Sonntag, 7. September 2025

Köln Triathlon 2025 (als Volunteer)

Nach meiner Volunteer-Premiere 2024 beim Köln Marathon wollte ich dieses Jahr meine Dienste auch beim dortigen Triathlon einbringen. Ich war neugierig, wie sich diese Sportart live vom Streckenrand aus darstellt.

Also endete die Nachtruhe um 5 Uhr, per Bahn rollte ich einem wunderschönen Sonnenaufgang entgegen. Noch war es ruhig in Köln, bis auf die Sportler, die auf dem Weg zum Schwimmstart waren.



Im Vorfeld hatte ich mir Strecken- und Geländepläne des nunmehr vierten Köln Triathlon angeschaut, auch das digitale Teilnehmerbriefing. Danach war ich erst einmal ratloser als vorher. 3 Distanzen (Sprint, Mittel- und olympische Distanz) mit zusammen weit über 3.000 Startern würden unterwegs sein. Zwar zeitversetzt, aber später dennoch sich auf der Strecke teils vereinend. Und was die Teilnehmer da alles beachten müssen: Überholverbote, enge Kurven, Kopfsteinpflasterpassagen. Als Radler unterwegs mal eben eine Extra-Schleife auf der Strecke einlegen, Runden und Besuch(e) in der Penaltybox selber zählen. Klingt leicht, aber wenn man unterwegs im sportlichen Tunnel steckt...😐

Die Strecken liegen reizvoll:
Schwimmen rheinabwärts mit Blick auf die Altstadt - wenn man dafür Muße hat. (Übrigens ist Schwimmen im Rhein in Köln neuerdings verboten, man darf nur bis zum Knöchel hinein)
Radeln über den Rhein und an der anderen Seite in den Kölner Norden.
Laufen auf der "Schäl Sick" mit Panoramablick zur Altstadt und dann über die Hohenzollernbrücke zum "Abklatschen" am Dom, je nach Distanz mehrmals zu durcheilen. 
So weit so gut, aber kann man da den Überblick behalten? Ich war sehr gespannt.

blau=schwimmen, grün=radeln, rot=laufen

Dreh- und Angelpunkt ist das Areal des Tanzbrunnens. Dort sind Wechselzonen und Ziel.
Und Treffpunkt für meine Volunteergruppe. Wir bekommen unsere Kleidung sowie ein kleines Frühstück im Helferzelt, wo wir uns auch später jederzeit verpflegen können, so man denn Zeit hat. Dann erklärt man uns unsere heutigen Jobs: Fußgängermanagement an einer Querung der Radstrecke und an 2 Punkten bei den Läufern. Also dafür sorgen, dass keine Besucher die Sportler stören, wenn sie die Strecke überqueren, ihrerseits aber zu den gewünschten Zuschauerpunkten gelangen können.




Bevor es richtig losgeht, komme ich mit einem jungen Inder, einem Brasilianer und einer Russin ins Gespräch. Da sie nicht alle gut deutsch sprechen, unterstütze ich sie mit englischer Übersetzung unserer Anweisungen. Es ergibt sich eine interessante Plauderei. Die Russin ist wie ich 2024 in Berlin gelaufen, plant für 2026 ihren ersten Triathlon, eventuell in Österreich. Der Brasilianer ist Marathon-Enthusiast und war schon in Tokio, New York, Amsterdam, Berlin, London, etc. Er bestätigte meine Sorge aus Berlin 2024 in Sachen unhygienischer Wasserausgabe an Läufer mit eigenen Nachfüllbechern. (Dort sollte man sein Wasser durch Tunken des Bechers in Wasserwannen schöpfen. Wannen, in die tausende ihre Becher mit Händen stecken....😲) Bei einem Lauf  (war es Amsterdam?) nutzte er ein solches System und bekam nach wenigen Kilometern erhebliche Probleme, die ihn unterwegs immer wieder auf WCs zwangen und seinen Lauf völlig verhagelten.
Interessanterweise, als der Inder fragte, wo man denn am liebsten nochmals laufen würde, meinte er "Berlin, it's magic" Da kann ich nur zustimmen! Leider trennten uns dann unsere jeweiligen Aufgabengebiete und das Gespräch endete. Nur eine kurze Weile können wir noch die Elite der Mitteldistanzler auf schicken Rädern vorbeipreschen sehen, dann ruft die Arbeit.

