Samstag, 5. Dezember 2020

Symptomatisch

 

Mein Knie ist nach dem Malheur des verkorksten München Halbmarathons beleidigt bis zickig. Zwar nicht schmerzhaft, aber dauernd kommt die Meldung "Hallo hier bin ich". Im Homeoffice nicht weiter hinderlich. Aber ein Bürotag mit den damit einhergehenden Fußwegen zur Bahn, zum Bürogebäude, retour, und zwischendrin noch rasch zum Zahnarzt, war am Folgetag deutlich spürbar. Also Laufpause.

Bis gestern. Will ich doch mal schauen, was sich so in Sachen weihnachtlicher Dekorationsoffensive tut.

Aber was ich sehe, passt irgendwie zur trüben Gesamtstimmung. Wie schon das Bonmot eines bekannten Philosophen meiner Jugendtage besagt "Früher war mehr Lametta". Selbst in Köln war es viel zu ruhig für die sonst rummelige Weihnachtseinkaufszeit. Die Zahnarztpraxis, die ich kurz aufsuchte, liegt direkt an einem der großen Weihnachtsmärkte und man kann vom Behandlungsstuhl unmittelbar auf das bunte Treiben schauen, sich auf den Glühwein als Belohnung nach der Sitzung freuen. Diesmal blickt man auf einen leeren Platz und auch der Zahnarzt selber schildert mir, wie seltsam ihm gerade alles vorkommt. Meinen Termin dort bekam ich innerhalb von 2 Tagen, sonst undenkbar.

Kaum bin ich ein paar 100 m getrabt, höre ich Laute, als wäre irgendwo in der Nähe ein Rummelplatz. Ich muss der Ursache nicht speziell nachgehen, sie findet sich direkt an meiner Strecke. Vor dem Seniorenheim hat sich ein Alleinunterhalter mit Lautsprecherboxen postiert und schmettert aus vollem Hals poppige Weihnachtslieder. Leider führt Inbrunst nicht zwingend zu Wohlklang. Jedenfalls zeigt sich niemand an den Fenstern des Gebäudes und auch Passanten (gleich nebenan ist ein Supermarkt) sind rar. 

 
Ansonsten muss ich auf meiner kleinen Runde feststellen, dass die Lust am weihnachtlichen Dekorieren arg gebremst scheint. Der Ort wirkt wie sonst im Januar nach den Feiertagen, wenn schon einige wieder eingepackt haben und andere noch ein wenig dem Fest nachhängen.
Ich bin sehr beschäftigt, auf die Gehwegplatten zu achten, um im Dunkel nicht nochmals zu stürzen. Ansonsten nörgelt das Knie leise vor sich hin, tut aber seinen Dienst.
An einem kleinen unansehnlichen Grünstreifen, der Reihenhäuser vom Bahndamm trennt, war mir bereits im Sommer aufgefallen, dass dort wohl jemand seinen Weihnachtsbaum "freigelassen" hat. Schon von weitem sehe ich, dass er eine kleine bunte Beleuchtungskette trägt. 
Eine nette Geste, das Licht im Dunkel passt in die ganze Stimmung.


Einen festen Anlaufpunkt habe ich mir noch vorgenommen. Ein Haus in einer stillen Anliegerstraße, das jedes Jahr überbordend illuminiert ist. Na wenigstens auf diese Bewohner ist Verlass und sie bieten zuverlässig adventlichen Augenschmaus! Ich kann meine Kamera an einen Pfosten anlehnen, um ein gebührlich verwacklungsfreies Foto zu produzieren. Leider gibt das Bild die geballte Strahlkraft nicht ganz wider.


Ach ja, das Knie. Es macht die kleine Runde ohne weiteres Aufbäumen mit. Am Ende hänge ich noch eine Schlaufe dran um zu schauen, was der schmetternde Barde noch bietet. Aber am Seniorenheim ist schon längst wieder Ruhe eingekehrt.

