenden Wind, ich habe Wasser dabei und kann auch Waldschatten mitnehmen. Trotzdem. Es wird nur schwer wie Wassergymnastik 😒😓. Ich quäle mich, keine Kraft im Körper, immer mehr Zwangsgehpausen. Die Tempovorgabe "übertreffe" ich mit 7:09 Min/km mehr als deutlich. Daheim falle ich umgehend in tiefen Schlaf. Später sehe  ich, dass der Puls nach einer Stunde viel zu hoch sprang und dort blieb. Und das, obwohl dies überwiegend Abwärtspassagen waren.😣 Das macht den ganzen Schwung der vorletzten miraculösen Superwoche gefühlt zunichte.

Samstag geht es zurück auf rheinisches Terrain. Sonntag steht ein langer Lauf mit 30 km an. Lust habe ich weniger als gar keine.



Immerhin ist es frühherbstlich kühl und zunächst bleibt die Sonne lieber hinter den Wolken. Ich laufe zuerst knappe 10 km, kehre zur heimischen Haustür zurück, wo ich Wasser und Energiegel deponiert habe. Auch auf ein nun angezeigtes leichteres Sommertop kann ich wechseln. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel, aber nicht zu warm.

Möwen auf rheinischem Acker
Es läuft sich dann doch besser als erwartet. An einem Verkaufsschrank an einem einsam gelegenen Gutshof schaue ich immer gern neugierig hinein. Derzeit gibt es Produkte aus dem eigenen Garten.

SB-Hoflädchen


Dann geht es weiter in ein Nachbardorf, wo ich die Option hätte, durch eine Waldpassage an der Erft Schatten zu genießen. Doch diese Karte muss ich nicht ziehen. Inzwischen sind wieder dunkle Wolken über mir, fast friere ich in meiner leichten Bekleidung. Also trippele ich gemütlich weiter durch die Sträßlein des Ortes, bevor ich für die letzten 10 km wieder in meinen Ortsteil wechsle.

Dort ist heute Garagentrödel angesagt und ich kann an zahlreichen Ständen und vielen Kaufinteressierten vorbeilaufen. 
Gottseidank läuft es diesmal besser, als beim 20er zwei Tage zuvor. Klar, 30 km sind anstrengend. Aber ich kann die galante Tempovorgabe von 7:30 Min/km sehr gut umsetzen. Unterbieten will ich sie nicht, der Körper soll sich ja an lange Aktivität gewöhnen. Danach bin ich doch wieder zuversichtlicher und versöhnt mit dem Desasterlauf zuvor.

79,1 Wochenkilometer. So etwas hatte ich noch nie. 
Die kommende Woche wird genauso fordernd, aber dann folgt schon der planmäßige Cool-down vor dem großen Ereignis.

Sonntag, 1. September 2024

Nicht schon wieder

Die Trainingswoche startet vielversprechend. 
Laue Intervalle über 10 km am Dienstag. Die erfrischenden 17° des Morgens machen das zur puren Freude.
Kontrastprogramm am Donnerstag: 15 langsame km hören sich leicht an. Aber wenn schon morgens um 8 schwülwarme Luft gefühlt allen Sauerstoff aus der Luft zieht, kann das ziemlich schlauchen.
Immerhin ist das Wetter am Freitag für meine 20 km gnädiger. Dauernd wollen die Beine schneller als der Kopf. Ha! Die Beine wussten warum: Der Kopf war sich mal wieder sicher, dass es gemütlich sein sollte. Die Beine ahnten, es gab eine Vorgabe von 6:25 Min/km über 16 km von den 20. Glück gehabt. Da die Beine sich durchsetzten, habe ich dieses Tempo-Soll nur geringfügig verfehlt.

Mit solchem Vorlauf sah ich dem 27-km-Lauf des Sonntags entgegen. Da es sehr früh sehr warm werden sollte, wurde extra um 6 gefrühstückt, damit es um 8 Uhr losgehen konnte.
Der Plan: So lange es geht, im freien Feld laufen, aber in Reichweite des schattigen Waldes, der mir später die größte Hitze erleichtern sollte.

Das erste Dutzend läuft besser als gedacht. Morgenfrische mit sanftem Wind garniert, auf durchgehend flachem Terrain, ahhhh!

An der Einfahrt zur Müllentsorgung frage ich mich, warum ein solches Schild wohl nötig ist...


Dann folgt eine Runde durch Manheim. Auch dort fallen mir lustigerweise Schilder ins Auge:

Für wen diese Zone noch?

Videoüberwachung einer leeren Kirche...

Dann wird es Zeit, den Wald aufzusuchen. Die Navigation ist leicht, immer dem Lärm nach. Denn bei Manheim gibt es den Erftlandring, eine in Kreisen bekannte Kartbahn, die nun doch bleiben darf. Motorknattern, Bremsenquietschen, Benzindüfte garnieren den Waldrand.



Doch wenn man das hinter sich hat, folgt Erholung pur. Es ist einfach immer wieder toll, in das kühlende Blätterdach einzutauchen.


Ich "verbringe" 6 wunderbare Kilometer im Grün. Normalerweise bin ich hier allein, noch nie begegnete mir jemand. Man muss diesen Wald kennen, er hat nur wenige Zuwege. Aber heute kommt mir wahrhaftig ein Jogger entgegen und ist genau so überrascht wie ich. Später sehe ich noch 2 Gassigänger und 2 Radler.


Ich kann sogar 2 weitere Wege im Wald erkunden und finde, was ich vor Wochen von der anderen Seite anzusteuern versuchte. Vergeblich, wegen matschiger Wege. Aber heute:
Die ehemalige Trasse der verlegten A4, die langsam wieder von der Natur zurückgeholt wird.

Fahrbahn aus Richtung Aachen, links früherer Parkplatz

Blick in Fahrtrichtung Aachen, rechts lag ein Parkplatz
Frohgemut setze ich den Einkehrschwung an, merke dann aber in meinem Wohnort, dass mir noch 3 km fehlen. Also kleine Extraschleife gestartet.
In der Ortsmitte kommt mir ein junges Paar mit einer französischen Bulldogge entgegen. Gerade noch wundere ich mich über den komischen Gang des (jungen?) Hundes, als ich an irgendeiner Ameise hängen bleibe und mich der Länge lang den jungen Leute vor die Füße werfe. Sofort bieten sie mir Hilfe an, aber nach kleinem inneren Selbstcheck kann ich mich selber wieder auf die Beine stellen und ihnen für den guten Willen danken. Ein Knie, beide Handballen und ein Ellbogen sind angeschlagen. Ich humpele zur nächsten Bank und muss erst einmal Luft holen, kämpfe mit Übelkeit, aber nach kleiner Verweilpause kann ich mich dann langsam nach Hause bewegen. Überwiegend gehend, denn mehr als ein paar einzelne Laufschritte sind nicht drin. 
So blieb dann das Soll von 27 km um 1,5 km untererfüllt, im Wochensoll konnte ich immerhin 70,5 km verbuchen. 
Und nun hoffe ich, dass da bis morgen nichts schlimmeres entsteht. Meine Handverletzung vom letzten Sturz im Februar "erblühte" auch erst am Folgetag...😕 Noch fühlt sich alles ok an.

Das wurde nachher noch kräftiger rot...😖