Recht kurzfristig entscheiden wir uns, wieder einmal beim Talsperrenlauf Eupen anzutreten, bei dem es und schon 2020 gut gefallen hatte. 14,9 km rund um die Wesertalsperre im Herbst sind doch eine schöne Herausforderung. Und darüber hinaus gibt es hier diese nette, das Selbstbewusstein ungemein befördernde doppelte Rangliste...!
Bei der Startnummernabholung werden wir persönlich freundlichst begrüßt. Wir seien doch 2020 schon dagewesen und Wolli und Marion kommen dann ja sicher auch noch. Huch, führen die hier so genaue Akten?! Oh, dann müssen wir uns ja Mühe geben heute...
Der Start hier ist wunderbar entspannt und ohne Gedränge. Die knapp 180 Teilnehmer gehen nicht zugleich auf die Waldwege, sondern hintereinander geordnet nach Startnummer im 10-Sekunden-Takt. Bei 13° und Sonne nehmen alle gut gelaunt auf die Strecke in Angriff.
Auf auf Chip und Zeitmessmatte wird verzichtet. Wie bei Skirennen piepst es und man sieht auf einem Display die Sekunden herunterzählen und dann heißt es Gas geben.
Ich darf um 14:06:40 Uhr los, 10 Sekunden nach mir Chris, 10 Sekunden nach ihm Wolli und nochmals 10 Sekunden nach ihm Marion.
Ich grüble kurz, ob das aus meiner Sicht gut oder schlecht ist. Als Hase von 3 Schnelleren gejagt? Andererseits, Marion und Woli sind erst 6 Tage zuvor 100 km beim Backyard Ultra gelaufen und Marion hat zudem 2 Tage Powerwanderung mit 37 und 45 Tages-km hinter sich.
Also nehme ich gleich den ersten kurzen Schwung bergab vom Start zur Staumauer mit. Ab da erübrigen sich meine Überlegungen, schon nach 300m überholt mich Chris.
Mh, und das so ohne richtiges Training...
Dann stürmt gleich ein junger Flotter an mir vorbei, bevor sich auch schon Wolli heranpirscht und mich bei km 1 hinter sich lässt:
Der "rote Wolli" naht |
Dann müsste jetzt auch eigentlich gleich noch Marion kommen. Aber davor beiße ich mal die Zähne zusammen und bleibe läuferisch am Ball. Umdrehen will ich mich nicht, lauere aber auf jeden Schritt von hinten. Es sind nur allerdings andere, Schnellere. Überhaupt sind wie schon 2020 hier scheinbar sehr viele Ambitionierte unterwegs.
Auch wenn jeder für sich allein startet, ergibt sich dennoch Ansporn und Wettbewerb. Denn jeder, der mich überholt, liegt ja 10 Sekunden mal x vor mir.
Und es sind leider ziemlich viele, die mich überholen. Dabei habe ich das Gefühl, heute gut Gas zu geben. Nun ja, dann genieße ich eben den Kontrast zum Berlin-Marathon 2 Wochen zuvor, ganz viel Natur statt Stadt, Ruhe statt Remmidemmi, und gute frische Venn-Luft (außer dem tuckernden Oldtimer-Trecker, der einmal vorbeifährt und mir eine geballte Ladung Dieseldunst in die Lunge schickt).
Kurz vor dem Verpflegungsposten ca. bei km 7 schiebt sich dann doch Marion heran.
"Wo bleibst du denn, ich dachte, du wärst schon längst da?"
"Ging heute nicht schneller."
Nachvollziehbar, nach ihrem Pensum läge ich heute auf dem Sofa...
Und dann zieht auch sie von dannen.
So wie ganz viele andere auch. Mir wird klar, in der "normalen" Rangliste liege ich heute ziemlich hinten. Teils sprinten sie gleich rechts und links zugleich an mir vorbei und kurz vor Ziel auch noch die Startnummer 171, der ja ziemlich lange nach mir erst loslief.
Egal, jeder läuft hier sein Rennen. Ich konzentriere mich eher auf die Anstiege (135 Höhenmeter, das letzte Bergtraining liegt doch schon länger zurück) und nehme bewusst Schwung bei den Bergabpassagen mit.
Die Strecke ist auch für Babyjogger geeignet |
Das Blei in den Beinen nimmt zu. Aber km 13 verkündet ja das bald nahenden Ziel! Hier kann ich meine beiden einzigen Überholungen realisieren. Ist jetzt etwas wenig für den Tag heute...