12 Kommentare:

  1. Liebe Elke,

    du bringst mich auf die Idee das Gleiche mal in Darmstadt "anzustellen". Nicht dass ich Fotos von vergangenen Jahren habe, aber ich könnte ja mal ein paar Motive einfangen und dann wenigstens in Gedanken abgleichen. Also mal gucken, was sich in Darmstadt bzgl. Dekorationsoffensive tut. ;-)

    Auch wenn du mit der Strahlkraft deines letzten Fotos nicht so zufrieden bist, kann ich es mir sehr gut vorstellen. Wir hatten ja die USAmis in Darmstadt und in einer "Offiziers-Siedlung" gab es auch 2 Häuser mit einer overwhelming illumination! :lol:

    Schön dass dein Knie wenigstens ein bisschen mitmacht. Ich wünsche dir, dass es sich weiterhin schön brav bessert! Nicht dass du zu hippelig werden musst und nicht viel machen kannst!

    Ansonsten alles Gute und einen geruhsamen 2. Advent!
    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      ich mache zwar keine Vergleichsfotos über die Jahre, aber gewissen einzelne Objekte bleiben wegen ihres besonders auffallenden Schmucks im Gedächtnis haften. Da macht es Spaß, immer mal wieder nachzuschauen, oder neue zu entdecken.
      Oh weh, muss ich mir amerikanischen Weihnachtsschmuck bung und grell und flimmernd vorstellen...?
      Nee, hibbelig werde ich nicht, kann ja wieder langsam los.
      Danke gleichfalls und liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke
    Schön, dass dein Knie durchgehalten hat und nicht aufmuckt! So kannst du bald wieder wie gewohnt unterwegs sein.

    Danke für die Lichter-Runde! Sehr interessant, was du da beobachtet hast. Vielleicht kommt die Dekorationslust dann mit der Zeit, wer weiss?
    Hier in Cape Town merkst du überhaupt nichts. Nur in den Geschäften hat es irgendwelche "Christmas editions" von Keksen und Schokolade. Keine Beschallung mit Musik in den Geschäften. Ansonsten kein Deko, auch nicht an Privathäusern. Weil Weihnachten mit den Sommerferien zusammenfällt, scheint der Fokus mehr auf Ferien zu sein.

    Eine Bekannte in Florida hat mir kürzlich aktuelle Bilder aus ihrer Nachbarschaft geschickt: etwa so wie dein letztes Foto. Nur x-mal überbordender und mit hässlichen, aufblasbaren Riesenfiguren. Du kannst es dir ja etwa vorstellen. ;-)

    Liebe Grüsse aus dem sonnigen Cape Town!

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    1. Liebe Catrina,
      was die Weihnachtsdeko angeht, da gibt es anscheinend durchaus Modewellen. Vor einigen Jahren musste es überall bunt und blinkend sein, grauenhaft! Inzwischen ist doch wieder mehr Weißlicht üblich, dafür kommen beleuchtete Figuren dazu. Aber dieses Jahr, zumindest wo ich wohne, nicht so überbordend alles wie sonst. Mal sehen, ob sich noch etwas tut.
      Ich war einmal Weihnachten in der Karibik, das war schon seltsam, Weihnachtsstimmung kam nicht richtig auf und Rentierschlitten bei 30° wirken seltsam.
      Genau, diese aufblasbaren Dinger gabs auch mal, derzeit aber Fehlanzeige.
      Liebe Grüße und einen schönen 2. Advent aus dem kalten und sonnigen Rheinland!
      Elke

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  3. Liebe Elke,

    dass ist ja ein interessante Beobachtung von Dir, dass es in Deiner Umgebung weniger Weihnachtsdekoration und Beleuchtung als in den Vorjahren gibt. Interessant deshalb, weil ich hier bei uns fast genau umgekehrten Eindruck habe. Es gibt zwar nicht unbedingt mehr Lichterschmuck als in den Vorjahren, aber es leuchtet und funkelt wie gewohnt, als hätte man den Eindruck als sollten die vielen Lichter einen Kontrapunkt zur Trübniss dieses Jahres setzen, wenn nicht gar Hoffnung wecken.