Mein Einsatzort ist an einer Fußgängerpassage, im oben gezeigten Plan links unterhalb von Ziffer 5, dort wo die Läuferstrecke einen Knick macht und die vom Wechsel kommenden Läufer den zur nächsten Runde (oder zum Finish) wieder einlaufenden Konkurrenten begegnen.
Hier muss eine kleine Steigung, ca. 5-8 Höhenmeter erklommen werden. Kurz nach 10 Uhr naht erstmals die Spitze der Mitteldistanzler. Ich meine, der spätere Sieger war auch hier schon dabei, bin aber nicht sicher.



Gleich nach der kleinen Steigung eröffnet sich dieser Blick. Es geht geradeaus weiter und hinten über die Hohenzollernbrücke zum Dom.


Meinte anfangs noch ein Helfer, wir hätten an unserem Standort ja kaum was zu tun, ändert sich das bald. Das Publikum kommt in Scharen und bald wird es rummelig. Im Rhein wird geschwommen, die Läufer drehen ihre Runden und links (unter den Bäumen) sind weitere Radler unterwegs, alles gleichzeitig.
Eine tolle Stimmung! Immer wieder Jubel, Applaus, Anfeuerungen. Auch ohne Musik richtig Lärm.


Und immer mehr Menschen, die unseren Überweg nutzen wollen, um "ihre" Sportler unterwegs anfeuern zu können. Bald wird der Läuferstrom dichter, die Mittelschnellen sind nun auch auf dieser Strecke, dann die Langsameren und bald läuft die olympische Distanzspitze von hinten hinein.

Wir haben alle Hände voll zu tun, die Zuschauer zu konstruktivem Kreuzen zu animieren (was die allermeisten auch freundlich und gern tun). Einzelne Missgelaunte gibt es leider auch. Ein Mensch mit Migrationshintergrund will unbedingt mit seinem alten Rad die Laufstrecke nicht queren, sondern befahren, im laufenden Wettbewerb! Ich muss und kann ihn davon abbringen, was mir eine Tirade arabisch klingender Verwünschungen einbringt. Ja, du mich auch...

Es wird wärmer (der Nachmittag bringt 26°), viele Läufer leiden zusehends, freuen sich aber immer noch über aufmunternde Worte. Ein junger Mann kommt nicht nur gegangen, nein er schlurft und schleppt sich meterweise vorwärts. Ich spreche ihn an. Er hat starke Magenprobleme, musste sich übergeben, kann nicht mehr, sucht nur noch einen Offiziellen zum Abmelden. Da wir nicht weit vom Ziel sind, kann ich ihm den kürzesten Weg zeigen. Er tut mir leid, aber er ärgert sich nicht, war eben nicht sein Tag heute.

Und dann war da noch der Läufer, dessen Hose hinten einen Schlitz hat. Beim ersten Durchlaufen wundern wir uns sehr und diskutieren, ob das ein neues Design wäre. Beim zweiten Durchlauf lege ich mich fest, nee, da ist einfach die Naht seiner Wurstpelle gerissen. Bei schwarzer Hose auf weißer Haut sieht das ... ähm ... schräg aus.

Und dann war da noch der einarmige Läufer, und der Träger eines wallenden Vollbarts (ist das beim Schwimmen nicht strömungstechnisch von Nachteil?) und und und.
Die Zeit verfliegt schnell, aber ich bin dann auch zusehends matt.  Bald nach 12 Uhr kommt unsere Ablösung. Wir erklären den Neuen kurz was zu tun ist und worauf man achten sollte. Dann kann ich mich auf den Heimweg machen und muss mir nun selbst meinen Weg durch dieses Gewusel suchen.
Aus der Bahn sehe ich noch andere Stellen des bunten Treibens. Interessant wars! 
In 4 Wochen bin ich beim Köln Marathon dabei, wieder helfend am Streckenrand. 😀

6 Kommentare:

  1. Ha, was für ein Erlebnis, liebe Elke!
    Volunteer-Einsätze sind einfach spannend – und an so einem neuralgischen Posten wie deinem braucht es wirklich viel Fingerspitzengefühl.
    Die Episode mit dem Velo auf der Laufstrecke – unfassbar! 🙈 Zum Glück warst du da.
    Super, wie du dich engagierst! Und, bist du zufrieden mit dem blauen Outfit? Sieht richtig cool aus.

    Liebe Grüsse aus dem sonnigen Zürich!

