Für den Urlaub hatte ich mir ja dies und das vorgenommen. Aber wenn das Thermometer deutlich über 30° steigt, wird manches vom alten Kumpel "Schlendrian" von der Liste gestrichen... Zudem herrscht dann in unserer putzigen kleinen Bleibe unter dem Dach eines bernischen Bauernhäuschens eine fast folterhafte Zimmertemperatur. Wenigstens gab es Wind. Ich konnte mir einen Morgenlauf abringen. Während ich so vor mich hin schnaufte, lief mir ein dynamisch flotter Typ über den Weg, schweißfrei, mit Waschbrettbauch und wohl-definierten Muskeln. Das konnte man sehr gut erkennen, denn außer einem dünnen Flatterhöschen trug er nur Laufschuhe und Brustgurt. Ich transpirierte mich solcherart motiviert noch wacker ein paar Kilometer durch die Gegend.
Montags ging es weiter in die Drôme provencenale, zu einem Kurzabstecher in das schon öfter besuchte Gästehaus. Auf dem Hinweg bauten wir Kultur ein: Den Palais idéal in Hauterives. Dieses Bauwerk schuf ab Ende des 19. Jahrhunderts über 33 Jahre ein einfacher Postbote. Er sammelte während seiner an die 40-km-langen Fußtouren zur Postverteilung Steine, die er nach Feierabend (!) und am Wochenende verbaute. Es gibt eine Unmenge an Details, phantastischen Figuren und kreativen Dekorationen zu erkunden. Mehr gibt es hier zu lesen: Link.
Leider war gerade eine Bühne vorgebaut, für ein abendliches Konzert einer U2-Coverband. War sicher sehenswert. Aber es kostete uns schon Energie, bei 38° das Bauwerk zu erkunden. Da freut man sich auf das klimatisierte Auto zur Weiterfahrt.😅
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"Indem ich diesen Felsen schuf wollte ich zeigen, was der Wille kann." |
Ich hatte natürlich meine Laufsachen dabei, aber bei Hitze ist das so eine Sache mit dem Willen. Tagsüber ging es sowieso nicht. Und da wir auf zauberhafte Märkte wollten, zu denen früher Aufbruch angesagt war, passte es auch nicht in den Morgen. C'est la vie. So brauchte ich immerhin nachhaltigerweise keine Wasserressourcen einzusetzen, um meine Laufklamotten zu waschen...😏
Zurück in der Schweiz wurden die Temperaturen erträglicher. Ich traute mich kaum, auf den Fitnessstatus meiner Laufuhr zu schauen und rechnete mit einem üblen Lauferlebnis. Aber 22° garniert mit Wind und sonnenbefreit machten das Laufen richtig angenehm, ja sogar erfrischend.
So darf die zweite Urlaubswoche gern bleiben!
Ha, erstaunlich, wie motivierend so ein schweissfreier Sixpack im Flatterhöschen wirken kann! 😄
AntwortenLöschenIch wollte schon lange fragen, vergesse es aber jedes Mal: fährt ihr wegen Chris' Job in den Sommerferien weg?
Ich denke immer, im Juli sind Hitze, Familienansturm und volle Märkte doch fast garantiert – da stelle ich mir Mai oder September deutlich entspannter vor.
Aber du hast das Beste draus gemacht – Kultur, Pool, ein paar Laufkilometer und immerhin nachhaltige Sportwäschepflege! Und jetzt mit kühleren Temperaturen läuft’s ja auch wieder angenehmer.
Liebe Grüsse aus dem regnerischen Zürich!
Liebe Catrina,
Löschenhihi, der Läufer und ich konnten uns aus der Distanz immer wieder beobachten und einmal begegneten wir uns auch noch. Aber es war wirklich so, ich dachte mir, wenn der kann, dann doch wohl ich auch wenigstens "äs bitzeli". ;-)
In Frankreich sind noch keine Ferien und das Nadelöhr der Buchung war das stark ausgebuchte Gästehaus. Da unsere Freunde per 1.7. den Betrieb beendet und das Haus verkauft haben (Ruhestand), war das die letzte und einzige Möglichkeit, nochmals dort zu sein. Daher auch leider nur 4 Tage, verbunden mit der Ehre, die allerletzten Gäste gewesen zu sein, leider.
Später im Jahr sieht die ganze Gegend dort nur noch gelb verbrannt und vertrocknet aus, aber Mai streben wir mal an. Es gibt ja noch andere Gästehäuser. Bei den Märkten gehört Publikum ja irgendwie zur Atmosphäre dazu, Engländer, Italiener, Belgier. Ohne das wäre es wohl öde.
Und nun ist es ja deutlich angenehmer von den Temperaturen her, das tut sehr gut!
Liebe Grüße aus dem gerade gewitterigen Berner Oberland
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenich hätte jetzt einfach mal behauptet, das war nicht der alte Kumpel Schlendrian, der dich in die Pool-Liege gedrückt hat, sondern der kluge Helfer, der dich vor Kreislaufkolläpsen und ähnlichem Zeugs bewahren wollte! ;)
Oh dann war das jetzt der schon einmal besprochene Abschiedsbesuch bei euren Freunden - wie schade!
Dieses Palais ist ja faszinierend! Wie kommt man denn auf so eine Idee? Was ein einzelner Mensch zustande bringen kann ist wirklich beeindruckend!
Ich hoffe, du kannst noch ein paar Tage kühlere Schweizer Luft genießen - hier hat es seit gestern wunderbar abgekühlt.
Liebe Doris,
Löschenwo du es gerade sagst, klar war es ein kluger Helfer! Chris hat sich einmal läuferisch in den "Backofen" begeben, es war kein Vergnügen.
Der Postbote muss ein sehr spezieller Mensch gewesen sein, mit autistischen Zügen. Er stolperte eines Tages über einen Stein (Den er in seinem Palast auch würdig eingebaut hat) und das gab den Anstoß. Nachdem er dann nicht wie eigentlich bezweckt, in seinem Palast bestattet werden dürfte, hat er im hohen Alter nochmal 7 Jahre sein eigenes Grabmal gebaut. Anfangs wurde er natürlich für verrückt erklärt, doch er erlebte noch Anerkennung in immer weiteren Kreisen und heute lebt quasi das Dorf vom Palast. Man muss Tickets nach Zeitslots buchen!
Gottseidank, es ist kühler. Ich lebe auf!!!
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschen“Schlendrian” ist in diesem Fall meiner Meinung nach ein Synonym für Sommerurlaub, dolce vita … oder französisch „la douce vie“, freier Wille, über schöne Märkte schlendrianen … und noch viel mehr schöne Sachen.
Zumal du ja doch eine Einheit durchgezogen hast … mich hätte auch ein halbes Dutzend der weltbest gebauten schönsten Männer aus anderen Universen nicht vom Schlendern zum Joggen gebracht ;)