Außer meinem eidgenössischen Ehemann, der die ernsthafte Variante aus Trainingsgründen bevorzugt, und Barbara, die überhaupt erstmals einen HM angehen will, haben Doris, Heidrun und ich nur eins im Sinn: Genussmaxinierung!
Pünktlich um 10 Uhr dürfen wir gemeinsam los.
Der erste Abschnitt führt entlang der Ahr. Optimales Wetter: 17°, trocken.
Ein "tierischer" Teilnehmer, erkennbar auch mit Spaß bei der Sache!
Das Tempo ist mir eingangs etwas zu niedrig. Das leichte Frösteln will durch Laufforcierung beseitigt werden. Und so überhole ich gleich zu Beginn Dutzende Mitläufer. Hat auch den Vorteil, dass ich nicht in den "Genuss" der Spritzaktion komme, die ein Winzer justament einleitet, als das hintere Starterfeld hier entlang kommt.
Ganz oben dahinten im Weinberg erkennt man winzige Punkte - die vor uns Gestarteten.
Und schon bei km 5,2 das Ahrathon-typische Bild: Ein Verpflegungsstand!
Ich habe Zeit und koste schonmal vor :-) Der rote wäre ein guter Begleiter zum Essen, ich finde ihn aber läuferisch zu schwer. Der daher desweiteren genommene Weiße hingegen mundet besser.
Wir verweilen ein wenig, und weiter gehts...
Der erste Anstieg. Zieht sich immer höher, erlaubt aber noch laufen. Zu meinem inneren Leidwesen schleicht sich Heidrun davon, ja die Berge sind nicht meins. Kompensation gibt es später, denn bei Gefällepassagen kann ich wiederum sie jeweils abhängen.
Ah, immer wieder herrlich, die ersten Ausblicke über das Tal. Sagen sich auch andere und bleiben erstmal stehen. Genuss war doch die Parole...!
Sieht aus wie eine wilde Kippe. Sind aber Reste eines Laufoutfits nur aus Dosen. Irgendwie stimmte da die Befestigungstechnik nicht ganz. Oder ist es eine originelle Wegmarkierung?
Daaaa hinten stürmen sie schon dem Flüssiggenusspunkt 3 entgegen.
Aber zuvor kommt ...
... Verpflegungspunkt 2 bei km 7,5.
Die Sängerin (an den allermeisten Punkten gibt es Livemusik) intoniert ein inbrünstiges "Halleluuuuhjaaaaah". Zwar schön gesungen, aber zum Anlass passt anderes, was ein spontan gebildeter Männerchor umgehend in der Pause der Sängerin zurecht rückt.
Das Völkchen hier ist schon aufgekratzter. Kein Wunder. Die kostümierten Teilnehmer haben ein eigenes Feld und starteten deutlich vor uns, und ihre Nachhut ist immer noch hier...
Ach ja, und kommen wir zur Hauptsache: Neben dem Fingerfood gibt es einen köstlichen eisgekühlten "Weißburgunder -feinherb" aus Mayschoss.
Prösterchen!
Heidrun und Doris kommen etwas nach mir an. An dieser Stelle muss vermerkt werden, dass Doris einen gebrochenen kleinen Zeh hat, den sie mit Tape stützt. Sie wird die ganze Distanz damit absolvieren, selbst als ihr jemand auf den lädierten Fuß tritt!!!
Weiter gehts. Inzwischen sind alle irgendwie locker, leicht und gelöst unterwegs.
Plötzlich kommt von hinten das Rad, das dem führenden Marathonläufer vorweg fährt. Seltene Gelegenheit, ich hänge mich mal spaßeshalber an. Einen 4'er-Schnitt zeigt meine Uhr, mithalten kann ich aber nicht und die beiden entfernen sich zusehends (Spätere Siegerzeit im Marathon: 3:02). Ich tröste mich damit, dass heute ja eh' nicht Tempo mein Ziel ist.
An einer Stelle trifft die Strecke aufeinander. Welch ein Zufall, da kommt mein eidgenössischer Ehemann angerannt, er hat schon 15,5 km absolviert. Wir sind erst bei km 9,2. Äh, nun ja, aber habe ich schon erwähnt, dass wir heute genießen wollen statt rasen?
Daher nehmen wir auch gern bei km 10,2 wieder ein Weinchen zu uns. Gelegenheit, die Hochzeitsgesellschaft aus dem Kostümlauf zu dokumentieren. Der Bräutigam in richtigem Anzug, der Brauterich in Tüll, Trauzeugen, Blumenstreuer begleiten sie.
Musik? "Let me entertain you", ha!
Die lustige Römertruppe macht durch Geklapper ihrer Schwerter auf die Schilde auf sich aufmerksam. Ich sprinte vor, um ein Foto zu schießen. Da kippt doch einem der Recken der Helm vom Kopf, und er droht lauthals dem Chef der Rüstkammer Prügel an.
Im Schlepptau der Römer - Funkemariechen. Letztere aus Paderborn.
Nee, Sachen gibts!