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    1. Liebe Catrina,
      ja du kennst Helfereinsätze ja auch! Interessant, spannend, reizvoll, aber auch anstrengend. Gottseidank waren wirklich nur Einzelne schwierig. Einmal wollte ein Radfahrer (älterer Deutscher) auch die Läuferstrecke benutzen, kurz bevor die Spitze kommen sollte. Der herrschte den Helfer an, versuchte gar, ihn mit dem Rad wegzudrücken. Zufällig war ein Verantwortlicher in der Nähe, gab dem Typ eine richtig kräftige Ansage und wies auch auf die überall sichtbaren Polizisten hin, die einschreiten würden. Aber viele waren auch dankbar, dass wir ihnen Fragen beantworten und Wege zeigen konnten.
      Die Jacke ist identisch mit der roten vom Marathon, nur andere Farbe und ohne Sponsorenaufdruck, auch Kappe und Shirt sind neutral, nur mit Herstelleraufdruck. Blau ist eher meine Farbe. ;-)
      Danke und liebe Grüße aus dem heute regnerischen Rheinland!
      Elke

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  2. Liebe Elke,
    das Triathlon-Outfit steht dir sehr gut! Vielleicht möchtest du es ja doch auch mal als Teilnehmerin versuchen? ;)
    Wie herrlich, dass es so engagierte Menschen, wie dich gibt, die helfen, eine so riesige Veranstaltung über die Bühne zu bringen. Dass in Köln alle drei Distanzen an einem Tag stattfinden, finde ich beachtlich! Oft sind ja die Starts auf mehrere Tage aufgeteilt, aber so sind natürlich auch die Straßensperren, die Helfereinsätze, und und und auf diesen einen Tag begrenzt!
    Was du schreibst, kann ich übrigens nur bestätigen. Der Großteil der Zuseher und Passanten ist sehr verständig, ein kleiner Teil nutzt die Chance einer Sperre, um mal (wieder?) so richtig zu schimpfen und ein paar vereinzelte ignorieren einfach Streckensperren und -posten! :D

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    1. Liebe Doris,
      ich fand es auch beachtlich, das alles gleichzeitig seitens der Veranstalter zu stemmen! Da fallen ein paar für uns Helfer unstimmige Abläufe nicht ins Gewicht. Wahrscheinlich wird das noch weiter optimiert. Ich fand es sehr nett, dass unsere Organisations-Ansprechpartnerin es sich nicht nehmen liess, zur Ablösung zu kommen und uns zu danken. :-)
      Ich denke, so etwas lässt sich in Köln auch nur an einem Tag machen, denn die Sperrungen griffen erheblich in das Stadtgeschehen ein, selbst der Rhein war bis zur Mitte gesperrt.
      Ein wenig Verständnis für ungeduldige Zuschauer habe ich ja. Wenn man unbedingt einen nahestehenden Sportler beim Wasserausstieg erwischen will, und dann durch dieses Gewusel muss... Leider fielen einige Radfahrer dabei negativ auf, die wirklich in engste Lücken FUHREN, selbst mit Lastenrädern! Aber wie du schreibst, 99% waren freundlich und verständnisvoll.
      Ich und Triathlon? Ok, wenn ich nicht schwimmen und radfahren müsste... ;-)
      Aber wie wäre es für dich als gübte Triathletin? Der älteste Teilnehmer war beim Sprint übrigens 82...
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke,

    das klingt in der Tat nach organisatorischen Herausforderungen, die du und die vielen anderen hilfsbereit-einsatzfreudigen Freiwilligen ganz offensichtlich bravourös gemeistert haben!

    Wird eigentlich auch an dem Tag der Schiffsverkehr auf dem Rhein stillgelegt? Das wäre vor gar nicht so vielen Jahren vermutlich undenkbar gewesen, den Rhein zum Schwimmen beim Triathlon zu wählen. Die Wasserqualität hat Aufwärtssprünge gemacht, wie mir scheint.

    Erhol‘ dich gründlich von dem Einsatz - damit die Kölner Marathonis auch in den Genuss einer fitten und tatkräftigen Helferin kommen :)

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    1. Liebe Lizzy,
      da es erst der 4. Triathlon war, gab es noch ein paar unrunde Stellen, die wir aber mit Improvisation gut hinbekamen. Manches war sogar für uns Helfer besser als beim Köln Marathon.
      Der Rhein war bis zur Mitte gesperrt. Was wegen des Niedrigwassers dann aber einer Sperre für die Schiffe ziemlich gleich kam. Die Wasserqualität ist seit Jahren besser, weswegen baden im Rhein sehr beliebt war. Die Sperre ist wegen der Strudel und Strömungen nötig. Jedes Jahr gibt es mehrere Todesfälle deswegen. Die Schwimmer wurde daher auch von zahlreichen Booten überwacht. Sie wurden eindringlich gebeten, falls man seinen Chip dort verlieren sollte, möge man sich sofort am Ufer melden, damit keine Rettungsaktion eingeleitet würde.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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