Endlich, der See schimmert zwischen den Bäumen hindurch und der letzte km ist da. Wird auch allerhöchste Zeit.
Dummerweise führt der Zielsprint ja nun das Gefälle hinauf, das mir anfangs den ersten Schwung mitgab. Hier konnte ich 2020 noch einen Sprint mit Überholung ansetzen.
Diesmal ... ist da nichts mit Sprint, bin eher froh, dass ich Gehen vermeiden kann und fühle mich sehr am Anschlag.
Letzte Kurve rechts hinauf |
Mein Gefühl hatte mich getäuscht, ich bin doch wahrhaftig 15 Sekunden langsamer als 2020! Eine Erklärung liefert mir später meine digitale Aufzeichnung: Mein Puls ging durch die Decke, der Durchschnittswert liegt bei 165 (Üblicherweise habe ich um die 155 bei 10-km-Rennen), und dieser Durchschnitt kommt durch einige noch höhere Spitzen zustande. Immer noch Nachwirkungen des Covid-Infekts.
Ich lande auf Platz 138 (von 175) des Rankings.
Allerdings darf ich Platz 1 meiner AK vermelden, die durch 5 Läuferinnen gebildet wurde. Marion und Wolli haben ihrerseits die jeweils 1. AK-Plätze erobert. Chris musste nur 4 andere AK-Mitstreitern den Vortritt lassen. Dummerweise habe ich keine Wechselkleidung dabei und entscheide mich gegen Teilnahme an der Siegerehrung, die sehr nett gestaltet sein soll. Merkposten fürs nächste Mal: Auf zur Siegerehrung!
Aber da gibt es ja noch das andere Ranking...
Das Age & Gender Grading, also eine Umrechnung nach Alter und Geschlecht. Das katapultiert mich auf Rang 32 und in deutlich höhere Zufriedenheitsregionen. 😁
Ich finde eine Seite im Netz und rechne mal rasch meine Marathonzeit aus Berlin gegen: Eine 3:30 wäre das! Darauf gönne ich mir heute noch ein dickes Stück Kuchen!
Schön wars in Belgien, und als Souvenir-Service schickt mir Romain gleich noch am Sonntagmorgen ein Foto, herzlichen Dank!
Quelle: LAC Eupen |
Liebe Elke,
AntwortenLöschenwow, ich gratuliere dir zum AK - Sieg und dem (wirklich sehr sympathischen) phänomenalen "bereinigten" Ergebnis. :D
Was für ein schöner Lauf - so mag ich Wettkämpfe am liebsten. Ok, das ständige Überholtwerden müsste jetzt nicht unbedingt sein ;), aber der Rest klingt nach einem ganz herrlichen Laufbewerb.
Gratulation auch an Chris, die scheinbar unkaputtbare Marion und den roten Wolli! Und das nächste Mal auf jeden Fall für die Siegerehrung vorsorgen. :)
Liebe Doris,
Löschendanke sehr. Ich finde, dieses andere Ranking sollte viel öfter gemacht werden... ;-)
Der Lauf hat gut getan und verleiht dem Nach-Marathon-Schlendrian einen guten Impuls. Und ob ich nächstes Mal komplette Wechselkleidung dabei habe...!
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke
AntwortenLöschenSagenhaft! Du bist nicht kaputt zu kriegen, super gemacht! Gleich zwei Wochen nach dem Marathon noch ein AK-Sieg hinzulegen, das ist schon ein Ding. Da kannst du sehr stolz darauf sein.
Chris hat sich ja auch sehr gut geschlagen und von Marion und Wolli hätte ich natürlich nichts anderes erwartet.
Ich hoffe, ihr konntet eure Leistungen noch gebührend zusammen feiern.
Das Monschau-Shirt steht dir gut!
Liebe Grüsse aus dem dunklen Cape Town!
Liebe Catrina,
Löschendanke! Obwohl ich mir ja ein paar Sekündchen schneller schon erhofft hatte. Egal, AK-Platz 1 ist auch nicht schlecht :-)
Nein, diesmal hatten wir leider nur noch eine kurze Unterhaltung hinterher, aber der Herbst ist da, Fondü-Zeit naht!
