Sonntag, 24. Juni 2018

Cruisen im Weinberg

Man muss sich auch mal etwas gönnen und seinen inneren Wünschen einfach gelegentlich nachgeben.
Mir war nach nochmaligem Ablaufen der Ahrathonstrecke, einfach so. Und auch wenn ich sonst eher lieber ab der Haustür loslaufe, statt zuvor das Auto zu bemühen, gönne ich mir heute die 35 Autobahnminuten. Mir ist danach.
Daheim steige ich bei wolkigem Himmel ins Auto und erlebe in Bad Neuenahr einen kleinen Schock. Kühle 13 ° und böiger Wind. Da bin ich froh, dass ich vorsichtshalber einen dünnen Windbreaker ins Auto gelegt hatte!
Dessen Reißverschluss schließe ich bis obenhin und brauche eine Weile, bis ich Betriebstemperatur erreiche. Für mein Vorhaben habe ich mir volle Originaltreue vorgenommen. Also Parken am Dahliengarten, wo sich beim Lauf Start und Ziel befinden. Komisch, den nun so läuferleer zu erleben. Alles pickobello aufgeräumt, nichts deutet auf das Event von vor 7 Tagen hin! Außer hier und da aufgespritzte Orientierungspfeile auf dem Boden.
Ich werfe mich also beim Mittagsläuten auf die Strecke und trabe im Wohlfühlmodus los. Ein eigenartiges Gefühl, nun so allein (abgesehen von einigen Rollatorpilot/innen, Wanderern, Radfahrern) auf der bekannten Route unterwegs zu sein. Hat aber auch Vorteile. Bei km 4 fiel mir schon wiederholt ein kleiner Laden für Wohndeko ins Auge, sehr sogar. Dessen Inhaberin immer vor der Tür stand und munter klatschte. Diesmal passt es und ich mache einen Abstecher hinein. Sehenswerte Sachen gibt es. Die Inhaberin ist auch da und als sie erfährt, was ich plane, bietet sie mir sofort ein Glas Wasser an. Sehr nett!

Ich schaffe es nach meiner Runde später nochmals dorthin, um den lokalen Einzelhandel zu fördern 😊

In den Weinbergen ein völlig anderes Bild. Statt fröhlichem Läuferlachen gibt es viel Ruhe, die hier und da von Motorgeräuschen, Motorsägen, Baumaschinen, Minitraktoren unterbrochen wird.



Doch dann, ein vergessenes Souvenir des Laufs:

Leider natürlich ein leeres Versprechen, der VP ist längst abgebaut.







So laufe ich eben einfach durch. Das bringt zudem erheblichen Zeitvorteil, denn dann passiert das, was mein V800 vor einer Woche exakt dokumentiert hat, eben nicht. So sehen Aufenthalte an VPs des Ahrathons aus. Man streicht den Tischen entlang auf der Suche nach Getränk, schaut, wo es was gibt, sucht Fotografierstandorte. Das kostet natürlich Zeit!
Es läuft unerwartet gut. Alle bis auf den letzten Anstieg laufe ich mit erträglicher Mühe hinauf und klopfe mir dafür innerlich ein wenig auf die Schulter.

Ich verlaufe mich zweimal, denn die Pfeile auf dem Boden sind auf den Feldwegen längst verblasst. Daher scheint mir einmal ein Abzweig zu unwahrscheinlich, kann ich aber nach wenigen Metern korrigieren.
Dann folgt eine Wegekreuzung, wo mir keine der Optionen bekannt vorkommt. Ich laufe die erste, nee, zu 100% unbekannt, nur weiter hinten erkenne ich eine Streckenpassage wieder. Aber ich will ja original laufen, also zurück und Option 2 gewählt. Der Weg schraubt sich hoch und hoch und hinter der nächsten Kurve müsste doch.... Ist aber nicht und auch dies war eine Irrung. Also zurück zu Variante 1 die mich zum bekannten Streckenabschnitt führt. Ab da ist die Navigation kein Problem mehr. Dennoch ist es komisch, was man bei 7-maliger Teilnahme nicht wiedererkennt, bzw. nie wahrgenommen hat.

