Sonntag, 20. März 2022

Königsforst Halbmarathon 2022

Der Königsforst Halbmarathon, endlich wieder einmal echtes Wettkampffeeling. Man hat hier im Bergischen durchaus schon Erfahrung in Corona-Kompatibilität, dank der Austragungen 2020 und 2021, und so klappt alles gut organisiert.

Bei meiner Ankunft sind es lauschige 6°. Die Startnummer ist rasch abgeholt. Ich finde besonders das Umweltschutz-Engagement des Veranstaltervereins gut. So wurden mit den freiwilligen CO2-Kompensationen, die man 2021 für seine Anreise per PKW zahlen konnte, 200 Rotbuchen im lokalen Wald neu gesetzt. Umgerechnet ist etwa eine davon meine. Auch dieses Jahr lege ich diesen Obolus sehr gern drauf. Vor dem Start gönne ich mir Aufwärmen, schon allein um nicht in dem böigen Wind zu frieren. Das Feld wurde in 4 Blocks eingeteilt, Ultras zuerst, dann 3 Gruppen mit Marathonis und Halbmarathonis in Abhängigkeit zur geschätzten Endzeit. Ich habe mich dem letzten Block angeschlossen. Zum Start wird "Sirius" von Alan Parsons gespielt, uiui, das gibt schon ein wenig Gänsehaut, weil ich es spätestens im September wohl an anderer Stelle wieder hören werde.


Und schon geht es los. 746 Halbmarathonis, 163 Marathonis und 53 Ultras sind nun im Wald unterwegs. Am Anfang dauert es, bis es sich etwas auseinanderzieht. So komme ich nicht umhin, zwei ältere plauschende Männer hinter mir anhören zu müssen. Es geht um die Meldequoten der W65, warum auch immer. "Da sind genau 4 STÜCK gemeldet, 4 STÜCK hat es da." Habe ich gendertechnisch etwas verpasst, ist die nächste Eskalationsstufe ausgerufen und Frauen laufen nun unter dem Synonym "Stück"? Ha, immerhin kenne ich die AK-Siegerin dieser Klasse bestens und die war garantiert schneller als dieser Experte.


Das Bildmaterial ist etwas eintönig. Wald ist eben Wald, dazu überwiegend trübes Licht. 

Was sich nicht so gut darstellen lässt ist der teils unangenehme Wind. Der Streckensprecher warnte uns vor, dass der Borkenkäfer für einige zusätzliche Schneisen gesorgt hat, die uns mit dieser Art Frischluft versorgen würden. In Gedanken überlege ich, wann und wo der Wind von vorn kommen müsste. Aber Pustekuchen, der kommt ziemlich öfter als gedacht von vorn...




In der Woche zuvor hatte ich nur zwei verhaltene Laufeinheiten absolviert und beide Male fühlte ich mich bleischwer. Doch beim Einlaufen habe ich das Gefühl, dass heute vielleicht etwas geht. Und tatsächlich bekomme ich so ab km 8 plötzlich ansatzweise Flügel. Es läuft plötzlich fast verdächtig flott. Nicht nur auf den Abwärtspassagen (der Kurs hat 170 Höhenmeter), sondern auch auf horizontalen Abschnitten. Ein herrliches Gefühl. Ich überhole und überhole. An den Getränkepunkten nehme ich mir die Zeit, gehend zu trinken, kann dann aber immer wieder alle einholen, die mich dabei passierten. Das ist fast zu viel des Guten...
Denn hier im Königsforst wird es ja eigentlich gegen Ende gemein, die letzten 5 km geht es stetig bergan und der Zielsprint wird gar mit einer richtig gemeinen Steigung verlangsamt.



Also so wird mein Flügelgefühl auf den letzten km etwas ausgebremst. Schon ab km 16 ist mein Puls im roten Bereich und ab km 18 deckt sich mein Laufgefühl auch damit. Aber dennoch, es wird mein bisher bester Lauf hier mit 2:07 Std. Ich hatte zwar zwischendrin das Gefühl, es müsse deutlich näher an 2 Stunden gehen, aber die Strecke ist profiliert und eben kein Flachkurs.