Ein Stück weiter will ein in Pink-Laufperle-Shirt und Rosé-Tütü-Röckchen gewandeter Kerl am Streckenrand etwas Flüssigkeit ablassen. Er wurstelt am Röcken herum. Hoffentlich kriegt er das mit der Technik hin, wäre schade um den Tütü. Wir schauen dann doch nicht genauer zu.
Nach endlos langer Strecke von 3 km endlich wieder Labsal im Blick!
Zu empfehlen hier: Spaghetti am Stick - köstlich! Der gereichte Weiße war auch nicht schlecht.
Musikalisch wird Blues geboten. Das gefällt den Jungs mit ihren Cool-Runnings-Schlitten.
Die Römer legen ein wenig ab.
Ich werde wehmütig...
Wir haben ja schon mehr als die Hälfte rum! Das ist echt schade, gerade ist man so richtig im Genussmodus angekommen.
Es rollt leicht abwärts. Doris hält sich mit ihrem Fußproblem wirklich wacker. Ja, aus solchem Holz sind Läufer geschnitzt 👏
Bald überqueren wir am Ortseingang von Ahrweiler eine Straße, die seit der ersten Austragung von immer dem gleichen Polizisten gesperrt wird. Er scheint mir etwas grauhaariger geworden.
Mein Gaumen ist ziemlich trocken...
Allerhöchste Zeit für Flüssigkeitsnachschub!
Sagen sich die anderen auch, die Engelchen, Teufelchen, Shaun-die-Schafe, die Horde Mönche, die Damen mit Blümchenbadehauben und in Saunatücher gewickelt.
NUR noch 4,5 km, echt schade!
Also noch ein wenig durch die lauschigen Gässlein Ahrweilers.
Ein letzter Genusspunkt wartet ja noch. Die traditionellen Erdbeeren vor dem Steigenberger, mit der traditionellen Saxophon-Musik.
Ein munterer Läufer aus der Gruppe der tanzenden Blaumänner will sich mit uns für den Abend verabreden, och nö, wir haben schon etwas vor.
Im Kurpark animieren uns freundliche Streckenhelfer. "Gleich habt ihr's geschafft!" "Nur noch 100 m!" Wie, geschafft? "NUR NOCH"? Ich würde gern noch ein wenig so weitermachen!
Wir laufen zu dritt gemeinsam ins Ziel, das sich uns sehr aufgeräumt präsentiert. Chris ist schon längst da, er errang den 48. Gesamtrang (von 746) und den 2. Platz seiner AK! Auch Barbara absolvierte ihren ersten Halbmarathon erfolgreich.
Unsere Zeit? Wen interessiert die? Irgendwas jenseits der 3:30 Std., aber wir lassen noch viele, viele Mit-Genießer hinter uns!
Nachher-Foto zum Vorher-Foto. Ach es war einfach nur herrlich.
Im Ziel gibt es für jeden Läufer ein ganzes Glas Rotwein. Nun ja, es kann nicht immer alles toll sein. Der lässt deutlich erkennen, wie Essig entsteht. Die Medaillen sind seit 3 Jahren nun stets die gleichen. Man hat wohl gleich eine Riesenmenge für die nächsten Jahre gehortet.
Wir haben uns wiederum für eine Übernachtung vor Ort entschieden. Chris und ich drehen eine Runde im Hotelpool (der mir entschieden zu kalt ist). Anschließend gibts Kaffee&Kuchen. Dabei können wir dann immer noch ankommende, glückliche Läufer beobachten und uns so unsere Gedanken dazu machen.
Ein immer wieder schöner Lauf hier, dessen besondere Note man wirklich genießen sollte, ach was schreibe ich, muss!
Am Abend gehts über die Brücke auf die andere Seite der Ahr zum gemeinsamen Abendessen.
Und am nächsten Morgen laben wir uns an einem wunderbaren Frühstück am Ufer der plätschernden Ahr.
Auf Wiedersehen in 2018!
Ahrathonteilnahme 2016
Ahrathonteilnahme 2015
Ahrathonteilnahme 2014
(und vorher war mein Blog noch nicht)
Hey Elke!
AntwortenLöschenGrandiose Zeit für einen solchen Event! Das muss hier eindeutig betont werden und ich beglückwünsche dich zu diesem Lauf, bei dem ganz bestimmt gilt: die letzten werden die sattesten sein :o) und leicht beschwippst womöglich dazu.
Dass Weißwein mit dem Laufen besser harmoniert als Roter, da stimme ich dir absolut zu und stelle fest: hier könnte ich auch wieder Ambitionen entwickeln.
Sehr launiger Bericht - Danke dafür!