    Ich möchte gar nicht erst die Atmosphäre der Oldenburger Innenstadt erleben und halte mich von ihr fern, bis man sie wieder wie ein normaler Mensch betreten kann.

    Immerhin hast Du einen Lichtblick in Form Deines durchhaltenden Knies und ich hoffe auch, dass der Zahnarzt nicht gebohrt hat ;-)

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      interessant, welchen Eindruck du hast! Ich finde auch, adventliche Lichter tun und gut und heben (hoffentlich) die Stimmung ein wenig. In Köln hätte ich gern einen Kaffee genommen und mir die wenigstens vorhandene Weihnachtsbeleuchtung angeschaut, Pustekuchen. Verschoben auf nächstes Jahr.
      Der Zahnarzt hat nicht gebohrt, aber im Januar werden wir uns öfter sehen :-(
      Liebe Grüße und einen schönen 2. Advent
      Elke

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  4. Liebe Elke,
    das sind ja mal interessante Dezemberstudien! Da ich ja kaum im Dunkeln laufe, kann ich da leider keine Erkenntnisse aus meinem Umfeld beisteuern. Hier in der Straße sind kaum Unterschiede zu den Vorjahren auszumachen - die, die immer übertreiben und zur nächtlichen Lichtverschmutzung beitragen tun es auch heuer, aber es sind zum Glück nicht allzuviele!
    Ach dann will dein Knie also auch noch Zuspruch? Das soll es aber auch bekommen, schließlich hat es ja doch so einiges abbekommen. Und zum Glück macht es ja bei deinen Erkundungsläufen mit. :)

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    1. Liebe Doris,
      im Dezember mag ich wegen der besonderen Deko die Läufe im Dunkeln eigentlich ganz gern. Ist richtig Nackengymnastik, rechts schauen - links schauen - rechts - links... Übertriebene Staffage mag ich auch nicht so gern, Masse ist nicht Klasse.
      Das Knie will wohl einfach mal wissen lassen, wie wichtig es für unseren Sport ist. Ok, soll es haben, solange es brav mitmacht ;-)
      Liebe Grüße und einen schönen 2. Advent
      Elke

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  5. Liebe Elke,
    dieses Jahr ist ziemlich viel anders, hier in meinem Viertel kann ich auch eine verminderte Illumination und Musik-Belästigung beobachten. Aber die die sonst schon übertrieben haben, legen diesmal trotzig noch einen drauf. Mir ist das Geflacker echt zu viel.
    Übrigens: ich hab gestern den Weihnachtsbaum bei uns im Wald gefunden :-)
    https://microhive.org/p/oliver/241176553290076160
    Pass auf dein Knie auf, nicht dass das eine längere Angelegenheit wird.
    Liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      hey, danke für den Düsseldorfer Baum-Bruder! Der hat ja sogar eine Mini-Krippe unten drunter. Hoffentlich sammelt er auch in den nächsten Jahren seine Fan-Gemeinde ;-)
      Ja, dieses 2020 ist ein sehr außergewöhnliches Jahr. Ich bin sehr sehr gespannt, wie die Welt nächstes Jahr um diese Zeit aussieht und ob wieder mehr fürs Fest geschmückt wird.
      Ja klar, aufs Knie wird aufgepasst.
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke,
    interessant. Ich hatte nämlich in den letzten Tagen den Eindruck, das hier viel mehr Weihnachtsdeko als sonst ist. Bin auf meinen Hundespaziergängen an einigen vorbeigekommen, nur hab ich da nicht so recht die Hände frei um Fotos zu nehmen. Wollte unbedingt mal einen Abenddunkellauf machen, um da das ein oder andere festzuhalten.
    Und das Knie ist zickig - naja da hat es vielleicht auch Grund zu nach dem Erlebnis letztens. Hoffe dass es sich beruhigt.
    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Roni,
      ich kann mir durchaus vorstellen, dass das Weihnachtsgefühl dieses Jahr von Land zu Land anders sein kann, und anscheinend auch hier in D regional unterschiedlich.
      Das Knie wird, es will nur mal ein wenig seine Wichtigkeit unterstreichen ...
      Liebe Grüße
      Elke

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