Montag, 9. März 2020

Im Land der Ripuarier

Den Sonntagvormittag verbrachten wir noch mit Familienbesuch aus der Schweiz, bevor er sich der DB zur Heimreise anvertraute.
Danach stellte sich mir die Frage, entweder erst rasch eine Mandarinenschnitte zu verzehren und wegen der danach erforderlichen Verdauungswartezeit Begegnung mit einem Regenguss zu riskieren, oder einen Regenguss zu riskieren, sich dies aber zuvor mit einer Mandarinenschnitte zu verschönern.
Ok, ich wählte den Regenguss. Der dann aber doch nicht so kam, wie meteorologisch versprochen.
Doch was da war, war kräftiger Wind. In weiterer Vorbereitung auf Sylt (sofern der Lauf stattfindet und nicht auch wegen Corona gecancelt wird) wählte ich offenes Feld und stemmte mich den Böen auf den ersten knapp 7 km entgegen. Ging erstaunlich gut, wäre aber auf Sylt ja im Ernstfall nur ein Bruchteil der ganzen 33,33 km.
Dummerweise habe ich kein Wasser mitgenommen, und so versuche ich unterwegs, an selbiges auf lokalen Friedhöfen zu gelangen.
Auf dem ersten, ein altes, verwinkeltes Terrain, finde ich keine Wasserstelle.
Auf dem zweiten, dem von Neu-Manheim finde ich zwar die Gießkannenbefüllstelle. Doch dieser Hahn geht nur zu oder ganz auf, und bei "ganz auf" ist er eher für Feuerwehrbedarfe ausgelegt. Jedenfalls spritzt das Wasser in solcher Menge und Strahl heraus, dass trinken unmöglich ist. Ja nun, dann laufe ich eben ohne innere Befeuchtung weiter. Muss auch mal gehen, führt wohl nicht zum besten Laufgefühl.

An einer einsamen Ecke zwischen Feld und Wald werde ich jedoch sehr erheitert. Wir unternahmen mit unseren schweizer Gästen eine Stadtrundfahrt in Köln per Touri-Bus. Dort wurde u.a. gesagt, dass der kölsche Dialekt als einem der sog. ripuarischen Dialekte kein "G" spricht, sondern stattdessen ein "J" verwendet. Mh, natürlich ist mir der Dialekt bekannt, aber dass dies dann doch so umfassend sein soll mit dem J statt G war mir nicht bewusst. Als Beispiel wird ein vorgebliches Adenauer-Zitat gebracht: "Eine jut jebratene Jans ist eine jute Jabe Jottes". Vertiefend wurde das natürlich auch erforscht: Link. So trabe ich also über die rheinische Scholle und grüble über Gegenbeispiele nach, äh, also korrekter: Ich jrüble über Jejenbeispiele. Mir fällt aber keins ein, außer "baggern" vielleicht, das auch im kölschen so gesprochen wie geschrieben wird.

Mitten in diesem Gedankenfluss kommen mir an einer einsamen Stelle zwischen Feld und Wald zwei ältere Damen entgegenspaziert (genau: "entjejenspatziert").
Sagt (AHH! Das spricht sich nicht "sajt" sondern "säht" - Erkenntnisgewinn!) die eine gerade zur anderen:
"Un da hät datt Marjretschen dat gedonn."
("Und daraufhin hat die kleine Margarete dieses getan.").
Was genau Margarete getan hat, bekam ich akkustisch nicht mehr mit, aber das tat dem Schmunzeln keinen Abbruch.
20 km schaffe ich leidlich. Am kommenden Sonntag werden es 33,33...

16 Kommentare:

  1. Keine Regel ohne Ausnahme, liebe Elke, und so wird halt auch im Rheinischen gebaGGert! :-D

    Sieben Kilometer Gegenwind sind ja schon nicht ohne. Ich habe aber mal die Wetterdaten für Hörnum gecheckt, da ist aus heutiger Sicht für Sonntag Südwind bis Stärke 5, in Böen 7 angesagt. Du weißt was das heißt? Wenn das so kommt wirst Du nach List fliegen!!! Umso mehr sind die Daumen gedrückt, dass Corona da nicht noch zwischenfunkt.