Im Zielbereich warten zwei alte Bekannte, die auch schon letztes Jahr den Läuferinnen und Läufern die Ehre erwiesen haben, der amerikanische Wüstenbussard und der kleinere Turmfalke. Beide von der Bergischen Greifvogelhilfe, einer Auffangstation für diese Art Vögel, die sich hier präsentiert und gerne Spenden entgegennimmt.
Und eine wunderbare Köstlichkeit stand dort auch bereit: Warme salzige Brühe, herrlich nach solch einem Rennen!
Die diesjährige Medaille ist übrigens ein Eisvogel, der nun mit dem Wüstenbussard aus 2020 und dem Kleiber aus 2021 ein Trio bildet.




15 Kommentare:

  1. Eine durch und durch sympathische Veranstaltung liebe Elke, die mich durchaus auch immer wieder reizt (wenn doch nur die Zeit dafür frei wäre). Überschaubare Größe, für jeden Läufertyp was dabei, umweltbewußt, eigentlich sollte sowas Grundbedingung für Veranstaltung sein. Und Du hast jetzt einen Vogel mehr :-) Sehr verdient übrigens bei den Bedingungen, herzlichen Glückwunsch! Der Wind war echt nicht ohne, das kann ich bestätigen, dazu noch so ein Profil, eine schöne Herausforderung. Jetzt aber erstmal die Beine hoch und dann das Frühlingswetter (ohne Sturm!) geniessen. Liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      das wäre sicher was für dich! Liegt ja auch noch gut erreichbar aus Düsseldorf und mit den Parkhinweisen des Veranstalters findet man auch immer noch einen Parkplatz. Besonders die umweltbewusste Durchführung finde ich vorbildlich. Ha, genau, jetzt habe ich NOCH einen Vogel mehr :-) Und wie ich gestern schon die Beine hochgelegt habe!
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  2. Super gemacht, liebe Elke!
    Es gibt Leute,die sagen, dass bleischwere Beine ein gutes Zeichen für einen bevorstehenden Wettkampf sind, und du hast gerade diese "Regel" bestätigt.
    Wunderbar, wenn man andere fliegend überholen kann, besonders als "Stück"!
    Haha, das hätte mich ja so gereizt, mich in dieses Gespräch einzumischen. :-)
    Mir gefällt der umweltbewusste Charakter dieser Veranstaltung. Und die beiden Greifvögel am Schluss sind das Tüpfelchen auf dem i.
    Sieht die Eisvogelmedaille gut aus?

    Gute Erholung und liebe Grüsse aus dem sandigen Namibia!

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    1. Liebe Catrina,
      stimmt, die "bleierne" Regel habe ich auch mal gehört. In diesem Fall kann ich sie bestätigen, obwohl sie einen eher unruhig macht im Vorfeld.
      Haha, dieser Typ! Hätte er über W60 gelästert,hätte ich mich als betroffenes "Stück" sicher zu Wort gemeldet, aber in dem Moment war er mir den Atem nicht wert.
      Ich finde auch den grünen Aspekt dort sehr gut. Nun müssten noch die Einwegbecher ersetzt werden. Immerhin landen sie fast alle in Auffangbehältern.
      Die Medaille siehst du auf dem allerersten Bild in der linken Hälfte. Ja, sie ist gelungen und passt gut zu den anderen Vögeln ;-)
      Ah, Namibia, schon wieder Auszeit....?
      Danke und liebe Grüße aus dem heute wieder sonnigen Rheinland!
      Elke

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    2. Ah ja, da ist sie ja, die Medaille! Schön!

      Nein, eher eine Visa-technische Sache...unser Visum drohte abzulaufen, da müssen wir raus und wieder rein. Wir hoffen, dass wir bald eine längere Genehmigung bekommen, aber die südafrikanische Bürokratie ist eine Nummer für sich. :-)
      Wir fliegen am Mittwoch wieder nach Cape Town, aber diese Namibia-Ausflug ist sehr interessant. Ich bin überrascht, wie deutsch alles ist!