Liebe Grüße aus dem gerade auch noch dunklen Rheinland
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenna, da gratuliere ich ein weiteres Mal von Herzen einer sehr, sehr fitten Dame! ... und weiß, dass ich es in Berlin richtig gemacht habe, dir den Vortritt gelassen zu haben! :-)
Wenn ich ganz bescheiden etwas anmerken darf? - Ich hätte mich das 2 Wochen nach einem Marathon nicht getraut, da eine tiefgreifende muskuläre Erholung nach einem Marathon ein paar Wochen dauern soll. Ich will dir aber den Spaß im Nachhinein nicht verderben, vielleicht geht das bei dir schneller, weil du in Berlin gar nicht sooo 'an die Substanz' gegangen bist! Bist halt richtig fit! - Aus dieser Überlegung heraus bin ich auch der Meinung, dass du keine Nachwirkungen deines Covid-Infekts verspürt hast, sondern dass das schlichtweg Nachwirkungen des Marathons waren. Alles ganz normal!
Also, Hochachtung vor deiner Fitness! ... und das nächste Mal unbedingt Wechselklamotten mitnehmen. Die Atmosphäre bei Siegerehrungen solch netter Veranstaltungen sind es immer wert, ein bisschen hängen zu bleiben! ;-)
Genieße weiterhin deine Fitness, dein Training zählt sich aus!
Liebe Grüße Manfred
Lieber Manfred,
Löschendanke dir, aber sooo vieler "Blumen" hätte es nicht gebraucht... Eigentlich bin ich an so eine Abfolge gewöhnt, der GP Bern mit den 16 km liegt meist kurz nach dem Frühjahrsmarathon und es war nie ein Problem. Der Lauf am Samstag tat auch gut, nach der langen Runde in Berlin dann mal mehr Gas zu geben, relativ jedenfalls. Ich habe auch den Eindruck, in diesem Jahr etwas fitter zu sein, jedenfalls phasenweise.
Genau, nächstes mal mit trockener Kleidung im Gepäck!
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschengerade noch Marathon und schon wieder ein Lauf. Aber so knapp 15 km sind wahrscheinlich nach so einem Marathon ein gefühlter Sprint.
Ich finde deine Zeit total gut. Und 15 Sekunden langsamer bedeutet gerade mal 1 Sekunde pro Km, ich finde das kann man getrost ignorieren :-)
Und du hast deine AK gewonnen!!!
Glückwunsch!
Liebe Grüße
Helge
Liebe Helge,
Löschendanke dir. Ja genau, es fühlte sich kurz an. Laum losgelaufen, ein wenig Wald genossen, schon ist man im Ziel...
Gute Rechnung, 1 Sekunde pro km. Die anderen 3 waren übrigens alle im Mehrminutenbereich langsamer. Dann peile ich mal nächstes Mal dort an, mindestens 1 Sekunde pro km schneller zu sein!
Liebe Grüße
Elke
Wieder mal fast ein Lauf-Familientreffen :-) Schöne Strecke, schöne Distanz, sympathische Veranstaltung, da darf auch ruhig noch etwas Blei vom Marathon in den Beinen liegen. Wobei Marion ja echt ein harter Knochen ist, unkaputtbar. Und erstaunlich dass die beiden solche Kurzstrecken laufen, find ich aber gut.
AntwortenLöschenLiebe Grüße aus der Nachbarschaft, Oliver
Lieber Oliver,
Löschendas stimmt, dieser Lauf bei den belgischen Nachbarn ist wirklich sehr sympathisch!
Schön auch immer, liebe Freunde zu treffen. Ja, Marion und Wolli sind wirklich krass, was sie so auf die Beine bringen, beneidenswert. Sie hatten uns übrigens an den Lauf erinnert. Da Sie nur ein Viertelstündchen weit weg wohnen, sind sie seit über 10 Jahren regelmäßig dabei. Und als Kontrast ist so eine "Kurz"-Strecke sicher auch trainingsmäßig gut.
Liebe Grüße rheinabwärts
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenerstaunlich, dass sie sich an dich erinnert haben. Und zwei Wochen nach dem Marathon hast du das sehr gut gemeistert. Glückwunsch zum AK Sieg!!! Das nächste Mal musst du zur Siegerehrung bleiben.
Und ja diese Alter/Gender Wertung gabe es bei mir auch mal - mir gefällt das sehr, bin ich dann doch nicht mehr ganz so weit unten.
Lieb Grüße!
Liebe Roni,
Löschendanke. Klar bleibe ich nächstes Mal zur Siegerehrung, es ärgert mich ja selber ein wenig. Die besondere persönliche Begrüßung hat sich dann auch geklärt, mit demjenigen hatte sich vor 2 Jahren wegen einiger Fragen im Vorfeld ein netter Mailverkehr ergeben. Aber auch da bin ich nächstes Mal besser vorbereitet ;-)
Diese Age-/Gender-Wertung ist wirklich eine prima Motivation!
Liebe Grüße
Elke