    Ich wünsche Euch auf jeden Fall schon einmal gute Reise und eine schöne Zeit auf der Insel!

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Tja, lieber Volker, wie schon kommuniziert, wäre sicher tolles Syltluafwetter. Leider hat ja Dein Daumendrücken nicht geholfen, die Absage des Laufs kam heute :-(
      Hinfahren tun wir trotzdem, und gelaufen wird auch.
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke
    Ein "rejenfreier" Lauf, was für ein Glücksfall!
    Das mit dem Wassermangel kann ich dir nachfühlen. Letzten Freitag waren wir auf einer Wanderung und haben zu wenig Wasser mitgenommen (Anfänger!). Ich dachte, ich müsste in dem südafrikanischen Naturreservat sterben. Zum Glück fanden wir einen Bach.
    Der 33.33km Lauf auf Sylt klingt sehr interessant! Du musst dann in deinem Post unbedingt erklären, wie es zu dieser Distanz gekommen ist :-)
    Liebe Grüsse aus Cape Town!

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    1. Liebe Catrina,
      jenau, rejenfrei wars! ;-)
      Und ohne Wasser zu laufen, ist ja meine eigene Dummheit gewesen, trotz genug Lauferfahrung... Bei Euch war das sicher kritischer, als hier bei 10°.
      Die Syltdistanz rührt daher, dass man die Insel von Süd nach Nord durchläuft. Leider wurde der Lauf abgesagt, also musst Du mit den Bildern von 2019 Vorlieb nehmen, da hatten wir traumhafte Bedingungen: https://18071960.blogspot.com/2019/03/syltlauf-2019-33333-km.html. Aber da die Reise gebucht ist, fahren wir nun trotzdem hin. Sicher werden Gleichgesinnte dort sind und dennoch am Sonntag loslaufen.
      Liebe Grüße
      Elke

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    2. Ach, wie schade, dass der Lauf abgesagt wurde. Gut, dass du trotzdem hingehst, es findet bestimmt ein inoffizieller Lauf statt.
      Danke für die 2019 Bilder! Wunderschön!

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    3. Liebe Catrina,
      ja, das ist nun echt sehr schade! Aber wir haben ja nun alles gebucht und können nicht stornieren, also gönnen wir uns ein paar schöne Tage am Meer. Und die 2019er Bilder muss ich dann auch für mich als virtuellen Ersatz nehmen..

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  3. Liebe Elke,
    ich glaube, das auch unsere ganzen Dialekte sehr vermischt sind :-)
    Wahrscheinlich kommt es auch darauf an, wo genau man herkommt?
    Ist aber echt schon witzig, welche Begegnungen der Zufall manchmal für uns bereit hält :-)
    Ich hoffe sehr, das der Syltlauf stattfindet, das ist doch Mist was da gerade passiert :-|
    Und jetzt wo du doch gut den Gegenwindlauf trainiert hast, wäre es doch wirklich schade
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      ich finde, unsere ganzen Dialekte machen das Land nochmal so reizvoll. Ich finde es immer witzig, bei einer längeren Reise, wenn man dann am Ziel ankommt, und plötzlich reden alle anders ;-)
      Tja, Syltlauf ist abgesagt. Jedenfalls offiziell. Ich bin aber sicher, dass am Sonntag da einige am Start stehen und dennoch laufen, why not?!
      Wir fahren auch, so, basta!
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke,
    ripuarisch habe ich ja noch nie gehört! Was es nicht alles gibt... :D In der Beschreibung, die du verlinkt hast, wird aber auch der Unterschied in der "G-Aussprache" erwähnt. Je nachdem, an welcher Position und zwischen welchen Buchstaben es steht... Ui ist das kompliziert! ;D
    Da ist laufen und den Kopf parallel arbeiten lassen, doch viel einfacher! Schön, dass dir das Wetter noch mal optimale Sylt-Trainingsbedingungen zukommen ließ. Da kann ja gar nichts mehr schief gehen! :)