Gruß, Lizzy
Liebe Lizzy,
Löschenergänze: Die Letzten werden die genussvollsten sein! "Ausfallerscheinungen" hingegen waren nicht zu beobachten, nur wirklich eine tolle Stimmung unter den Läufern. Und das, fiel mir erst hinterher auf, obwohl kaum Publikum an der Strecke ist. Nimmt man jedesmal nur ein paar Schlucke, tut das der Laufen keinen Abbruch, ich habe das Gefühl, der Körper verarbeitet die kleinen Dosen eher schneller. Wegen mir könnte das öfter im Jahr stattfinden ;-)
Danke und liebe Grüße
Elke
Dann wäre es ja eine Option, sich mal einen ordentlichen Grauburgunder oder trockenen Riesling aus Mosel-Steillage in den Trinkrucksack zu packen und das auch beim Trainingslauf zu nutzen ;)
LöschenOh weh, ob das Geschaukel dem Wein bekommt...?
LöschenLiebe Elke,
AntwortenLöschenals Konsequenz aus Deinem Post, dessen Tenor eindeutig ist, dass der Ahrathon viel zu schnell vorbei war, kann ich nur ableiten, dass Du Dich fürs kommende Jahr zum Marathon anmeldest :-)))
Wie Dein eidgenössischer Ehegatte allerdings gerade den Ahrathon für einen ernsthaften Trainingslauf nutzen kann, ist mir absolut schleierhaft. Ernsthafte Trainingsläufe gehen ja nun wirklich an jedem anderen Tag.
Das Hotel hatte einen Pool?
Glückwunsch auf jeden Fall an die ganze Finishercrew! :-)
Ich war ja nun in anderer Mission unterwegs, aber sollten irgendwann die Termine nicht aufeinanderfallen, bin ich sehr gerne wieder dabei!
Liebe Grüße
Volker
Moin Volker,
Löschenhihi, die Marathon-Variante haben wir tatsächlich diskutiert, aber die Geister scheiden sich an "2x dieselbe Runde". Dann vielleicht gleich den richtigen Médoc...? Da der Eidgenosse demnächst nochmals den Jungfrau-Marathon rennen will, war er nicht von ernstem tun abzubringen.
Ja genau, das Dir bekannte Hotel hat einen Pool. Ist mir auch erst dieses Jahr aufgegangen.
Und dass Du mal wieder mit dabei bist, davon gehen wir ganz schwer aus! Wobei in Sachen Kostümierung ja eindeutig in OL noch mehr los war.
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschensuper! Ich liebe solche Veranstaltungen, die ein wenig den (oft verbissenen) Ernst aus dem Laufen nehmen! :D Wer will kann schnell, aber es bietet sich der Genußlauf doch sehr an! :)
Hach das klingt nach - "was jetzt schon vorbei???" und nicht nach "endlich im Ziel"! So soll(te) es doch immer sein! :D
Liebe Doris,
Löschengenau das ist es, weg mit Ernst, Spaß herbei! "Richtig" laufen werde ich sicher überwiegend, aber das Ahrathon ist einfach auf seine Art großartig!
Liebe Grüße
Elke
"Inzwischen sind alle irgendwie locker, leicht und gelöst unterwegs."
AntwortenLöschenIch habe mal einen Tag in einer Schnapsfabrik gearbeitet (ich war jung und brauchte das Geld). Da waren spätestens nach der Mittagspause auch alle "locker und gelöst". Denn genau wie bei eurem Lauf floss der Wein in Strömen - er wurde vom Meister ständig nachgeschenkt.
Sowas kann eine schöne Abwechslung im Lauf- oder Arbeitsalltag sein. Auf Dauer isses irgendwie keine Lösung :-D
Also ich lege Wert auf die Feststellung, dass das keine Umschreibung für läuferisches Saufgelage ist ;-). Es ist einfach wirklich nur laufen ohne Druck aber mit viel Spaß. Schließlich machen die da Wein und keinen Schnaps!
LöschenAber braucht man nicht manchmal eine nette läuferische Abwechslung?
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenach wie habe ich gerade gelacht. Einfach nur cool. Alles hat so seine Zeit, das halbwegs ernsthafte Laufen um eine bestimmte Zeit genau so wie ein solcher Genusslauf.
Wer beides genießen kann, macht es richtig :-)
Sehr sehr cool!
Liebe Grüße
Helge
Liebe Helge,
Löschengenau, alles hat seine Zeit und das Motto des Laufs an der Ahr haben wir rundum genossen. Und beim nächsten Lauf wird wieder "richtig" angegriffen ;-)
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschengrandios die Stimmung eingefangen - da war ja wirklich viel los! Ich glaube ja immer noch das der erste Schluck mich umhauen würde, aber wer weiß, vielleicht ist es doch einen Versuch wert.
Herzliche Grüße!
Liebe Roni,
Löschenach, es ist einfach immer wieder ein schöner Lauf der völlig anderen Art :-)
Da die Temperaturen durchaus läuferfreundlich waren, also nicht zu warm, verträgt man den Wein recht gut. Man trinkt ihn ja auch nicht Glasweise. Normalerweise merke ich Alkohol auch sofort, aber bei dem Lauf ist es anders. Ich vermute, da der Kreislauf eh' hochgefahren ist, dass man den schneller abbaut. Also keinerlei Ausfallerscheinungen, wenn man immer nur die Probierportion nimmt. Man kann sich aber auch nachschenken lassen... ;-)
Liebe Grüße
Elke