Dieses Gedenkkreuz hier zum Beispiel. Das stand wahrscheinlich schon immer dort.
Dahinter folgt eine Kuppe und der kühle Wind weht mir kräftig entgegen. Da freut man sich, wieder in den Windschatten des Weinbergs eintauchen zu können.
Ein Unterschied zum Event sind die fehlenden Polizisten, die an den Straßenquerungen jedesmal die Autos stoppen, wenn sich ein Läufer nähert. Aber wir sind hier nicht in Köln-City und als umsichtiger Läufer schafft man diese Stellen auch solo.
Eine Gemeinsamkeit von heute und vor einer Woche allerdings fällt mir plötzlich auf:
Keine Zuschauer! Für heute klar, aber beim Lauf selber sind eigentlich auch kaum Zuschauer an der Strecke. Doch das fällt kaum auf, denn die Stimmung im Läuferfeld ist super, und der Wein an den VPs beschwingt ungemein.
Es wundert mich, wie fluffig mein Ausflug heute läuft. Keine Probleme irgendwelcher Art, ja ich laufe sogar 2 km mehr, weil mein Berlin-Plan das verlangt. Gar kein Thema, alles locker.

Nur einen Original-Streckenabschnitt kann ich nicht laufen: Den Kurpark ab km 20. Dazu bräuchte mein eine Kurkarte, und eine solche führe ich nicht mit. Also kehre ich um und nehme einen anderen Weg zum Hotel am Dahliengarten.
Ein komisches Gefühl, ins leere Ziel zu stürmen. Ich verkneife mir daher Siegesgesten, was sollen sonst die Leute denken?





Austraben zum Auto und ein rundum richtig schöner Lauf ist zu Ende.
War meine "Streckenverweilzeit" beim Ahrathon etwas über 4 Stunden, so schaffe ich die 21 km heute in rd. 2:20, und das ohne Gefühl einer Anstrengung.
Was doch zügiges Passieren von VPs so ausmachen kann 😁!

12 Kommentare:

  1. Hallo Elke, das finde ich ja eine ausgesprochen gute Idee, einfach die Wettkampfstrecke mit Ruhe nochmal ablaufen und Details entdecken. Zumal es scheinbar eine wirklich schöne und detailreiche Strecke ist und die fehlenden Zuschauer dafür sorgen dass auch mal eigentlich unübersehbare Besonderheiten entdeckt werden. Sowas finde ich richtig gut :-) Liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      der Ausflug an die Ahr hat sich wirklich gelohnt, könnte öfter passieren ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke,
    die Idee finde ich auch super! :D Ich glaube dir sofort, dass du Probleme hattest, die Strecke zu finden. Ginge mir auch so.
    Es ist doch ein ziemlicher Unterschied, ob man Markierungen und anderen Läufern folgt, oder sich alleine orientien muss. Schön, dass du auf deiner "altbekannten" Strecke noch Neues entdecken konntest! :D

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    1. Liebe Doris,
      das mit der Strecke finden ging, bis auf die 2 Stellen, ganz gut. Ja, erstaunlich, dass man doch immer noch neues wahrnehmen kann.
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Na hoffentlich hast dir dann zumindest daheim ein Gläschen Wein gegönnt :)

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  4. Liebe Elke,

    eine coole Idee, aber so eine kurze Anreise macht das ja auch wirklich machbar. So allein auf der Strecke zu sein, die man sonst nur im heiteren Trubel kennt, würde mich aber wohl sogar etwas melancholisch machen.

    Ich beneide Dich, dass Du in relativ kurzer Entfernung in einer komplett anderen Landschaft laufen kannst. Da würde ich wohl öfters machen.

    Und prima, dass es so locker lief!

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      das dachte ich mir auch, dass die Anfahrt vertretbar ist und die Abwechslung hat riesig Spaß gemacht.
      Und dass es noch locker lief, war die Kirsche obendrauf :-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,
    deine GPS Daten von den Verpflegungspunkten sind einfach nur genial :-))))
    Ja, da weiß man doch, wo man die Zeit gelassen hat. Ich finde das ne lustige Idee, so eine Strecke nochmal abzulaufen. Ohne das ganze Drumherum. Da sieht man dann auch Dinge, die man während des offiziellen Laufs gar nicht wahr nimmt :-)
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      mir war ja klar, dass die PAssage der VPs "anders" war, aber dass ich soooo viel hin und her gegangenw ar, erstaunte mich dann doch. Aber getorkelt bin ich nicht!
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Du solltest dir eine Medaille verleihen dafür - und natürlich einige Gläser Wein ;)

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    1. Liebe Lizzy,
      da die Medaille nur virtuell ist, nehme ich gern ein Gläshen Ahrwein ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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