Das Projekt bedeutet, erst einmal 17 km entlang der derzeit malerisch begrünten Erft bis zum Einstiegspunkt zurückzulegen.
Nicht viel weiter als diese Stelle reicht sonst meine Streckenkenntnis hier. Danach beginnt für mich persönlich unerforschtes Terrain.
Das merke ich schon recht bald, als ich mich nach einer zudem übel schotterigen Piste schon abseits des Weges wähne. Ich studiere an einer Brücke die Hinweistafeln, während unter der Brücke sich drei Polizisten mit einem dort Schlummernden beschäftigen. Gerade als ich wenden will, fällt mein Blick auf das andere Erftufer und ich erkenne keine Sekunde zu spät eine der mir schon von der Via Belgica bekannten Infostelen.
Heißa, ich bin richtig!
Dem kundigen Radler (und Wanderer) wird erläutert, dass hier der römische Erftübergang lag. Da weiter nichts mehr erkennbar ist, weist ein in den Boden eingelassener Pfeil die Richtung.
Für mich heißt es, entlang einer Landstraße zunächst die Autobahn zu queren, bevor eine weitere Stele auf die nun wirklich folgende befahrbare Trasse einstimmt.
Und endlich kann ich nun auf römischen Spuren fahren! Hier im Bild auch ein weiteres römisches Merkmal: Die Säuleneichen, die in der Antike die Straßen markiert haben sollen. Daher nun auch heutzutage als Straßenbegleitgrün erwählt. Nach gutem Asphalt folgt Schotter. Rollt sich nicht mehr ganz so komfortabel. Aber bei dem herrlichen Wetter strahlt die Sonne das Geschüttel weg. Die Original-Römerstraße soll übrigens noch breiter gewesen sein, erstaunlich.
Plötzlich etwas am Wegesrand. Es ist Uranus. In Erftstadt hat man kurzerhand die Römerstraße zugleich zum Planetenweg gemacht. Im Maßstab 1: 1.000.000.000 kann man hier die Entfernungen der Planeten des Sonnensystems abmarschieren oder -fahren. Da kommt einiges zusammen...
Auch wenn danach wieder eine kleine Unterbrechung folgt, im Luftbild kann man dank Google die alte Wegführung immer noch erkennen, während Wandersleute und Radler zuverlässig zum Fortsetzungspunkt geleitet werden.
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Quelle: Google Earth |
Ich meine das hier, ein Rinnstein, oder wie mir im Dialekt noch geläufig ist, die "Soot". Gab es früher in meinem Dorf auch, ist aber da überall verschwunden.
Noch schnell Neptun besucht, und weiter geht es römisch.
Es wird immer malerischer: Endlose Landschaft, Einsamkeit, Stille außer Windrauschen und Feldlerchengesang. Pluto bildet mittendrin den Schlusspunkt des Planetenwegs. Ein Anlass, Venus, Merkur & Co später einmal auch noch zu erkunden.
Auch ohne Asphaltbelag lässt sich der Weg noch halbwegs gut passieren, doch als er zum Hohlweg wird, wird auch der Feldweg ruppiger. So sehr, dass ich mich an einem leichten Anstieg zum Abstieg entscheide, wer seine Elli liebt, der schiebt. Das ist einfach nicht mehr ihr Gelände.
Nach gut 10 römischen Kilometern wird es Zeit, an den Rückweg zu denken, der wird rund 25 km betragen. Aber ab hier könnte ich ja auch bei einem Folgeprojekt zu einer weiteren Etappe einsteigen...
Ich verlasse also das gut ausgeschilderte Radwegenetz vorübergehend, um eine kürzere Heimwegvariante zu wählen. Mir ist schon fast ein wenig mulmig, weil die Eifelhöhen näher erscheinen als mein "heimischer Hausberg", die Sophienhöhe. Aber sie bietet immerhin eine gute Navigationshilfe. Dennoch verfranse ich mich hier und da, muss öfter die Karte konsultieren (ja, ich bin immer noch analog geprägt), bis ich schon in Heimatnähe dann wieder ins beschilderte Netz zurückkomme.
So rolle ich abseits des Autoverkehrs immer der Nase nach nach Norden. Und muss feststellen, dass der angekündigte Westwind dennoch immer von vorn kommt. 😓 Trotzden, es ist sooo schön, hier auf dieser Ebene. Diese Ruhe. Wäre auch ein ideales Laufterrain.
Eine leicht rätselhafte Kombination vor einem erdbeerverarbeitenden Großbetrieb.
So langsam spüre ich die vielen absolvierten Kilometer. Ein untrügliches Zeichen für aufkommende Erschöpfung ist bei mir das Halluzinieren von Speis & Trank. Mir wäre jetzt nach einem Schinkenbrot, mit Gürkchen und Senf... und dazu ein Radler meiner bevorzugten bayerischen Sorte. Aber ich weiß, dass der Kühlschrank nur das Radler hergeben wird...
Dennoch trete ich weiter wacker dem Wind entgegen.
Beim Natoflugplatz Nörvenich wähne ich mich zu sehr in Sicherheit bekannter Wege und prompt lande ich in einer Sackgasse, muss wieder ein Stück zurück.
Kurzer Blick auf die Rollbahn: Die Luftwaffe hat frei heute.
Nach 54 km rolle ich zu Hause vor. Ziemlich platt, ellipieren ist deutlich anstrengender als radfahren. Ich bräuchte die Haustür nicht zu öffnen, ich würde auch so unten durch passen. Die Oberschenkel jaulen im Duett.
Aber jeder km war es wert heute. Und die 54 km waren meine bisher längste Elli-Strecke, machen Lust auf weitere Abenteuer dieser Art.
https://www.erlebnisraum-roemerstrasse.de/