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    1. Liebe Doris,
      ja, hier ist man nicht einfach nur kölsch, sondern auch noch ripuarisch obendrauf! Der echte Ureinwohner macht das mit dem g und j natürlich ganz automatisch, das hat man im Blut und braucht dazu kein Lexikon.
      Tja, Sylt ist doch schief gegangen, der Lauf ist abgesagt...:-( Wir fahren aber dennoch hin, ist ja alles gebucht.
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Wieder was jelernt, liebe Elke :-) Tu ich mich als Exil-Niedersachse ja eh etwas schwerer mit Dialekten, und besonders mit dem Kölsch, ist diese einfach J-Regel gut merkbar. Der Rejen belästigt uns ja wieder ausjiebij, aber da müssen wir halt durch. Dein Gegenwind kann höchstens nützlich sein für Sylt. Hoffen wir mal dass das Ding stattfindet! Liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      ich fürchte ja, kölsch ist für Außerhreinische durchaus eine Herausforderung... Aber Du hast echt eine der Ausnahmen erwischt: es wäre "ausjiebisch", g am Ende wird nicht zu j. Und in Worten wie Lager, mager wird das g zu einem Laut zwischen "ch" und "r". Aber frag mich bitte nicht, warum es bei Regen zu j wird...
      Sylt ist nun veranstalterseits abgesagt, leider. Aber da wir ja die Reise gebucht haben, fahren wir dennoch, und laufen auch irgendwie auf der Strecke.
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Die Kölner haben drei Arten ein G auszusprechen: Das beste Beispiel: Fluchzeuschträjer.
    :-)

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  7. Liebe Elke,

    det mit dem J jibt det och so ähnlich im Berlinischen ... und doch sind diese Dialekte janz unterschiedlich, aber interessant. Wer Carolin Kebekus hören, oder abkann, der kann sich ja ein bisschen "reinhören". Die kommt doch aus Kölle, oder?

    Schade, dass Sylt abgesagt ist. - Ich verstehe die ganze Hysterie nicht. Sorry, aber wer ein schlechtes Immunsystem hat, stirbt auch an Influenza, Gürtelrose, oder vielleicht schon am Noro-Virus. Diesen Toten sind wir jahrelang überhaupt nicht gerecht geworden, haben viele Meldungen dieser Art in unserer schnelllebigen Zeit einfach überlesen und jetzt ... Eindämmen ja, aber es gibt doch keine Garantie dieser Art und für derlei Gefahren. Das sagt einer, der zur eigentlichen Risikogruppe gehört. Vorsichtig sein, ja, aber nicht so! ��

    Die Fans in Valencia haben mir gefallen. Wegen des Geisterspiels gg. Bergamo, haben sie sich gestern Abend vor dem Stadion versammelt und so laut Krach gemacht, dass es im Stadion zu hören war. Das waren so viele, dass das eigentlich alleine schon eine Großveranstaltung war. Komischerweise wurde da aber nicht eingeschritten???

    Tut mir leid, musste raus!

    Euch dann trotzdem viel Spaß auf Sylt!
    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      soweit ich die Kebekus mal mitbekomme, redet sie eine Klangfarbe, eher gemäßigter Dialekt. Sie stammt aus einem angrenzenden Ort.
      Ja, Corona... Ich denke, mit besonnenem und sorgsamem Verhalten kommt man schonmal weiter. Vieles ist ja leider Panikmache und Aktionismus, das hilft nicht wirklich. Und die Meinungen der Experten widersprechen sich auch teils stark. Die Sylt-Absage ist sehr schade, zumal wir ja nicht alle auf einem Haufen wären, sondern draußen im Freien.
      Ich sehe das wie Du! Nun denn, in einigen Wochen sind wir klüger. Da war doch mal was mit Schweine- und Vogelgrippe, da haben sich die Medien auch überschlagen...
      Aber jetzt erstmal 6 Tage Sylt. Mit laufen.
      Liebe Grüße
      Elke

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