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    3. Das hatte ich schon vermutet, dass es wegen des Visums ist. Aber so kann man ja das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden :-) Namibia war ja mal eine der wenigen deutschen Kolonien. Ich habe schon oft gehört, dass man das immer noch spürt. Dennoch wäre euch zu wünschen, dass sich da eine erleichternde Regelung für euch ergibt.
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke,

    schön von der aktiven Elke zu lesen, bei einem realen Lauf! :-)

    ... und gräm dich nicht, du warst immerhin fast 10 Min. schneller als ich. Bin gestern auch exakt einen Halben gelaufen und der hatte nur unerheblich mehr Höhenmeter (441 hm). ;-)

    Also, gratuliere.

    Zu den, darf ich sagen, Dummschwätzern hinter dir, ist es wohl das Beste zu schweigen und sich den Atem zu sparen. So despektierlich, Achtung Schublade, sind doch nur Kleingeister unterwegs!

    Hattest du letztes Jahr die Kleiber-Medaille gezeigt? - Vielleicht hab ich nicht aufgepasst, es ist einer meiner Lieblingsvögel. Muss nochmal recherchieren, wenn ich am Rechner sitze. Hier am Handy ist es mir manchmal zu klein.

    Erhol dich und bleib gesund!
    Liebe Grüße Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      ja das stimmt, immerhin schneller als zuvor dort. Und wenn ich dann auch noch schneller war als du (hüstel), nee, Spaß, in einem echten Rennen läuft es sich einfach doch immer eins flotter.
      Die Medaillen sind immer auf dem allerersten Bild mit drauf, aber ich habe meine drei Vögel gerade nochmal extra ans Ende des Posts gehangen.
      Danke, und bleib auch du schön gesund!
      Liebe Grüße
      Elke

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    2. ... ah da ist ja die Spechtmeise, der Kleiber!

      Vielen Dank dir, liebe Elke!!!

      Liebe Grüße Manfred

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  4. Liebe Elke,
    wow, ich gratuliere dir! Wie toll ist das denn - du hast einen richtig superduper Einsammellauf hingelegt und nicht mal die Windböen des doch sehr ausgedünnten Waldes konnten dich einbremsen! :D
    Kaum sah ich die beiden Greifvögel am Ende des Berichts, fiel mir dein letztjähriger Lauf wieder ein. Hatten wir da nicht wegen einem der beiden gerätselt?
    Die Medaillensammlung ist super - die lassen sich da wirklich was einfallen! :)

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    1. Liebe Doris,
      danke dir! Ja genau, letztes Jahr war die Art des größeren der beiden unklar. Diesmal bekam ich mit, wie zu ihm erklärt wurde, es sei ein amerikanischer Wüstenbussard. Damit lag Manfred mit seinem Tip richtig.
      Ja, die Medaillen animieren richtig zum Lauf-Abonnement dort. Sie sind auch hochwertig gemacht.
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Ja ja, liebe Elke, der Wind der Wind, das himmlische Kind, dazu noch ein paar mehr Höhenmeter und fertig ist die sehr gute Zielzeit! :-)

    Aller guten Dinge sind drei, also mußte es nach zwei bleiernen Läufen beim HM wieder richtig rund laufen.

    Lange Rede kurzer Sinn: Super gemacht, Glückwunsch zum Finish
    und liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      aber du willst bitte nicht andeuten, dass ich solches brauche um einen guten Lauf zu haben...?
      Ich glaube, in dem Fall war es mehr dir Freude, mal wieder ein richtiges Event haben zu können. ;-)
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke,
    herzlichen Glückwunsch zur Bestzeit! Da hat sich das ganze 'Bergtraining' gelohnt für dich.
    Den Umweltaspekt finde ich auch sehr sympathisch.

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    1. Liebe Roni,
      danke! Dieser Lauf hat mal wieder Spaß gemacht und spornt zum Training an.
      Liebe Grüße
      Elke

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